Warum ein Spicker helfen kann Neun Fragen an den neuen Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule

Neun Fragen an den neuen Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule
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Michael Krimpmann hat im Februar die Leitung der Willy-Brandt-Gesamtschule von seiner Vorgängerin Violetta Kroll-Baues übernommen. Im Interview beantwortet er neun Fragen und erklärt, dass ein Spicker nicht immer schlecht sein muss.

Was haben Sie gemacht, bevor Sie an die WBG gekommen sind?

Ich war bislang Lehrer, zunächst an einer Realschule in Herten, bin später an einer Gesamtschule in Gladbeck zehn Jahre gewesen und bin dann in die Schulleitung gegangen an die Sekundarschule Hassel in Gelsenkirchen. Dort habe ich als didaktischer Leiter gearbeitet und in der Funktion war ich dann auch in den letzten zweieinhalb Jahren an der Gesamtschule in Herne tätig.

Wie war Ihr Start an der WBG?

Unheimlich herzlich, ich bin sehr nett aufgenommen worden. Egal ob von der Hausmeisterin, dem Sekretariat, den Kolleginnen und Kollegen oder Schülerinnen und Schüler. Ich bin durch alle Gruppen gegangen oder auch Vertreter von der Stadt inklusive Bürgermeister getroffen. Ich habe unheimlich viel Vorschuss an Vertrauen bekommen und dafür bedanke ich mich auch ganz herzlich.

Violetta Kroll-Baues hat den Staffelstab Ende Januar an Michael Krimpmann übergeben. Nach mehr als acht Jahren ist sie in den Ruhestand gegangen.
Violetta Kroll-Baues hat den Staffelstab Ende Januar an Michael Krimpmann übergeben. Nach mehr als acht Jahren ist sie in den Ruhestand gegangen. © Nora Varga

Waren Sie in der Schule ein guter Schüler?

Tatsächlich ja und nein, zunächst nicht. In der Grundschule habe ich keine Empfehlung direkt fürs Gymnasium bekommen. Ich hab in der ersten Englischarbeit direkt eine Fünf gehabt. In Klasse sieben hatte ich Latein-Probleme und musste die Klasse wiederholen. Irgendwann habe ich neben einer Schülerin gesessen, die sehr großen Vorbildcharakter hatte, von der habe ich quasi das Lernen gelernt. Das machen wir hier an der Gesamtschule auch so, dass stärkere und schwächere gemeinsam lernen und deswegen bin ich hier im System richtig.

Welches Fach haben Sie geliebt? Welches Fach mochten Sie gar nicht?

Tatsächlich habe ich immer vor allen Dingen das Fach Politik sehr gerne gemocht. Und in der Oberstufe waren das vor allen Dingen von ganz tollen Lehrern geleitete Leistungskurse in Deutsch und Sozialwissenschaften.

Und welchen mochten Sie dann gar nicht?

Ehrlich gesagt schwankte das, aber ich hatte keine Affinität zu Physik oder Mathematik.

Haben Sie in der Schule mal gespickt?

Ich hatte häufig sehr viel Angst, ich habe aber fast immer einen Spicker vorbereitet und habe ihn dann im Schuh versteckt, mit der Option, im Notfall auf der Toilette da einmal darauf zuzugreifen. Ich muss ehrlich sagen, zum Glück brauchte ich das dann in den Prüfungen meistens doch nicht. Aber ich glaube, dass einen Spicker zu schreiben ein guter Lerneffekt ist.

Was machen Sie nach der Schule, wenn der Unterricht vorbei ist?

Nach der Schule fahre ich meistens erst mal nach Hause, dann gibt es nettes Zusammensein in der Familie und als Hobbys habe ich sehr gerne Radfahren, Schwimmen und ich bin jemand, der sehr gerne reist.

Was möchten Sie an der WBG alles anders machen?

Das Programm, was ich mit der Schule gemeinsam neu machen möchte, möchte ich auch mit den Beteiligten vor Ort gemeinsam besprechen. Das heißt, ich will vor allen Dingen erst mal ein Forum dafür schaffen, gemeinsam zu überlegen, was die Beteiligten wollen. Da möchte ich gerne Eltern, Lehrer und Schüler genauso wie Kooperationspartner und Stadt mit einbeziehen.

Was wird die größte Herausforderung für Schulen im Jahr 2023?

Ich glaube, dass die Herausforderungen, die man prognostiziert, nie genau sagen kann, hat ja auch Willy Brandt ähnlich formuliert. Aber ich denke, dass wir im Moment als Schule den Bereich zusätzlicher Schülerzahlen als besondere Herausforderung haben. Damit konnte aber auch vorher so keiner rechnen.

Was möchten Sie Ihren neuen Schülerinnen und Schülern noch mitgeben?

Eine Frage, die mir gestellt worden ist, beim Rumgehen in den Kursen war von den Schülerinnen und Schülern ehrlich gesagt auch die meistgestellte Frage: Messi oder Ronaldo? Ich halte beide für super Fußballer und meine Antwort ging dann immer in die Richtung: „Ich habe eigentlich keinen Lieblingsfußballer.“ Aber über Ronaldo gibt es ja das Klischee, dass er besonders arrogant ist und damit verkauft er sich ja auch ein Stück weit. Und ich habe den Schülerinnen und Schülern meinen Wunsch gegenüber formuliert, dass ich hoffe, dass wenn sie selbst reich und berühmt werden, dass sie dann trotz allem bescheiden bleiben und dann eben nicht so auftreten wie dieser Star das macht.

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