Kunsthandwerk in der JVA Meisenhof Für den Weihnachtsmarkt gehen Besucher ins Gefängnis

Kunsthandwerk im Meisenhof: Weihnachtsmarkt öffnet wieder im Gefängnis
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Endlich wieder Weihnachtsmarkt in der JVA Castrop-Rauxel: „Wie war das nochmal? Wie haben wir das beim letzten Mal gemacht?“, sind derzeit die häufigsten Fragen in der Belegschaft und bei den Inhaftierten der JVA in Ickern. Nach zwei Jahren Corona-Quarantäne kann am Samstag, 19.11., von 12 bis 17 Uhr wieder der traditionelle Weihnachtsmarkt stattfinden.

Zum 15. Mal öffnet der Meisenhof seine Pforte für alle, die Spaß an einem vorweihnachtlichen Gefängnisbesuch haben. Beim letzten Mal hatten knapp 4000 Menschen den Markt auf dem JVA-Gelände innerhalb eines Nachmittags besucht.

Kinder und Eltern backen Stockbrot.
Auch Stockbrot-Backen gehörte früher zu den Attraktionen des Weihnachtsmarktes in der JVA. © JVA Castrop-Rauxel

Das Angebot ist reichhaltig: Geschenkartikel und extravagante Dekoration zum Fest sowie viele nützliche Artikel für Haus, Garten und Grillplatz haben die Gefangenen im Laufe des Jahres hergestellt. „Die Inhaftierten sind stolz darauf, sich bei dieser Gelegenheit von einer anderen Seite zu zeigen als der Negativseite, die man ihnen für gewöhnlich zuweist“, so Anstaltsleiter Julius Wandelt in einer Pressemitteilung.

Viele Partner sind dabei

Für viele Besucher genauso wichtig: Es gibt Grillwurst und leckere Erbsensuppe aus dem großen Kessel der Anstaltsküche, Reibekuchen, Grünkohl und selbstgebackenen Kuchen zu weihnachtlicher Hintergrundmusik, die Gefangene darbieten.

Es wird auch diesmal wieder familiär zugehen auf dem Weihnachtsmarkt. Ein aus Zeeland angereistes Trio im Charles-Dickens-Look wird dazu über das Marktgelände tingeln. Viele Partner aus der Stadt beteiligen sich wie gewohnt: Der Lions-Club bietet Restexemplare seines traditionellen Adventskalenders. Der Bürgerverein „Mein Ickern“ ist ebenso dabei wie das Frauenhaus, die Malteser und das Altenpflegeheim Haus am Ginsterweg. Eines führt alle familiär zusammen: ehrenamtliches Engagement.

Damit die Verkehrssituation im Griff bleibt, hat die JVA gemeinsam mit dem Ordnungsamt ein Konzept entwickelt. Damaschkestraße, Heimstraße und Lerchenstraße werden ab 11 Uhr gesperrt sein, nur Anwohner mit Parkausweis können die Kontrolleure passieren. Ein Shuttle-Service pendelt zwischen dem Gefängnis und den ausgeschilderten Parkplätzen am Deininghauser Weg. Größere Einkäufe werden zum Auto oder einer Abholstation draußen transportiert.

Viele Holzarbeiten haben die inhaftierten das Jahr über hergestellt.
Viele Holzarbeiten haben die inhaftierten das Jahr über hergestellt. © JVA Castrop-Rauxel

Knastladen ist erfolgreich

Bereits einen Tag vorher werden die Viertklässler der Grundschule Alter Garten den Weihnachtsbaum des Gefängnisses mit selbst gebasteltem Dekorationsmaterial schmücken. Mit dabei ist die stellvertretende Bürgermeisterin Katrin Lasser-Moryson. Als Dankeschön gibt es anschließend Waffeln und Kakao.

Der Erlös aus dem Verkauf der von Inhaftierten hergestellten Sachen fließt in die Landeskasse und entlastet damit den Steuerzahler, sagt Julius Wandelt. Der Reinerlös aus dem Verkauf gespendeter Kuchen geht an den „Förderkreis Meisenhof“: Das ist ein gemeinnütziger Verein, der anstaltsinterne Projekte unterstützt.

In der Corona-Pandemie eröffnete in der Castroper Altstadt ein Knastladen. Er sollte in Zeiten, in denen es kaum Kontakt zur Außenwelt gab, die Begegnung von Inhaftierten und Kunden ermöglichen. Dank eines Förderprogramms zahlt die JVA für das Ladenlokal an der Lönsstraße nur 30 Prozent der Miete.

Nach wenigen Monaten hat sich schon gezeigt, dass der Laden etwas abwerfe, so Julius Wandelt. Das sei auch wichtig gewesen gegenüber dem Ministerium. Der Knastladen werde gut angenommen. Deshalb wird er auch am Samstag, wenn der Weihnachtsmarkt in der JVA ist, normal von 10 bis 15 Uhr geöffnet sein.

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