Stimmen zur Europawahl
Welcher Fakt die Castrop-Rauxeler SPD-Größen über ihr mieses Ergebnis hinweg tröstet
Die große Enttäuschung stand SPD-Politikern und Bürgermeister aus Castrop-Rauxel nicht so sehr ins Gesicht - trotz des Ergebnisses. Warum? Bei den Grünen gab es Jubel, aber auch Skepsis.
Im Rathaus verfolgen die Politiker, vor allem von der SPD, den Wahlabend. © Tobias Weckenbrock
Rajko Kravanja ist nicht nur Bürgermeister, sondern auch SPD-Politiker - und somit sprachen wir in zwei Rollen mit ihm über das Wahlergebnis. „Für die SPD wird das jetzt eine schwierige Zeit“, mutmaßte der Ickerner Sonntagabend im Rathaus.
Die Partei müsse personell und inhaltlich neue Weichen stellen. „Die Menschen verknüpfen Personen mit Inhalten, und im Moment sind die handelnden Personen mit alten Inhalten verknüpft. Das trifft nicht mehr darauf zu, was die SPD an Programmatik hat - da sind wir schon weiter. Aber das muss man nach außen deutlich machen.“
Warum kein Frust aus der Stimme klang
Frustriert wirkte Kravanja dennoch nicht - ebenso wenig wie Ratsherr Bernd Goerke oder Fraktions-Chef Daniel Molloisch. Das lag an der Wahlbeteiligung, die sie alle als ermutigend empfanden. „Das rechte Spektrum hat seine Ziele nicht erreicht“, befand Goerke.
Molloisch meinte, das sei eines der wenigen Dinge, die positiv seien. „Wir bleiben die Stärksten, aber der Bundestrend schlägt deutlich durch. Ich gehe davon aus, dass die Bundespartei die Signale verstanden hat. Die Grünen haben die Verknüpfung von Ökologie und Sozialem besser hinbekommen und die Welle gut genutzt - Gratulation.“
Reale Antworten auf die realen Fragen der Menschen
Der Grüne Ratsherr Ulrich Werkle freute sich: „Wir haben das Thema Klima in den Vordergrund gestellt, und das ist honoriert worden. Es ist DAS Problem unserer Zeit. Wir arbeiten schon jahrelang daran - ohne zu wackeln.“ Fraktions- und Ortsvereins-Chef Bert Wagener teilte die Begeisterung aus Werkles Stimme nicht so sehr. „Wir haben auf die realen Fragen der Menschen reale Antworten: zu sozialer Sicherung, Mobilität und Umwelt. Wir sind damit offenbar angekommen. Ich bin aber etwas skeptisch, denn wir hatten schon mal so einen Hype. Ich hoffe, dass sich das nun verfestigt.“