Fotografie und Schmuck – vereint für die Einladungskarte des Galeriehauses Grosche.

© Galeriehaus Grosche

Wenn ein KI-Experte fotografiert: Aus 2000 Fotografien wird ein Kunstwerk

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Matthias Grosche holt sich für jede Jahresausstellung einen Gast in sein Galeriehaus. Diesmal ist es ein Experte für Künstliche Intelligenz. Seine Fotografien sind aufregend ungewöhnlich.

Castrop-Rauxel

, 07.12.2021, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Detailverliebt ist das Motto der Jahresausstellung von Matthias Grosche in seinem Galeriehaus. Nicht jedes Detail soll sich auf den ersten Blick zeigen. Das gelingt ganz wunderbar bei seinen Schmuckstücken. Genauso lohnt sich ein zweiter und dritter Blick bei den Fotografien von Martin Hirsch. Der Neurowissenschaftler zeigt erstmals seine ungewöhnlichen Arbeiten.

Noch eines eint Matthias Grosche und Martin Hirsch. Beide nutzen jahrhundertalte Techniken oder Symbolik, arbeiten andererseits mit neuesten Techniken. Bei Matthias Grosche ist es der 3D-Drucker, bei Martin Hirsch sind es digitale Techniken bei Fotografie und Bildbearbeitung.

Martin Hirsch stellt erstmals seine Fotografien aus.

Martin Hirsch stellt erstmals seine Fotografien aus. © Ronny von Wangenheim

Ungewöhnlich sind die Arbeiten des promovierten Wissenschaftlers aus mehreren Gründen. Da überrascht Martin Hirsch zum einen mit dem für Fotografien riesigen Format, zum anderen mit dem Motiv des Stilllebens. Wie die Meister vergangener Tage beschäftigt er sich mit der Schönheit der Dinge, aber auch mit ihrer Vergänglichkeit.

Stillleben mit ausgestopften Vögeln und präparierten Insekten

Er findet eine neue Bildsprache für ein altes Thema. Ausgestopfte Vögel oder Wiesel, Insekten, vertrocknete Tulpen, Schnecken, Phiolen und vieles mehr arrangiert er zu diesen Bildern. Dann, so erläutert er, wird das Motiv abschnittsweise fotografiert, das jeweils mit vielen verschiedenen Einstellungen, bis zu 100 können es sein, 2000 insgesamt.

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Das ergibt eine große Tiefe, die noch durch den dunklen Hintergrund verstärkt wird. Anschließend bearbeitet Martin Hirsch das Ganze, „malt“ Licht herein, lässt so einzelne Details strahlen.

Matthias Grosche stellt in seiner Jahresausstellung neue Arbeiten vor, die zum Thema "Detailverliebt" entstanden.

Matthias Grosche stellt in seiner Jahresausstellung neue Arbeiten vor, die zum Thema "Detailverliebt" entstanden. © Ronny von Wangenheim

Für den Betrachter ist der Reiz, das alles zu entdecken. Vor allem aus der Nähe zeigen sich Feinheiten wie das Gefieder des Vogels, das Fell eines Tieres. Das ist faszinierend. 70 bis 100 Stunden, so erzählt Hirsch, verbringt er, bis eine Fotografie vollendet ist.

Wissenschaftler zog es von Berlin nach Castrop-Rauxel

Wenn man das Glück hat, Martin Hirsch im Galeriehaus zu treffen, kann sich über all das ein Gespräch entspinnen, über die Technik, über die eigene Endlichkeit, die Schönheit des Verfalls. Hirsch erzählt, dass es seine erste öffentliche Ausstellung ist. Früh habe er sich zwar intensiv mit Fotografie beschäftigt, sich dann aber für den Beruf des Wissenschaftlers entschieden.

Aus 2000 einzelnen Fotos ist diese Fotografie von Martin Hirsch entstanden, die im Galeriehaus Grosche auch durch ihr großes Format beeindruckt.

Aus 2000 einzelnen Fotos ist diese Fotografie von Martin Hirsch entstanden, die im Galeriehaus Grosche auch durch ihr großes Format beeindruckt. © Martin Hirsch

Hirsch ist Humanbiologe und Neurowissenschaftler. Vor drei Jahren ist er von Berlin nach Castrop-Rauxel gezogen. „Berlin wurde für mich immer uninteressanter“, sagt er. Eine „Hipsterstadt, wo jeder eine Rolle spielen muss“, nennt er die Bundeshauptstadt und sagt, dass er das Ruhrgebiet für seine Offenheit schätze.

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Anfang 2020 wurde Hirsch auf die neu eingerichtete Professur „Künstliche Intelligenz in der Medizin“ an der Philipps-Universität Marburg berufen. Mit dem Thema beschäftigt er sich seit Langem. Erfolgreich ist er mit dem Gesundheits- und Technologieunternehmen Ada Health und der App „Ada“, die KI für eine Symptomanalyse einsetzt. Das hilft Patienten oder Ärzten bei der Diagnosestellung.

Natur ist Inspiration für Schmuckstücke von Matthias Grosche

Wenn er dann von Krankheitsbildern spricht, ist man schnell beim Begriff des Bildes und damit wieder mitten drin in der Ausstellung im Galeriehaus und damit bei der Schönheit der Dinge. Die findet man auch in den Vitrinen bei den Schmuckstücken von Matthias Grosche.

Detailverliebt ist die neue Schmuckkreation von Matthias Grosche. Dreht man den Anhänger ein wenig, lässt sich auf den zweiten Blick ein Kreuz im Inneren entdecken.

Detailverliebt ist die neue Schmuckkreation von Matthias Grosche. Dreht man den Anhänger ein wenig, lässt sich auf den zweiten Blick ein Kreuz im Inneren entdecken. © Ronny von Wangenheim

Detailverliebt präsentiert er sich bei Halsketten oder Armreifen aus Gold und Silber, Ringen mit Edelsteinen. Bei goldenem Halsschmuck zeigen sich, wenn man das Stück bewegt, hinter filigranen Durchbrüchen weitere Details wie ein Stern oder ein Quadrat. Der Goldschmiedemeister hat Ringe eigens für die linke oder die rechte Hand entworfen und hat für andere Arbeiten Inspiration in der Natur gesucht. Wasseratome finden sich als Motiv in Armbändern oder Ringen wieder. Und aus Gold und Polymer, geformt im 3D-Drucker, entsteht Halsschmuck, der die Blume des Lebens zeigt.

Ausstellung

Detailverliebt: Schmuck und Fotografie, Galeriehaus Grosche, Karlstraße 20, bis 24. Dezember, Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-18 Uhr, www.galeriehaus-grosche.de