Revierförster Matthias Klar im Grutholz: Der Experte warnt seit drei, vier Jahren, dass der Wald vor dem Tod steht.

Revierförster Matthias Klar mit seinem Hund Wallo im Grutholz: Der Experte warnt seit drei, vier Jahren, dass der Wald vor dem Tod steht. © Tobias Weckenbrock

Bis zu 30 Grad in Castrop-Rauxel: Förster und Stadt weisen auf Probleme hin

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Bis Montag war es wochenlang sonnig oder heiter, mild, einfach ein herrlicher Frühling in Castrop-Rauxel und Umgebung. Aber klar ist: Der Regen fehlt. Förster und Stadt melden Probleme.

Castrop-Rauxel

, 17.05.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Diese Woche knackt das Thermometer vielleicht zum ersten Mal die 30-Grad-Marke. Für Mittwoch und Donnerstag (18./19. Mai) sind hochsommerliche Temperaturen vorhergesagt. Mitte Mai kann es das aber schon mal geben, das ist nicht ungewöhnlich.

Ungewöhnlicher kommt vielen da dieser Frühling insgesamt vor: Seit Wochen dürfen wir uns an mildem, heiterem oder gar sonnigem Wetter erfreuen. Regen dagegen gab es nur zweimal, in einer Nacht Anfang Mai und am Montagnachmittag, als rund 12 Liter pro Quadratmeter herunterkamen. Aber ansonsten ist es zu trocken für diese Jahreszeit, nachdem es im Winter zu feucht war.

Die Sonne schien DWD-Karten zufolge vor allem im März, aber auch im April viel häufiger als sonst. Dafür gab es im März nur ein Viertel bis die Hälfte des sonst üblichen Niederschlags.

Eine Reihe junger Bäume entlang des Radweges an der Horststraße in Ickern ist mit den grünen Kunststoff-Säcken eingekleidet. Ein sogenannter Treegator kann 55 Liter Wasser aufnehmen.

Eine Reihe junger Bäume entlang des Radweges an der Horststraße in Ickern ist mit den grünen Kunststoff-Säcken eingekleidet. Ein sogenannter Treegator kann 55 Liter Wasser aufnehmen. © Tobias Weckenbrock

Anlass für uns, bei der Stadt und beim für unsere großen Wälder zuständigen Revierförster anzufragen: Macht Ihnen die Trockenheit Sorge oder gar schon akute Probleme? Beide Stellen bestätigen: Das ist nicht normal zu dieser Jahreszeit und es gibt erste Anzeichen.

Bürger sollen Wasser spenden

So ruft die Stadtverwaltung angesichts der Trockenheit nun dazu auf, Bäumen vor der eigenen Haustür am Abend ein paar Eimer Wasser zu spenden. „Obwohl die zuständigen Verwaltungsbereiche insbesondere Jungbäume natürlich auch selbst wässert, bitten wir wieder engagierte Bürger und Bürgerinnen um Unterstützung“, sagt Sprecherin Nicole Fulgenzi. „Jeder einzelne Castrop-Rauxeler kann dabei helfen, die Stadtbäume in diesem Sommer gesund zu erhalten.“

Falls der Lieblingsbaum durch einen Bewässerungssack versorgt werde, könne einfach eine Gießkanne voll Wasser hineingeschüttet werden. Waschwasser, etwa vom Flurwischen, dürfe man allerdings nicht vergießen. „Die darin enthaltenen Tenside können große Schäden im Wurzelbereich verursachen“, so Fulgenzi. Ideal und nachhaltig sei die Verwendung von gesammeltem Regenwasser.

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Mathias Klar, Revierförster beim Regionalverband Ruhr und Experte für Castroper Holz und Grutholz, sagt: „Da, wo wir Schatten im Wald haben, haben wir noch Feuchtigkeit im Boden. Sonne und Wind tragen aber auf freien Flächen zur Austrocknung bei.“ Darum tue sich auf einigen Feldern bei den Landwirten, die sie seit 14 Tagen bestellt hätten, im Moment noch gar nichts.

VKS ist das Zeichen für die Waldarbeiter, dass dieser 160 Jahre alte Baum gefällt werden muss. Er ist tot und kann eine Gefahr für Spaziergänger werden.

VKS ist das Zeichen für die Waldarbeiter, dass dieser 160 Jahre alte Baum gefällt werden muss. Er ist tot und kann eine Gefahr für Spaziergänger werden. © Tobias Weckenbrock

Bei stufigen Waldbeständen auf lehmigen und tonigen wechselfeuchten Böden, da stehe das Wasser lange oben an – „da ist es noch ausreichend. Aber wenn es jetzt so weiter geht, also analog zu 2018 und 2019, wird es kritisch“, sagt Klar.

Viele Buchen stark geschädigt

Drei Viertel der Altbuchen hätten sich schon „verabschiedet“ – dann käme der Rest noch hinzu. „Sie sind schon vorgeschädigt, wir haben selbst letztes Jahr im feuchten Sommer Abgänge gehabt. Aber ist ja klar: Wenn man einem Ertrunkenen 100 Liter Wasser über den Kopf kippt, wird das nicht mehr helfen“, so Klar.

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Diese Bäume wurzeln relativ flach, die oberen Schichten sind heute trockener als früher. „Ich hoffe, dass die Jungbuchen, die kommen, sich mit den neuen Verhältnissen neu arrangieren können“, so Klar. Das könne er an einigen Stellen schon erkennen.

Derzeit bewege man sich auf Waldbrandstufe 3, die mittlere Stufe. Das habe sich in den vergangenen Jahren nach vorn verschoben. „So lange wir eine ausreichende Bodenvegetation haben, hält sich die Feuchtigkeit. Dann ist das tolerierbar. Aber wenn nicht, kann zum Beispiel der Adlerfarn, der schon im Januar kommt, verwelken – und der kann schnell verbrennen.“

Hier gibt der Graslandindex des DWD Aufschluss: Für Montag bis Mittwoch (18.5.) liegt er bei uns bei 1, am Donnerstag/Freitag aber wohl bei 4 – Brandgefahr hoch. Oder es kommt zum Starkregen. Auch der könnte am Donnerstag fallen - mit weiteren möglichen Negativ-Folgen.