
© privat
Castrop-Rauxelerin erklärt: Darum nehme ich Ukrainerinnen auf
Ukraine-Krise
Sie haben Platz und machen nun aus ihren Häusern Wohngemeinschaften: Ein Ickerner Paar und eine Frohlinder Familie nehmen Ukrainerinnen auf. Uns erklären sie, warum und wie das geht.
Was können wir tun in der Ukraine-Krise? Diese Frage stellen sich auch in Castrop-Rauxel viele Menschen. Zwei haben eine Antwort für sich gefunden: Ein Paar aus Ickern und eine Familie aus Frohlinde nehmen ukrainische Mütter mit ihren Kindern auf.
Aus einem Einfamilienhaus in Frohlinde wird eine WG
Nina aus Frohlinde fuhr am Sonntag nach Köln. Seither lebt sie in ihrem Einfamilienhaus nicht mehr mit dem Mann und zwei Kindern, sondern zu siebt: „Wir haben Sonntag eine schwangere Mutter und ihre zwei Töchter bei uns aufgenommen“, erzählt sie am Sonntagabend. Die Töchter sind 8 und 15 Jahre alt, die Familie ist vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet.

Ein richtiges kleines Apartment haben die Ukraine-Flüchtlinge in Frohlinde bei der Familie von Nina: Couch, Kochecke und Schlafzimmer. © privat

Ein Bett unterm Dachfenster: Die Familie aus Frohlinde hat ihr Dachgeschoss für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung gestellt. © privat
Nun hat die Familie ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer zum Wohnen bekommen: Im Dachgeschoss war noch Platz frei. „Warum wie sie aufgenommen haben? Weil sie genauso Menschen sind wie wir“, sagt Nina. „Weil sie Hilfe brauchen und weil ich versuche, mich in ihre Lage zu versetzen. Was wäre, wenn es mir genauso gehen würde? Und ich dringend Hilfe benötigen würde?“

Nina aus Frohlinde © privat
Zustande kam die Sache dann über eine Facebook-Gruppe namens „Unterkünfte für Ukrainer“ mit nun 600 Mitgliedern. „Die Gruppe hilft Menschen, Flüchtlinge aufnehmen zu können. So konnte ich Kontakt zur Mutter über WhatsApp bekommen und sie dann heute aus Köln abholen“, erzählt Nina.
Ein Zimmer für die Mutter, eines für den Sohn in Ickern-End
In Ickern-End wohnen Petra Susteck (55) und Sabine Brunsched (59). Auch sie entschieden spontan: Wir nehmen eine Familie auf. Am Sonntag war es so weit. „Wir nehmen auf, weil es meine Tochter und meine Enkeltochter auch getroffen haben könnte“, erzählt Petra Susteck. Sie lebt mit ihrer Frau und drei Hunden und Katzen in einem Haus mit 125 Quadratmetern Wohnfläche. Das Obergeschoss ist frei – Platz, um zu helfen: ein Zimmer für die Mutter, ein Zimmer für ihr Kind.

Bei Petra Susteck in Ickern-End ist im Obergeschoss Platz: Die Ukrainerin mit ihrem Sohn kann hier erst einmal eine sichere Unterkunft beziehen. © Susteck
„Wir sehen das als Menschenpflicht an, wenn man es tun kann“, sagt Petra Susteck. Sie informierte sich auch bei Facebook nach Gruppen, wo man Menschen vermittelt. Ein Waltroper, der sich sehr stark engagiere und schon große Hilfstransporte mit Sattelschleppern organisierte, brachte auf einem Rückweg die Frau und das Kind mit.
Susteck selbst ist Pädagogin, aber in dieser Woche noch krank geschrieben. Ihre Frau kommt Ende der Woche aus einer Kur zurück. Sie ist nicht berufstätig. So könne man nun das Ankommen für die Ukrainer managen: einkaufen fahren, sie registrieren und alles, was anfällt, regeln.

Bei Petra Susteck in Ickern-End ist im Obergeschoss Platz: Die Ukrainerin mit ihrem Sohn kann hier erst einmal eine sichere Unterkunft beziehen. © Susteck
Petra Susteck ist dankbar für die Hilfe aus Castrop-Rauxel, die sie bisher erfahren hat: ein Kinderfahrrad, ein Bett, Jungenkleidung habe sie gespendet bekommen in den vergangenen Tagen. „Das ist einfach nur toll“, sagt die 55-Jährige, die in einer Behinderten-Einrichtung arbeitet.
Presse-Besuch wollen sie vorerst nicht, um den Ukrainerinnen die Ankunft möglichst ruhig zu ermöglichen. Vielleicht in einigen Tagen, wenn sie angekommen seien. Das gilt auch für Nina und ihre neue WG in Frohlinde: Die Familie sei sehr dankbar und sehr freundlich, sagt sie noch am Sonntagabend nach dem ersten Kennenlernen. Nun müsse man schauen, wie es wird.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
