Impfzentrum Recklinghausen

© Jörg Gutzeit

Ältere Menschen mit Termin am Impfzentrum abgewiesen

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Zahlreiche ältere Menschen kamen in den letzten Tagen nicht ins Impfzentrum in Recklinghausen, obwohl sie einen Termin hatten. Kreis und Kassenärztliche Vereinigung weisen Vorwürfe zurück.

Dorsten

, 09.03.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

1. März, 17.15 Uhr - Dieter Sossna hat es schwarz auf weiß, dass seine Frau zu diesem Termin die erste Impfung gegen das Coronavirus hätte bekommen sollen. Doch dazu kam es nicht. „Bereits bei der Ausweiskontrolle wurde meine Frau wegen ihres Alters abgewiesen“, berichtet der Dorstener. Damit war auch der zweite Termin am 26. März hinfällig.

Seine Frau ist erst 75, hätte allerdings wegen ihrer Vorerkrankung einen Anspruch auf eine frühzeitige Impfung gehabt, meint Dieter Sossna. Das hat den Sicherheitsdienst aber nicht interessiert. Was Familie Sossna nicht wusste: Derzeit gibt es drei Gruppen, die sich zur Impfung anmelden können - aber auf unterschiedlichen Wegen.

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Das Ehepaar aus Dorsten hat den falschen Weg gewählt, nämlich die bekannte Homepage des Patientenservice (www.116117.de). „Die Plattform ist nur für Menschen vorgesehen, die 80 Jahre oder älter sind“, erinnerte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung, Vanessa Pudlo, am Dienstag an frühere Mitteilungen. „Wer nicht zu dieser Gruppe gehört und dort dennoch einen Termin bucht, wird nicht geimpft.“ Auf der Startseite der Homepage fehlt ein solcher Hinweis allerdings.

Trotz einer Terminbuchung wurde eine Frau aus Dorsten nicht gegen Corona geimpft.

Trotz einer Terminbuchung wurde eine Frau aus Dorsten nicht gegen Corona geimpft. © privat

„Einige“ Menschen wurden abgewiesen

Familie Sossna hat vielleicht deshalb gedacht, sie wäre an der richtigen Stelle, ließ das vermeintlich unwichtige Häkchen bei der Altersangabe aus und bekam den gewünschten Termin. So haben es andere Senioren auch gemacht. Kreissprecherin Svenja Küchmeister spricht vage von „einigen“ Menschen, die in den letzten Tagen ohne Impfung wieder nach Hause fahren mussten, als sie hoffnungsvoll mit ihrem Terminzettel vor dem Impfzentrum standen. Eine Betroffene (76) aus Castrop-Rauxel nannte das gegenüber dem WDR „würdelos“.

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Drei Gruppen, unterschiedliche Verfahren

Derzeit gibt es tatsächlich drei Gruppen, die sich zur Impfung anmelden können: Personen über 80 Jahre, bestimmte Berufsgruppen und Menschen, die aufgrund einer außergewöhnlichen medizinischen Situation dringend vorzeitig geimpft werden müssen. Für jede Gruppe hat das Land einen eigenen Anmeldeweg vorgesehen:

  • Die Generation Ü80 bucht auf der Homepage des Patientenservice einen Termin oder telefonisch (0800 116117 02).
  • Bestimmte Berufsgruppen können auf einer Homepage des Arbeiter-Samariter-Bundes (www.asb-vest-re.de/impftermine-fuer-priorisierungsgruppen) einen Termin verabreden. Details dazu gibt es auf der Homepage des Kreises (www.kreis-re.de)
  • Menschen, die aufgrund einer außergewöhnlichen medizinischen Situation dringend vorzeitig geimpft werden sollen, stellen per E-Mail (prioimpfung@kreis-re.de) einen „formlosen Antrag mit aussagekräftigem ärztlichen Attest samt Diagnose“.

Das wäre wohl auch für Familie Sossna der richtige Weg gewesen. Aber ob sie dann einen Termin bekommen hätte?

Die Kreisverwaltung spricht von einer „Flut von Anträgen“, ein Großteil müsse jedoch abgelehnt werden. „Nur sogenannte Härtefälle werden bevorzugt behandelt“, sagt der Leiter des Impfzentrums, Patrick Hundt. „Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn jemand vor einer Chemotherapie oder einer Organtransplantation steht.“

Viele ältere Menschen werden sich indes noch einige Wochen gedulden müssen. „Diejenigen, die aufgrund von Vorerkrankungen in Prioritätsgruppe 2 aufgeführt sind, werden vom Land gesonderte Impftermine bekommen“, betont Hundt. „Die Verfahrensweise ist aber noch nicht abschließend geklärt.“