Jeder zweite Rettungswagen kommt in Castrop-Rauxel zu spät zum Einsatzort. Anders formuliert: Der Erreichungsgrad lag von September 2020 bis 2021 bei 54,3 Prozent. Grundlage sind die vorgegebenen und die erreichten Einsatzzeiten in diesem Zeitraum. Die Feuerwehr, die für den Rettungsdienst zuständig ist, schlägt darum nun Alarm. Es brauche mehrere neue Wagen und Personal dafür. Und dann auch mehr Räume und Abstellplätze, sprich: Wache und Gerätehaus sind zu klein.
Das ist das Ergebnis einer Erhebung zum Rettungsdienstbedarfsplans, der alle fünf Jahre neu erhoben und beschlossen werden muss. Ziel ist, dass die Quote der in der Hilfsfrist bedienten Notrufe auf 90 Prozent steigt. Aber wie?
Der neue Bedarfsplan wurde im September kreisweit vom Kreistag verabschiedet. Er ist rechtlich bindend. Darum muss Castrop-Rauxel besser werden. „Wir brauchen werktags zwischen 7 und 19 Uhr einen weiteren Rettungswagen, der zwölf Stunden an fünf Tagen mit Personal bestückt ist, und weiteren, der rund um die Uhr besetzt ist. Dafür brauchen wir 16 weitere Mitarbeiter, 11 davon Notfallsanitäter und 5 davon Rettungssanitäter. Dafür brauchen wir zusätzliche Räume, Stellflächen und einen erhöhten Ausbildungsbedarf.“
Diesen Maßnahmenkatalog stellten zwei hochrangige Feuerwehrleute dem Betriebsausschuss 1 in der vergangenen Woche vor: Michael Platte, Sachgebietsleiter Rettungsdienst, und Dirk Hering, stellvertretender Feuerwehr-Chef. Die Politik nahm das zur Kenntnis.

Ein Rettungswagen mit 24/7-Dienst ist zurzeit in Henrichenburg und zwei an der Frebergstraße (Hauptwache) stationiert. Laut der Planung würde man von Seiten der Feuerwehr einen vierten RTW 24/7 in Henrichenburg an der Hedwig-Kiesekamp-Straße aufstellen, sowie einen fünften, der im 5/12-Dienst ist, in Castrop. Ein RTW stehe überdies im Wechsel am Rochus/EvK.


Von bisher drei betriebenen Rettungswagen müsste man also rechnerisch auf 4,36 aufsatteln. Die müssten jeweils mit zwei Personen rund um die Uhr besetzt werden. So komme man auf rechnerisch 16 Beschäftigte.
Selbst eine provisorische Unterbringung der RTW-Besatzung sei in Henrichenburg schon nicht möglich, auch wenn man das Fahrzeug hier noch unterstellen könnte. Bis zu einer grundsätzlich angedachten, aber noch lange nicht einzuplanenden Inbetriebnahme einer neuen Feuer- und Rettungswache an der Habinghorster Straße / Klöcknerstraße sei eine geeignete Alternative nötig. Man könnte in Henrichenburg etwas umbauen, aber möglicherweise müsste man über eine Containerlösung oder eine Hallen-Anmietung nachdenken.
„Wir müssen die Fahrzeuge schnell auf die Straße bekommen“, hieß es im Ausschuss von Seiten der Feuerwehr. Über damit verbundene Kosten wurde noch nicht diskutiert. Die Zahl der Einsätze sei um 20 bis 25 Prozent gestiegen.
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