
© Claudia Engel
Agatha-Schule ist uralt: Erste Erwähnung als Jungenschule im Jahr 1400
Aus der Schulchronik
Die Agatha-Schule ist die älteste Schule Dorstens: Erstmals wird sie um 1400 erwähnt. Jetzt wird sie abgerissen. Das Stadtarchiv hat die Chronik von Elke Stevens von 1995 zur Verfügung gestellt.
Die Dorstenerin und Lehrerin der Agatha-Schule, Elke Stevens, hat 1995 aus Anlass der 100-Jahr-Feier der Agatha-Schule am Standort Voßkamp 7 eine Chronik der Schule zusammengestellt, der wir herausragende Ereignisse entnommen haben. Dorsten hatte auf Betreiben von Bürgern schon um 1400 eine einklassige Elementarschule. Sie war aber nur für Jungen bestimmt.
Um 1550 hat die Schule zwei Klassen, eine deutsche und eine lateinische. Oft werden die Schüler in kleinen, dunklen, unbeheizten Schulräumen ohne Bodenbeläge unterrichtet. Die Schüler müssen die Reinigung selbst übernehmen. Schüler bringen Holz oder Torf selbst mit oder zahlen dem Lehrer Geld, damit der Raum beheizt werden kann.
Um 1674 werden auch Mädchen unterrichtet
Um 1674 werden in Dorsten erstmals auch Mädchen unterrichtet in der „Mestersche Schole“, der Mädchenschule.
1699 übernehmen neben weltlichen Lehrerinnen die Ursulinen die Verpflichtung, Unterricht unentgeltlich in der „Mesterschole“ zu erteilen. Bis zur Errichtung einer einstöckigen Schule waren 260 bis 300 Kinder in zwei Klassenräumen untergebracht. Bis zum endgültigen Neubau der städtischen Schule (heute alte Agatha-Schule am Voßkamp) im Jahr 1895 sind vier Mädchenklassen der katholischen Elementarschule im Ursulinenkloster untergebracht.
1825, mit der Einführung der Schulpflicht, werden in einem Klassenraum noch bis zu 100 Kindern unterrichtet.
Strenge Anweisungen zum Lernen
Zu den Fächern Lesen, Schreiben, Rechnen gab es strenge Anweisungen: Schulneulinge müssen nach einem halben Jahr alle Wörter buchstabieren und lesen können, kleine Buchstaben auf Schiefertafeln schreiben und zu kleinen Wörtern zusammensetzen können. Ebenso sollen die Anfänger nach wenigen Monaten das Hauptstück des Katechismus auswendig aufsagen können. Zu den üblichen Schulfächern werden Stricken, Weben, Spinnen, Obstanbau unterrichtet.
1833 sind viele Schulkinder in den Fabriken beschäftigt, sodass sie oft nur eine Unterrichtsstunde am Tag in der Schule besuchen. Körperliche Bestrafung wird 1833 als „normales“ Strafmittel gesehen, obwohl es Stimmen von Pädagogen und Geistlichen gibt, dieses Mittel abzuschaffen.
Evangelische Kinder werden ausgelagert
1887 bekommen die evangelischen Schüler ein eigenes Schulgebäude an der Bochumer Straße. 1895 sind durch die Schulpflicht die Schülerzahlen so gestiegen, dass zeitweilig immer noch bis zu 80 Kinder in einer Klasse sitzen. Ein Neubau wird erforderlich. Die älteste Knabenschule, angesiedelt in der Kirchgasse an der Agatha-Kirche, zieht mit vier Klassen in die Agatha-Schule am Voßkamp. Diese wird bald wieder zu klein und man benutzt die alte Kirchschule als Unterrichtsstätte. 1913 werden zwei Klassenräume an den Nordflügel der Agatha-Schule angebaut. 1924/26 werden ein zweiklassiger Schulpavillon und eine dreiklassige Baracke auf dem Gelände an der Feldhausener Straße aufgestellt. 1939 wird die Agatha-Schule zur Gemeinschaftsschule, die Zahl der Religionsstunden wird gekürzt.
90 Prozent der Gebäudesubstanz im Krieg zerstört
Am 22.3.1945 werden 90 Prozent der Gebäude der Agatha-Schule bei einem Bombenangriff zerstört. Wegen der Zerstörung sind die meisten Klassen ausgelagert. Es findet nur verkürzter Unterricht statt. 1948 wird das neue Schulgebäude mit vier Klassenräumen eingeweiht. Mit den ausgelagerten Klassen hat die Agatha-Schule 1.000 Schüler, die in 21 Klassen in nur elf Schulräumen im Schichtunterricht unterrichtet werden. 1949/50 wird das Schulgebäude nach Osten um vier Räume erweitert, bekommt ein Treppenhaus und ein großes Eingangsportal. 1960 bekommt die Schule eine Turnhalle. 1968 wird die alte Volksschule in Grund- (Klassen 1 bis 4) und Hauptschule (Klassen 5 bis 9 ) getrennt.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
