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Kameras an Ampeln in Castrop-Rauxel: Jagen sie Rotsünder oder regeln sie den Verkehr?
Straßenverkehr
Die kleinen Kameras auf Castrop-Rauxels Ampeln hat wohl jeder schon mal gesehen. Zum Beispiel an der Kreuzung Dortmunder Straße und B235. Doch wofür sind sie gut? Ein Experte klärt auf.
Misstrauischen Autofahrern in Castrop-Rauxel könnten sie ein Dorn im Auge sein: diverse Kameras über den Ampelanlagen, die direkt auf die Fahrbahn gerichtet sind. Diese Kameras sind etwa an der Kreuzung Dortmunder Straße und B235 am Edeka-Markt Gronemann positioniert.
Wie viele Kameras es von dieser Sorte in Castrop-Rauxel insgesamt gibt und seit wann sie dort hängen, konnte Frank Hoffmann, Sachgebietsleiter Betrieb und Verkehr beim Landesbetrieb Straßenbau (kurz: Straßen NRW), auf Anfrage auch nicht sagen.
Diese Funktion erfüllen die Kameras
Er konnte jedoch die Frage beantworten, welchem Zweck die Kameras dienen. Konkret handelt es sich um Videodetektionskameras zur „verkehrsabhängigen Steuerung von Lichtzeichenanlagen“.
„Sie erfassen den Verkehrszustand und können somit die Grünzeit bedarfsgerecht anpassen. Bei großem Verkehrsaufkommen kann die Grünphase bis auf eine maximale Grünzeit erweitert werden.“
Was sich innovativ anhört, ist gar keine so neue Errungenschaft. Bereits in der Vergangenheit hat es für die Ampelsteuerung sogenannte Induktionsschleifen gegeben, die unmittelbar unter der Fahrbahn verlegt wurden.
Die Induktionsschleifen erzeugen ein elektromagnetisches Feld, das sich verändert, wenn ein Fahrzeug die Schleife passiert, sodass die Lichtzeichenanlagen das Verkehrsaufkommen registrieren können. „Solche Induktionsschleifen werden ebenfalls in unserem Zuständigkeitsgebiet zur Steuerung genutzt“, so Hoffmann.
Intelligente Verkehrssteuerung ist nötig
„Smart Traffic“ – mit diesem Begriff bezeichnen Fachleute die intelligente Steuerung von Verkehrsflüssen auf der Basis von automatisch erhobenen Daten zu Verkehrsdichte, Wetterbedingungen oder Umweltbelastungen. Diese Daten stammen zum Beispiel von Sensoren am Straßenrand, von Kontaktschleifen in der Fahrbahn, von Kameras über den Ampeln oder auch von im Auto montierten GPS-Systemen.
Auf Grundlage des Datenmaterials lassen sich dann zum Beispiel Ampeln verkehrsgerecht schalten, Verkehrsströme umleiten oder Umweltzonen kurzfristig einrichten.
Vorteile der Steuerungsampeln
Die Steuerungsampeln mit den Kameras haben den Vorteil, dass sie den Verkehrsfluss präziser messen können als Induktionsschleifen, so Hoffmann.
Falls eines dieser Geräte mal ausfallen sollte, weil es stürmt und sich die Kamera dadurch verdreht oder weil Dreck die Linse verschmutzt, dann laufe einfach die Standarttaktung der jeweiligen Ampel weiter. Dann könne allerdings das aktuelle Verkehrsaufkommen nicht mehr berücksichtigt werden.
Frank Hoffmann betont, dass die Steuerungsampeln der Verkehrserfassung und nicht etwa der Überwachung der Autofahrer dienen. „Kennzeichen, Geschwindigkeiten, Rotlichtverstöße und dergleichen können mit diesen Kameras nicht erfasst werden“, so der Sachgebietsleiter.
Said Rezek ist Volontär bei den Ruhr Nachrichten. Hier schreibt er über alles und jeden. Vorher war er als freier Journalist unter anderem für die WAZ und bei der taz tätig. Dort hat er vor allem über Medien und Migration berichtet.
