Martina Yegen feiert Weihnachten 2022 im Wichernhaus in Castrop „Es ist einfach schön hier“

Weihnachten im Wichernhaus: Große Freude nach zwei Jahren Pause
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An Weihnachten sollte niemand allein sein müssen. Mit diesem Grundsatz wird seit vielen Jahren von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern eine Weihnachtsfeier im Wichernhaus in Castrop organisiert. In den vergangenen zwei Jahren musste die Feier wegen Corona pausieren.

Mit-Organisator Christian Beisenherz ist froh, dass die Feier in diesem Jahr wieder stattfinden kann: „Die Hilfsbedürftigkeit und die Angst vor der Einsamkeit sind nach wie vor da.“ Die Gäste, die zum Teil seit vielen Jahren im Wichernhaus feiern, kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen, erzählt Beisenherz: „Das war immer bunt gemischt, Obdachlose, ältere Menschen, aber auch ganze Familien sind bei uns.“

Martina Yegen gehört zu denen, die 2022 wieder im Wichernhaus feiern. Vor vielen Jahren ist sie durch eine Nachbarin auf das Projekt aufmerksam geworden: „Sie ist hier immer mit ihrem behinderten Sohn hingekommen und dann bin ich mitgekommen.“

Auch wenn ihre Nachbarin verstorben ist, Martina Yegen kommt weiter ins Wichernhaus: „Ich habe zwei Kinder, aber die wohnen sehr weit weg. Das wäre mir zu viel Stress, hier ist es einfach schön.“ Abends könne sie sich dann nach der Feier noch ein bisschen ausruhen und der Heilige Abend ist überstanden. Auch wenn es für sie nicht schön war, hat sie Verständnis, dass die Organisatoren die vergangenen zwei Jahre pausiert haben: „Da kann man dann nichts dran ändern, das ist höhere Gewalt.“

2021 gab es Geschenk-Päckchen

2021 hatte sie sich eigentlich schon für die Feier angemeldet, aber dann kam der Anruf mit der Absage. Eine kleine Aktion gab es dann aber doch. Alle, die sich angemeldet hatten, haben ein kleines Geschenke-Päckchen bekommen: „Das war eine schöne Überraschung, für die ich mich nach einem Jahr auch endlich bedanken konnte.“

Eine Tischgruppe bei der Weihnachtsfeier im Wichernhaus 2022.
Auch Musik zum Mitsingen gibt es 2022 im Wichernhaus wieder. © Nora Varga

Der ehemalige Bürgermeister Johannes Beisenherz ist an diesem Abend derjenige, der schon am längsten dabei ist: „1974 war die erste Veranstaltung mit sieben Bewohnern des Obdachlosenheims und dem Leiter.“ Auch im zweiten Jahr waren wieder nur eine Handvoll Menschen da. Beisenherz habe sich dann dafür eingesetzt, dass die Feier in der Heilig-Kreuz-Gemeinde veranstaltet wird. 1976 ist die Weihnachtsfeier für sonst-einsame Menschen mit 50 Gästen ein voller Erfolg. Johannes Beisenherz: „Da haben wir uns gesagt: Das läuft doch.“

Für ihn ist es selbstverständlich, dass er wieder vor Ort ist: „Klar, dadurch ist Weihnachten für uns als Familie immer ein bisschen voll.“ Aber es lohne sich jedes Jahr wieder: „Das Leuchten in den Augen der Menschen, die hierherkommen, ist einfach unbezahlbar.“

Ohne die Helfer geht es nicht

Seitdem hat er jedes Weihnachten im Wichernhaus geholfen. Er betont, wie wichtig die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sind: „Das funktioniert nur, wenn man zuverlässige Leute hat, die auch planen können.“ Ute Pfahlburger ist seit 33 Jahren im Organisationsteam: „Es macht uns einfach Freude. Viele kommen jedes Jahr, man kennt sich und weiß welche Schicksale dahinterstehen. Man darf nicht vergessen, das läuft hier alles über Spenden.“

Viele prominente Gesichter der Stadt unterstützen die Feier im Wichernhaus Jahr für Jahr. Bürgermeister Rajko Kravanja ließ es sich nicht nehmen und half auch in diesem Jahr wieder beim Kuchen-Verteilen und Kaffee-Nachschenken, ebenso wie Marc Frese vom Verein „Mein Ickern“, Fleischermeister Christoph Grabowski und viele andere. Das Essen kommt in diesem Jahr von der Fleischerei Kranefoer, Gebäck von der Bäckerei Auffenberg.

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