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Zoff zwischen KVWL und Gesundheitsministerium wegen Impftermin-Chaos
Coronavirus
Kassenärztliche Vereinigung und NRW-Gesundheitsministerium schieben sich die Verantwortung fürs Impftermin-Chaos in dieser Woche zu. Die KVWL habe auf die Probleme vorher hingewiesen, heißt es.
Manche Menschen über 80 Jahre riefen zigmal bei der Hotline an, kamen nicht durch. So wie Jan Bormann (82) aus Castrop-Rauxel, der sich am Freitag erzürnt an unsere Redaktion wandte. Er sprach von „Idioten“ und sagte, er verstehe nicht, warum man es nicht einfach anders gemacht hat: Warum hat man den etwas über 1 Million Menschen der ersten Impfgruppe nicht gleich Termine zugewiesen?
Diese Frage richteten wir an die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, die das Impf-Management im Auftrag des Landes-Gesundheitsministeriums übernahm, und an das Ministerium selbst. Aus der Pressestelle in Düsseldorf hieß es zwar, dass die Info-Briefe im Namen von Minister Karl-Josef Laumann an alle Impfberechtigten verschickt worden seien. Aber bei der konkreten Frage sei die KVWL Ansprechpartnerin.
KVWL: Hätten es auch anders machen können
Das sieht man bei der Pressestelle in Dortmund ganz anders. Heike Achtermann, Sprecherin der KVWL aus Dortmund, sagte am Freitag (29.1.) auf Anfrage unserer Redaktion: „Wir hätten uns auch eine andere Möglichkeit vorstellen können, es ist ja ohnehin ein Brief an alle rausgegangen. Man hätte direkt Terminvorgaben oder aber eine gestaffelte Terminvergabe machen können. Am Ende ist es so, wie wir es gemacht haben, vom Landesministerium vorgesehen gewesen. Wir als Körperschaft des Öffentlichen Rechts haben ausgeführt, was das Gesundheitsministerium vorgegeben hat.“
Aber gab es vorher Hinweise von der KVWL, dass das Verfahren problematisch werden könnte? „Wir hatten darauf hingewiesen, dass das eine extreme Herausforderung ist. Wir haben von Anfang an angesagt, das wird schwierig zu stemmen sein.“
Mittlerweile laufe es ja besser, so Heike Achtermann. „Aber für viele Betroffene war das schon lästig in diese Woche, für die tut es mir auch leid.“ Man werde sicher aus den bisherigen Erfahrungen lernen, „zumal die nächste Gruppe der Impfberechtigten größer ist“, sagt die Sprecherin. „Da kommen noch mal einige hinzu, es sind dann noch mehr Kontakte nötig.“
Bei der zweiten Impfgruppe will man aus Erfahrungen lernen
Die erste Impfgruppe umfasst mehr als 1 Million Menschen in NRW. Die zweite Impfgruppe sind die Menschen über 70 Jahre, geistig Behinderte, Menschen nach einer Organtransplantation, Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen, Behinderten und Schwangeren, Ärzte mit Corona-Kontakten, Polizisten, Mitarbeiter in Gesundheitsämtern und Bewohner sowie Beschäftigte in Obdachlosen- und Flüchtlingseinrichtungen.
Am Wochenende (30./31.1.) sollen neue Impftermine freigeschaltet werden.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
