
Wohin mit dem Geld in der inflationären Phase? Das fragen sich Menschen unter anderem in Castrop-Rauxel, die dafür bei Sparkasse und Volksbank so gut wie keine oder keine Zinsen bekommen. © Tobias Weckenbrock
Zinsen auf Einlagen: Castrop-Rauxeler verärgert über Sparkasse und Volksbank
Zinsentwicklung
Der Darlehenszins steigt in Deutschland seit Monaten deutlich. Aber was ist mit den Sparzinsen? Ein Castrop-Rauxeler wundert sich über Sparkasse und Volksbank.
Früher war immer klar: Wer einer Bank Geld gibt, der bekommt dafür Zinsen. Und wer bei einer Bank Geld leiht, bezahlt dafür Zinsen. Doch dieses System ist aus den Fugen geraten. Die Kreditzinsen waren lange so gering wie nie, steigen aber seit März 2022 auch wegen des Kriegs in der Ukraine rasant. Aber wer spart, das beklagt ein Castrop-Rauxeler, bekommt nach wie vor nichts. Wie kann das sein?
Der Mann, ein Habinghorster Ende 60, habe 50.000 Euro bei der Volksbank Castrop-Rauxel (Dortmund) auf einem Tagesgeldkonto liegen, und besitze ein „einfaches Sparbuch“ bei der Sparkasse Castrop-Rauxel (Vest). Bei beiden gelte seit Jahren: 0,0 Prozent Guthabenzins. „Dabei erhöhen die Zentralbanken die Leitzinsen, aktuell wird ja schon über den nächsten Schritt nachgedacht“, sagt der Mann.
„Seit Jahren bekomme ich nichts für mein Geld“
„Seit Jahren bekomme ich nichts für mein Geld, nun wird es durch die Inflation auch noch immer weniger wert. Bei der Frage nach Zinsen schauen die Banker betreten hoch und pfeifen durch die Luft. Man wird nicht mal informiert, es passiert einfach gar nichts. Wie kann das sein?“
Wir fragten bei der Volksbank Dortmund und der Sparkasse Vest Recklinghausen an. Aus den Pressestellen erhalten wir nicht allzu ausführlich Antworten: „Das Zinsniveau wird von der EZB maßgeblich beeinflusst“, heißt es von der Volksbank.
„Als die Negativzinsen angepasst wurden, haben wir als Dortmunder Volksbank sofort reagiert und keine Negativzinsen mehr berechnet. Des weiteren bieten wir bereits seit Wochen wieder Sparbriefe mit sehr attraktiven Zinssätzen an.“ Wo sie liegen, ist von Laufzeit und Einlagehöhe abhängig. Auf der Website findet man keine näheren Angaben.

Markus Göke, Chef der Volksbank in Castrop. © Tobias Weckenbrock
Man sei dabei, Anlageformen neu aufzulegen, die es in dieser Form in den vergangenen Jahren nicht mehr gab: „zum Beispiel Passivprodukte mit entsprechenden Zinssätzen“, heißt es weiter.
Einlagenzinsen: Der Grundgedanke des Sparens
Und die Sparkasse? Deren Sprecher Stefan Fokken erklärt: „Die Einlagenzinsen sind nicht nur vom EZB-Zinssatz abhängig, wir beobachten zusätzlich, wie sich die Kapitalmarktzinsen entwickeln. Die sind gerade in der letzten Woche stark gestiegen. Daher haben wir auf Sparkassenbriefen wieder laufzeitabhängige Guthabenzinsen eingeführt.“ Die genauen Zinssätze erführen Interessierte von ihren Beratern.

Stefan Fokken, Pressesprecher der Sparkasse Vest Recklinghausen © Tobias Weckenbrock
Auch er verweist darauf, dass die Sparkasse Vest seit 2014 nach Einführung von Negativzinsen durch die EZB „bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht an ihre Kundinnen weitergegeben“ habe. „Natürlich auch, weil es dem Grundgedanken des Sparens widerspricht“, so Fokken. „Als rein wirtschaftlich denkendes Unternehmen hätte die Sparkasse anders handeln müssen.“
Dem „verständlichen Wunsch nach einem Zinssatz jenseits der Inflationsrate“ könne die Sparkasse Vest aber wie alle Banken und Sparkassen in der aktuellen wirtschaftlichen Situation nicht nachkommen.
Auf unsere Ratgeber-Frage, was man als risikoscheuer Mensch in der inflationären Zeit mit Geld machen soll, wo auch der Aktienmarkt durch Krieg und Krisen volatil ist, gibt es von beiden Instituten erwartungsgemäß keine pauschale Antwort: „Das ist von der individuellen Vermögens- und Einkommenssituation abhängig“, sagt die Volksbank und verweist wie die Sparkasse auf persönliche Beratung.
„Es geht nun gerade oft um Einsparen von Ausgaben, Bilden von Rücklagen, Zusammenhalten des Ersparten“, sagt Sparkassen-Sprecher Fokken. „Und hoffentlich kommt dann schnell wieder die Zeit, in der wir uns Wünsche erfüllen können.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
