
© Tobias Weckenbrock
Spaziergang zwischen Aktiven: Warum das Stadtfest für Demokratie wichtig war
Das sagt die Zivilgesellschaft
Castrop-Rauxel hat ein Stadtfest. Eins, das für Demokratie steht. Die aktive Zivilgesellschaft war da, zu Hunderten. Aber erreichen die Akteure die anderen? Ein nachdenklicher Spaziergang.
Kristin Weckermann von der Ehrensache der Caritas: „Ich finde, dass das Stadtfest wichtig ist, weil sich hier die Menschen begegnen und zueinander finden.“
Wir haben Sonntag in einer Umfrage bei einem Spaziergang zwischen den Ständen mehr als ein Dutzend Menschen gefragt, warum dieses Stadtfest wichtig ist.
Melanie Heine, Leiterin der Volkshochschule: „Ich bin heute hier, weil ich finde, dass wir wieder mehr ins Gespräch miteinander kommen müssen.“
Sie sind die, die in Ehrenämtern aktiv sind und so zur aktiven Zivilgesellschaft unserer Stadt zählen.
Fotis Matenzoglou, Die Linke: „Das Stadtfest ist wichtig, weil endlich gezeigt wird, dass wir als Castrop-Rauxeler Gesellschaft geschlossen sind. Nicht nur Politiker, auch Initiativen und Kulturvereine, die ein Signal setzen, dass wir bunt sind, vielfältig und demokratisch.“
Sie sind bei solchen Veranstaltungen immer da. Wenn es sie nicht gäbe, dann wäre die Stadt viel ärmer.
Martin Breitenstein, Grüne: „Toll, dass sich hier viele verschiedene Gruppen versammelt haben. Wobei ich finde, es dürften gern mehr sein.“
Aber erreichen sie auch die außerhalb ihrer Kreise? Diese Frage bleibt an diesem Tag offen.
Rajko Kravanja, Bürgermeister: „Das Demokratiefest ist großartig, weil sich über 40 Vereine und Verbände zusammentun, um ein Zeichen zu setzen: ein Zeichen für Demokratie, für ein Miteinander, gegen Ausgrenzung und gegen Vorurteile. Das ist doch das schöne: Dass unsere Stadt zusammensteht.“
Wenn man denen ins Gesicht blickt, die bloß als Besucher gekommen sind, und das sind über den Tag hinweg Hunderte, vielleicht Tausende, dann sieht man Zustimmung.
Lilli Meister, Fridays for Future: „Das Stadtfest ist wichtig, damit wir unsere Aktionen vernetzen und auf uns aufmerksam machen können.“
Castrop-Rauxel, die „Europastadt“, hat aber 74.000 Einwohner. Die Mehrzahl der Bürger ist heute nicht gekommen.
Castrop-Rauxeler Stadtfest für Demokratie 2019
Frank Ronge, Team Jugendarbeit im Café Q: „Das Fest für Demokratie sollte es geben, weil es eine Möglichkeit ist, dass sich Vereine, Verbände und aktive Menschen vernetzen, ins Gespräch kommen und ihre Arbeit verbinden können.“
Das muss kein Zeichen von Gleichgültigkeit sein. Doch es bleibt die Frage, ob es nicht gerade darunter viele gibt, die von der Demokratie heute nicht (mehr) überzeugt sind.
Franz Niewelt, Kulturverein Save the planet: „Das Stadtfest ist unabdingbar wichtig für die Menschen, die hier wohnen, um bei so eine schönen Wetter zusammenzukommen. Wie die Beatles schon sagten: Come together!“
Jede Stadt hat ihre Aktiven. Castrop-Rauxel hat eine Menge davon. Die meisten kennen sich. Weil sie sich bei solchen Sachen immer sehen.
Vanessa Meiritz, Westfälisches Landestheater: „Das Fest ist wichtig, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“
Aber sind sie mehr als die anderen? Sind sie stark genug gegen die, die ausgrenzen?
Ute Schmidt, Europaaktivistin: „Ich finde das Stadtfest unglaublich toll für unsere Stadt, weil Castrop-Rauxel Europastadt ist und Europa für uns das wichtigste Thema ist. Europa beschert uns Frieden, Freiheit und Zusammenhalt. Deswegen stehe ich hier und mache mich stark für Europa. Das passt unglaublich gut zu unserer Stadt.“
Auf die Frage hinter den Fragen gibt unser Spaziergang über den Europaplatz an diesem Sonntag keine Antworten.
Stefanie Hudde-Siedlaczek, Lehrerin am Berufskolleg: „Das Stadtfest ist wichtig, weil es für Demokratie steht und die Vielfalt in unserer Gesellschaft in Deutschland widerspiegelt.“
Die Welt wird sich weiter drehen. Es wird wieder ein Aufheulen der Antis geben.
Frank Schwabe, Bundestagsabgeordneter: „Toll, dass es das Stadtfest gibt, weil es die Menschen zusammenbringt. Dass es so voll wird, das war mir vorher nicht klar.“
Schon am Sonntag, wenn Deutschland das Parlament für die Europäische Union wählt, ist zu befürchten, dass viele Menschen Protest wählen - oder gar nicht. Gegen einzelne Dinge, die ihnen innerhalb der EU nicht passen? Oder gegen die EU an sich?
Christian Schneider, Erin-Förderturm-Verein: „Das Stadtfest ist wichtig, weil sich die Vereine vorstellen können und die Menschen ins Gespräch miteinander kommen.“
Die Stadt ist bunt. Das ist die Stärke der Demokratie. Lang lebe sie, in Castrop-Rauxel und in Europa.
Frank Steinbach, CDU: „Ich finde das Stadtfest wichtig, weil es zeigt, dass Castrop-Rauxel vielfältig ist. Das kann man auf Europa übertragen. Ich wünsche mir, dass diese Vielfalt in Europa auch, wenn es mal kracht, wieder enger zusammensteht.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
