
© Guido Bludau (A)
Wulfener Markt mobilisiert Bürger: So können sie beim Neubau mitreden (mit Video)
Abriss und Neubau
Die Wulfen-Konferenz ist immer sehr gut besucht. Am Dienstagabend war sie besonders gut besucht. Und das hatte einen speziellen Grund: den Wulfener Markt.
Die seit Langem leer stehende Immobilie Wulfener Markt wird abgerissen, an ihrer Stelle werden neue Pläne für das riesige Grundstück in bester Lage der Ortsteile Wulfen und Barkenberg geschmiedet. So viel steht fest. Zur jüngsten Wulfen-Konferenz am Dienstagabend fanden sich trotzdem knapp 200 Stadtteilbewohner im Gemeinschaftshaus Wulfen ein, um mehr zu erfahren. Den „Lost Place“ wollen alle gerne schnell loswerden.
Ihr Interesse zielte besonders auf die kommende Bürgerrunde für einen Architektenwettbewerb und dessen europaweite Auslobung zur Reaktivierung des Wulfener Marktes ab. Die Vorschläge der Rahmenplanung, entworfen vom Barkenberger Büro Schmidt-Domogalla, sollen kommende Woche als Diskussionsgrundlage für weitere Details dienen. Hannes Schmidt-Domogalla wird dann in die Möglichkeiten einführen, bevor die Bürger ihre Ideen vortragen können.

Regierungspräsidentin Dorothee Feller überreicht den Förderbescheid in Höhe von 3,7 Millionen Euro des Landes zum Abriss und Sanierung der Fläche Wulfener Markt. © privat
Stadtbaurat Holger Lohse wollte am Dienstagabend bei seiner Anmoderation des Themas Reaktivierung Wulfener Markt nicht allzu viel vorwegnehmen. Denn erst am 17. März (Donnerstag), 18 Uhr, geht es im Gemeinschaftshaus Wulfen richtig ans Eingemachte: Dann findet die erste Bürgerrunde statt, bei der Ortsteilbewohner in die Diskussionen um weitere Bausteine für die Neugestaltung des Wulfener Marktes mitreden können.
Auslobungstext für Architektenwettbewerb
Der Realisierungs- und Architektenwettbewerb ist eine erste Hürde auf dem Weg zu einem neuen Wulfener Markt im Jahr 2025. Inhaltlich sollen die Stadtteilbewohner mit diktieren, was sie von den Architekten erwarten. „Diesen Wettbewerb wird nicht gewinnen, wer das meiste Geld gibt, sondern derjenige, der das beste Konzept hat“, sagte Lohse. Das setzt voraus, dass der Auslobungstext für den europaweiten Wettbewerb bis ins kleinste Detail auf die Bedürfnisse und Bewandtnisse von Barkenberg abgestimmt wird. Und hier kommen die Bürger mit ins Spiel. Denn die Planung soll zu den umwelt- und sozialpolitischen Besonderheiten des Ortsteils passen.
Ein erfahrenes Architekten- und Stadtplanerteam vom Büro Bäumle in Darmstadt begleitet die Ideenwerkstatt in Barkenberg, nimmt ihre Anregungen und Impulse auf und verarbeitet sie professionell zur weiteren Verwendung. Das Team ist spezialisiert auf kreative und maßgeschneiderte Wettbewerbs- und Verfahrensbetreuung. „So ein Verfahren ist typisch für Barkenberg“, sagte Lohse. Schon von Anbeginn an habe es in dem Ortsteil Ausschreibungen und Wettbewerbe zu herausragenden Bau-Projekten gegeben.
Der weitere Fahrplan für 2022 sieht vor, dass die Ergebnisse des Architektenwettbewerbes im Sommer von einem Preisgericht begutachtet werden. Noch stehen nicht alle Jurymitglieder fest. Fest steht aber schon, dass der Sieger des Architektenwettbewerbs „verpflichtet ist, sein vorgelegtes Gewinner-Konzept in der beworbenen Qualität umzusetzen“. „Beirat und Bürgerwerkstatt werden das begleiten und darauf schauen“, kündigte Holger Lohse an.
Alte Konzepte neu beleben
Qualität heißt für viele Ortsteilbewohner auch, das machte ein Redebeitrag deutlich, dass bei der Reaktivierung des Wulfener Marktes die Nachhaltigkeit und der Einsatz erneuerbarer Energien tragende Rollen spielen dürften. Photovoltaik, Holz als Baumaterial, Nutzung der Kalten Nahwärmeleitung - all das soll und kann in die Planung mit einfließen. Es sei sinnvoll, solche bestehenden Konzepte wieder aufzugreifen, meinte etwa ein Bürger. Was genau am Ende herauskommt, dürfte ein spannender und aufregender Meilenstein in der Geschichte Barkenbergs sein.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
