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500 verzweifelte Bauwillige wollen ein Grundstück im Neubaugebiet
Immobilienmarkt
Nie waren Immobilien in Dorsten so wertvoll wie heute. Der Gutachterausschuss berichtet von erstaunlichen Entwicklungen. Ein Beispiel zeigt, wozu verzweifelte Bauwillige bereit sind.
Einmal im Jahr gibt der Gutachterausschuss unter Vorsitz von Dörthe Schmidt die Preisentwicklungen für Wohnimmobilien heraus. Nun gibt es eine aktuelle Wasserstandsmeldung. Und die verheißt Kaufwilligen nichts Gutes. Denn: „Der Gutachterausschuss registriert weiter steigende Preise für Wohnimmobilien in Dorsten.“
Demnach liegen die Durchschnittswerte für verschieden Baujahresklassen 11 bis 17 Prozent über Vorjahreswerten, sagt die Vorsitzende des Gremiums Dörthe Schmidt in einer Pressemitteilung.
Dabei sind die Preise in Dorsten schon längst auf dem mutmaßlichen Siedepunkt angekommen: Etwa 340 Euro pro Quadratmeter zeigt Boris.nrw als Bodenrichtwert für ein Tortengrundstück auf der Hardt an - 2011 waren es noch 240 Euro/Quadratmeter. In der Altstadt sieht es nicht viel anders aus: 310 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zu 240 Euro im Jahr 2011.

Dörthe Schmidt ist Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in den Städten Dorsten, Gladbeck und Marl. © privat
Der Markt gibt diese Spitzentarife her. Verantwortlich dafür sind die hohe Nachfrage, die niedrigen Zinsen für Baudarlehen und das spärliche Angebot von Neubaugebieten und gebrauchten Wohnimmobilien.
Auch außerhalb von Dorsten stellt sich die Lage auf dem Bauland dramatisch dar. Und trotzdem rennen die Bewerber den Anbietern die Türen ein, wie ein aktuelles Beispiel aus dem Nachbarort Dorstens in Gelsenkirchen-Hassel zeigt.
Die RAG Montan Immobilien plant am Landschaftspark des Stadtteils Hassel, 46 Grundstücke zwischen 339 und 686 Quadratmeter an Bauwillige zu verkaufen. Der Quadratmeterpreis für den Boden liegt bei 315 Euro. Das ist etwa weniger als auf der Dorstener Hardt und für Gelsenkirchen ein recht happiger Preis. Doch Sprecher Stephan Conrad wiegelt ab: „Der Kaufpreis liegt im mittleren Segment in Gelsenkirchen“, sagt er.
Kaufinteressenten stehen Schlange
Trotz der Preise von 106.785 Euro bzw. 216.090 Euro pro Grundstück ohne Haus stehen die Kaufinteressenten Schlange. RAG Montan Immobilien bekräftigt mit der extrem hohen Nachfrage ein Phänomen, das sich auch schon in den raren Neubaugebieten in Dorsten gezeigt hat. Die Kaufinteressenten sind gewillt, alles zu geben für ein Baugrundstück.
„Wir haben 500 auf der Warteliste vermerkt“, sagt Montan-Immobiliensprecher Stephan Conrad auf unsere Anfrage. Aberwitzige Angebote gebe es zudem vor dem offiziellen Beginn des Online-Bieterverfahrens: „Manche haben gefragt, ob sie das Bieterverfahren umgehen könnten und gegen eine bestimmte Summe Zugriff auf ein Grundstück bekommen könnten.“ Das geht natürlich nicht.
Bekommen sie aber nicht. Denn die RAG hat zusammen mit der Stadt Gelsenkirchen vereinbart, dass alles nach rechten Dingen zugehen soll. So müssen sich Kaufinteressenten zunächst per Mail anmelden bis spätestens 17. Oktober (Sonntag): vermarktung_stadtteilpark-hassel@rag-montan-immobilien.de. Weitere Informationen zu diesem Bauprojekt finden Kaufinteressenten unter www.rag-montan-immobilien.de
Erst nach Eingang der Anmeldungen wird RAG Immobilien die Info-Veranstaltung für das Projekt bekanntgeben. Stephan Conrad: „Ich kann jedem Bewerber nur dazu raten, teilzunehmen.“ Danach registriert ein Computer die ernsthaft Interessierten nach Eingang. So wird das unbestechliche Auge der Künstlichen Intelligenz über den rechtmäßigen Ablauf wachen.
Bewerber, die in Dorsten bislang leer ausgegangen sind, sollten sich keine Hoffnung machen, dass sie in unmittelbarer Nähe von Dorsten günstiger zum Zug kommen. In Haltern ist die Preislage ähnlich explosiv wie in Dorstens Spitzenlagen: Zwischen 300 und 400 Euro pro Quadratmeter Boden sind bei den Nachbarn in der Seestadt gang und gäbe. Vorausgesetzt sie finden Eigentümer, die bereit sind, Haus und Grund zu verkaufen.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
