Alle Apotheken in Dorsten am 14. Juni geschlossen „Wir werden kaputtgespart“

Alle Apotheken am 14. Juni geschlossen: „Wir werden kaputtgespart“
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Zum gemeinsamen Fototermin am Freitagmorgen haben es nur einige Apothekerinnen und Apotheker aus Dorsten geschafft. Sie konnten nicht weg aus ihrem Geschäft, der Personalmangel ist einfach zu groß gewesen.

Am kommenden Mittwoch (14. Juni) ist das anders. Dann sind alle 17 Apotheken in Dorsten ganztägig geschlossen. Die Inhaber haben zwischen 10 und 14 Uhr eine Demonstration auf der Essener Straße in der Innenstadt angekündigt.

„Es wird wirklich Zeit, dass sich was ändert“, sagt Gerrit Nattler (Elisana Apotheke) stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen und etwa 150 überwiegend weibliche Beschäftigte. „Alleine in den letzten Jahren haben ja auch in Dorsten mehrere Apotheke schließen müssen.“

Nattler spricht von einer „existenziellen Bedrohung“ der Vor-Ort-Apotheken. Politik und Krankenkassen würden Apotheken mit Bürokratie ersticken, während die Bezahlung der Apotheken seit fast 20 Jahren nicht erhöht worden sei. „Die Kosten für Personal, Strom und Logistik sind aber um 40 Prozent gestiegen“, wird am Mittwoch auf Plakaten zu lesen sein.

Die Apotheker in Dorsten protestieren also, weil die Bundesregierung ihre Arbeit „massiv gefährdet“. Das „Faktenblatt“, das Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor wenigen Tagen veröffentlicht hat, „ähnelt einer Kriegserklärung der Apotheken vor Ort“, meint Nattler.

Demnach sei unter anderem das Einkommen der Apothekerinnen und Apotheker und der Absatz von Arzneimittelpackungen deutlich gestiegen. Von Engpässen bei Medikamenten könne keine Rede sein, meint der Minister.

Festbetrag nicht angepasst

Juliane Stark-Kreul, Sprecherin der Apothekerschaft im Kreis Recklinghausen, stößt hingegen ins gleiche Horn wir ihre Kolleginnen und Kollegen in Dorsten. „Die Politik der Bundesregierung gefährdet unsere Arbeit massiv. Das Versorgungssystem ist aber voller Bürokratie und drohender Strafzahlungen an die Krankenkassen.“

Arzneimittel-Lieferengpässe habe die Arbeit noch komplizierter gemacht und koste Kraft und Zeit. „Eine finanzielle Anerkennung für diese Mehrarbeit wird den Apotheken jedoch versagt. Auch hier fordern wir von der Politik eine gerechte Lösung.“

Das Honorar der Apotheken besteht zu einem wesentlichen Anteil aus einem Festbetrag, der die laufenden Kosten abdecken soll. Dieser Festbetrag wurde seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr angepasst, „trotz der zwischenzeitlich immens gestiegenen Kosten“, beklagen sich die Apotheker auch in Dorsten. „Dies ist nicht mehr nur ungerecht, sondern inzwischen für viele Apotheken existenzgefährdend.“

Apotheken kaputtzusparen, bedeutet die flächendeckende, niedrigschwellige und wohnortnahe Arzneimittelversorgung kaputtzusparen, so Stark-Kreul.

Werben um Verständnis

Auf diese Missstände wollen die Apotheker am nächsten Mittwoch zwischen 10 und 14 Uhr in der Essener Straße hinweisen - und mit Handzetteln und in Gesprächen mit den Patienten um Verständnis werben. Bürgermeister Tobias Stockhoff hat sich für den frühen Nachmittag angekündigt.

Die Alte Markt Apotheke, Essener Straße 8, übernimmt am Mittwoch (14.6.) die Versorgung der Patienten mit Notfall-Medikamenten.

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