Hundephysiotherapeutin Daniela Maletzki und ihr Assistenzhund Shadow warten seit Monaten auf eine Bescheinigung vom Bauamt. © Nora Varga
Mit Video
Warten aufs Bauamt: Castrop-Rauxelerin kann Praxis seit Monaten nicht eröffnen
Daniela Maletzki wollte Anfang des Jahres eine Praxis für Hundephysiotherapie in Frohlinde eröffnen. Doch sie muss auf eine Nutzungsänderung warten. Nun ist ihre Existenz bedroht.
von Jonas Hildebrandt
Frohlinde
, 01.07.2021 / Lesedauer: 4 minSeit fast zehn Jahren arbeitet Daniela Maletzki als Hundetrainerin und Dogwalkerin. Im vergangenen Jahr bildete sie sich dann weiter zur Hundephysiotherapeutin. Für 2021 hatte sie ein großes Projekt geplant: Sie wollte zum Jahresbeginn eine Praxis für Hundephysiotherapie in Frohlinde eröffnen. Doch ein halbes Jahr später ist sie immer noch nicht geöffnet.
Dabei sah es zunächst so gut aus. Ende 2020 mietete sie die Räumlichkeiten an. Im Mietvertrag stehen die Räume auch als Gewerbefläche. Als Maletzki jedoch beim Gewerbeamt anrief, um sich als Betriebsstätte anzumelden, teilt man ihr dort mit, dass sie eine Nutzungsänderung beim Bauamt beantragen muss.
Damit war der Start im Januar schon einmal unmöglich geworden. Doch dass sie so lange warten muss, damit hätte sie nicht gerechnet. Als Bearbeitungszeit wurden ihr drei bis vier Monate angegeben. „Mitte Januar ist der Antrag beim Bauamt eingegangen, seit dem passiert nichts mehr“, klagt Maletzki nun, mehr als fünf Monate später.
Das Bauamt kann keine Auskunft geben
Als Betriebsstätte ist ihre Praxis bereits seit Februar zugelassen. Dies sei angeblich in Absprache mit dem Bauamt geschehen. Folglich ging die Hundephysiotherapeutin davon aus, nicht mehr lange auf die Nutzungsänderung warten zu müssen. Doch Monate später ist der Antrag noch immer nicht bewilligt. Maletzki entschied sich nachzuhaken.
„Der Sachbearbeiter sagte mir, dass er gerade aus dem Urlaub kommt und keinen Überblick über die Akten hat. Ich sollte mich einen Monat später nochmal melden“, berichtet sie.
Das tat sie auch. Doch auf ihre Anfrage einen Monat später erhielt sie dann keine Antwort mehr. Von ihrem Verwalter, über den der Antrag läuft, heißt es nur, das Bauamt arbeite halt langsam.
Je länger sich die Bewilligung des Antrags herauszögert, desto mehr spitzt sich auch die finanzielle Situation für die Hundetrainerin zu. Denn die nicht bewilligte Nutzungsänderung bedeutet für sie, dass sie ihre Praxis nicht betreiben kann. Und obwohl sie nicht arbeiten darf, muss sie schließlich seit einem halben Jahr Miete und Nebenkosten zahlen.
Seit dem 1. Juni hat ihr der Vermieter netterweise vorerst die Miete erlassen. Damit ist die finanzielle Belastung zwar niedriger, aber aufgrund der ausbleibenden Einkünfte immer noch zu hoch. „Ich kann momentan nicht kostendeckend arbeiten“, gibt sie zu.
Momentan hält sie sich mit Hundetraining und Hausbesuchen über Wasser. Auch das war wegen Corona in der jüngeren Vergangenheit gar nicht immer möglich. Außerdem sei die mobile Hundephysiotherapie nicht mit einer Praxis vergleichbar. „Da habe ich natürlich nicht die Möglichkeiten wie ich sie in der Praxis hätte“, erklärt sie. Auch ihre Kunden warten also auf die Eröffnung.
„Ich vertröste immer wieder“, teilt sie mit. Das betrifft nicht nur Kunden, sondern auch Lieferanten. Denn solange die Praxis geschlossen bleiben muss, wartet Maletzki auch noch mit dem kompletten Einrichten der Räumlichkeiten.
Die meisten Gerätschaften sind bereits in der Praxis. Sie können jedoch nicht genutzt werden.
© Nora Varga
Bürgermeister reagiert nicht
Die meisten Gerätschaften sind bereits in der Praxis. Sie können jedoch nicht genutzt werden. © Nora Varga
Die Verzweiflung führte dazu, dass Maletzki sich sogar an den Bürgermeister wandte. Über Facebook und per Mail schilderte sie Rajko Kravanja ihre Situation. Doch auf ihre Mail, die der Redaktion vorliegt, erhielt sie nach eigenen Angaben keine Antwort.
Mehr Glück hatte sie bei der stellvertretenden Bürgermeisterin Katrin Lasser-Moryson. Sie sagte zu, das Anliegen ans Bürgermeisterbüro weiterzuleiten und versprach, sich nach ihrem Urlaub weiter zu kümmern.
Auf Anfrage der Redaktion erklärte Stadt-Pressesprecherin Uta Stevens, man dürfe sich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht zu individuellen Fällen öffentlich äußern. Allgemein teilte sie jedoch mit, dass die Dauer des Verfahrens stark von „der Qualität der Antragsunterlagen“ abhänge. Außerdem seien weitere Fachbehörden sowie interne und externe Fachstellen am Verfahren beteiligt. Dies beeinflusse teilweise auch die Verfahrensdauer.
Ein Video mit Daniela Maletzki finden Sie auf unserer Website unter rn.de/castropVorerst muss Daniela Maletzki auf das Bauamt warten. Seit Januar ist sie startklar, doch langsam schwindet der Glaube, irgendwann überhaupt noch eröffnen zu können. „Es wird eng für mich“, befürchtet sie. Denn dauert die erzwungene Schließung noch länger, müsse sie sich ernsthafte Gedanken über die Zukunft ihrer Praxis machen - und das, bevor sie überhaupt einmal geöffnet hatte.
„Ich bin jetzt langsam an einem Punkt, an dem die Existenz bedroht ist“, klagt sie. Sollte das Bauamt in naher Zukunft nicht endlich die Zusage geben, wird es womöglich so bald keine Praxis für Hundephysiotherapie in Frohlinde geben.
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