
© Matthias Langrock
„Welt-Sensation“: Siemens’ erster e-Auto-Ladepark steht in Castrop-Rauxel
Elektro Breilmann
Welt-Premiere in Castrop-Rauxel: Siemens hat hier seinen ersten Ladepark für e-Autos aufgebaut. Die Säulen sollen der Anfang sein für einen großen Schritt der Stadt Richtung mehr e-Mobilität.
Wenn es in bundesweiter Medien-Berichterstattung um Castrop-Rauxel geht, ist die Stadt allzu oft nur der Inbegriff von Kleinstadt und Mittelmaß. Doch dieser Tage mehren sich die Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn in einer Kirche gegen das Coronavirus geimpft wird – oder ab sofort auch, wenn ein Welt-Unternehmen seinen ersten Ladepark für e-Autos in der Stadt aufbaut.
Und genau das hat der Siemens-Konzern nun getan, in Habinghorst an der Borghagener Straße, auf dem Gelände von Elektro Breilmann. Drei Ladesäulen stehen dort nun unter einem Solar-Dach. Ladesäulen sehr unterschiedlicher Größe und Ladegeschwindigkeiten.
Schmuckstück der Anlage ist der sogenannte Sicharge D, den Siemens auf seiner Unternehmensseite als „die neue Ära des flexiblen Schnellladens“ anpreist. Er ist ideal für Fahrer von e-Autos, die darauf angewiesen sind, dass ihr Wagen in kürzester Zeit wieder aufgeladen wird.
10 Minuten für 100 Kilometer Reichweite
Ideal, weil er nur 10 Minuten braucht, um einem Wagen zusätzliche 100 Kilometer Reichweite zu verschaffen – während „klassische Ladesäulen“ eher eine Stunde benötigen. Ein weiterer Vorteil. Die schnelle Ladesäule kann bis zu vier Autos gleichzeitig mit Strom versorgen.
Insbesondere ist das gut für Urlauber, die auf einer Autobahn-Raststätte Pause machen, einen Happen essen und danach möglichst schnell weiter zu ihrem Ziel kommen wollen. Aber auch für Fahrzeuge, die möglicherweise unplanmäßig ganz schnell wieder losmüssen. Zum Beispiel Autos von Handwerkern, die im Bereitschaftsdienst gebraucht werden.

Prof. Dr. Ulrich Breilmann an der e-Auto-Tankstelle auf dem Gelände seiner Firma. © Matthias Langrock
Im Castrop-Rauxeler Stadtbild sucht man den Sicharge D aktuell noch vergeblich. Überhaupt gibt es aktuell nur drei öffentliche Ladesäulen in der Stadt: bei Rütgers, auf dem Ickerner Markt und auf dem in der Castroper Altstadt. Doch schon bald soll das anders sein, wenn es nach den Vorstellungen von Stadtwerke-Geschäftsführer Jens Langensiepen und Bürgermeister Rajko Kravanja geht. Sie haben nun angekündigt, dass es noch in diesem Jahr in Castrop-Rauxel losgehen soll mit einer erheblichen Ausweitung der Zahl an Elektro-Ladesäulen.
Lange Zeit kein Geschäftsmodell
Freimütig räumt Langensiepen ein, man habe sich lange Zeit schwer damit getan, in den Ladesäulen ein Geschäftsmodell zu sehen. Nun würden aber bis zu 80 Prozent der Kosten vom Bund gefördert. Das sei eine echte „Chance, e-Mobilität nach vorne zu bringen“. Und damit liege man voll im Trend: Im April 2021 seien 38 Prozent der Auto-Neuzulassungen bundesweit e- oder Hybrid-Autos gewesen. Beginnen könne man, sobald die Förderanträge genehmigt seien.
Eine Stadt mit vielen öffentlichen Ladepunkten könnte in den Augen von Kravanja sogar ein Standortfaktor sein. Nach dem Motto: „Wenn ich eh durchs Ruhrgebiet fahre und weiß, dass ich in Castrop-Rauxel mein Auto schnell ‚betanken‘ kann, nehme ich gezielt diese Route.“
„Schönes Statement“ von Siemens
Dass sich ein Weltkonzern wie Siemens ausgerechnet Castrop-Rauxel als Modell-Standort ausgesucht hat, findet Elektro-Breilmann-Chef Prof. Dr. Ulrich Breilmann ein „schönes Statement“, dass weltweit der erste Ladepark dieser Art ausgerechnet auf seinem Unternehmensgelände steht, nennt er gar eine „Welt-Sensation“. „Darauf bin ich schon mächtig stolz“, sagt er.
Dieser nächste Schritt zu deutlich mehr e-Mobilität ist auch für Breilmann persönlich eine Bestätigung, schon seit 2013 mit der Elektrifizierung seiner eigenen Fahrzeug-Flotte den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Er selbst sieht einen weiteren Vorteil in dem Konzern als Projekt-Partner: Ein Unternehmen wie Siemens werde definitiv auch in vielen Jahren noch existieren. Das garantiere langfristig Stabilität. Wer sich den Ladepark ansehen und eventuell sogar testen möchte, kann das aktuell zwar nicht einfach so – aber eine Terminvereinbarung ist möglich.
Als Journalist arbeite ich seit mehr als 25 Jahren. Im Kreis Unna bin ich dagegen noch recht neu, aber voller Neugier auf Menschen, Städte und Gemeinden. Schreiben habe ich gelernt, komme aber viel zu selten dazu. Dafür stehe ich gerne mal vor der Kamera.
