AfD wählt in Dorsten eine neue Parteispitze Ein Vorstand der „Namenlosen“

AfD wählt in Dorsten eine neue Parteispitze, verschweigt aber Namen
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Simone Paulsen lächelt in die Kamera. Wenige Minuten zuvor ist sie als Vorsitzende des AfD-Stadtverbandes in Dorsten wiedergewählt worden. Die Herren um sie herum auf dem Foto, das zuerst in sozialen Medien veröffentlicht wurde, schauen fast genauso freundlich. Sie sind mit einer Ausnahme (Landtagsabgeordneter Dr. Christian Blex war Versammlungsleiter) auch in den Vorstand gewählt worden.

Da ist zum Beispiel Reinhold D. Er ist der neue Stellvertreter von Simone Paulsen. Oder Werner H., Darius K. und Ramunas V. Allesamt von den „zahlreich erschienenen Mitgliedern“ zu Beisitzern gewählt worden. Ihre Nachnamen nennt die Partei ebenfalls nicht.

In Thüringen stellt die AfD erstmals einen Landrat. In Raguhn-Jesnitz (Sachsen-Anhalt) wird erstmals ein AfD-Politiker Bürgermeister. In Umfragen hat die Partei bundesweit gerade die SPD überholt.

Die Freude über die jüngsten Wahlerfolge und Prognosen ist auch bei der AfD in Dorsten groß, wie verschiedene Posts in den sozialen Medien zeigen. Die Namen ihrer wichtigsten Repräsentanten in der Stadt hält sie im Gegensatz zu anderen Parteien trotzdem lieber geheim.

Viel Gegenwind für die AfD in Dorsten

Warum? Darüber schweigt sich Simone Paulsen trotz zweifacher Nachfrage aus. Stattdessen schickt die Sprecherin drei Sätze als offizielle Pressemitteilung, in der überhaupt keine Namen und Ämter mehr genannt werden.

Dazu passt: Auch nach dem Einzug in den Stadtrat im Herbst 2020 teilt die Partei öffentlich weder Ort noch Zeit mit, wenn mal wieder ein Stammtisch ansteht.

Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) hat kürzlich in einem Interview mit dieser Zeitung noch einmal seine Position gegenüber den Rechtspopulisten verdeutlicht. „Eine Zusammenarbeit scheidet für mich aus. Wer Rechtspopulisten wie Björn Höcke in seinen Reihen duldet, der ist für mich als demokratischer Verhandlungspartner inakzeptabel.“

Eine klare Abgrenzung der Dorstener AfD-Vertreter zum verfassungsfeindlichen Teil dieser Partei sei für ihn nicht erkennbar, so Stockhoff. Im Stadtrat will niemand etwas mit der dreiköpfigen Fraktion zu tun haben. Das unterstützt auch das Bündnis „Wir in Dorsten gegen Rechts“, das die AfD seit Jahren kritisch beurteilt und sich gerne auch öffentlichkeitswirksam gegen jede Form von Rechtspopulismus wendet.

Vielleicht erklärt das ja die Zurückhaltung der AfD. Die jüngste Vorstandswahl, das belegen Fotos, die die Partei ins Netz gestellt hat, fand im VHS-Forum statt. Städtische Immobilien dürfen von Parteien grundsätzlich für Versammlungen gebucht werden - bis wenige Wochen vor einer Wahl.

Die „zahlreich erschienen Mitglieder“ - auf genauere Angaben wollte sich die alte und neue Vorsitzende auf Nachfrage ebenfalls nicht einlassen - haben dort ordnungsgemäß ihr Votum für den Vorstand abgegeben. Das bestätigten anschließend Ralf E. und Martina H, die das Amt der Zählkommission “perfekt ausübten“, wie es heißt.

Ob es bei der Versammlung Streitereien zu schlichten gab, ist nicht bekannt. Das wäre dann wohl ein Fall gewesen für den Vertreter des Landesschiedsgerichts der AfD, der unter den Gästen war: Thomas K.

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