Vorwürfe gegen Mann aus Castrop-Rauxel Versäumnisse als heimlicher Wirt zweier Gaststätten?

Vorwürfe gegen Castrop-Rauxeler: Versäumnisse als heimlicher Wirt?
Lesezeit

Den Mitarbeiter soll er nur nach außen dargestellt haben. In der Realität soll er aber der eigentliche Wirt von zwei Gaststätten in Castrop-Rauxel gewesen sein. Und dabei soll er seine Pflichten vernachlässigt und Sozialversicherungsabgaben nicht bezahlt haben. Diesem Verdacht ist ein 46-jähriger Castrop-Rauxeler ausgesetzt. Dafür verantwortet er sich nun vor dem Amtsgericht. Der Mann setzt sich dagegen zur Wehr.

Bei den beiden hiesigen Lokalen handelt es sich um Haus Oestreich auf Schwerin und das „Gleis 4“ an der Bahnhofstraße. Beide soll der Castrop-Rauxeler mit einem „Strohmann“ als Geschäftsführer besetzt haben. Tatsächlich, so der Vorwurf, habe er sie aber selbst geführt. Auch für unsere Redaktion war er Ansprechpartner. Er stellte sich gegenüber unserer Redaktion einst als angestellter Betriebsleiter vor.

Zwischen Ende Januar und Ende April 2023, so zumindest der Vorwurf, hätte er für eine Angestellte rund 1500 Euro Krankenkassenbeiträge zahlen müssen. Laut Anklage tat er es nicht. Rechtlich betrachtet macht man sich in dieser Weise des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitnehmerentgelt schuldig.

„Das stimmt so nicht. Ich war Angestellter“, empörte sich der 46-Jährige allerdings jetzt in der öffentlichen Verhandlung vor Gericht. Er sei für den Einkauf der Geschäfte und das Event-Management zuständig gewesen. Mehr nicht. Er habe die Lokale nie geleitet, versicherte er.

Was der „Strohmann“ behaupte, der als Geschäftsführer den Kopf hinhielt, stimme nicht. „Sein Leben basiert nur auf Lügen“, sagte der Angeklagte vor dem Richter. Keinesfalls habe er ihm gedroht, auch wenn der nun so etwas behaupte.

Das Gleis 4 an der Bahnhofstraße in Rauxel. Es liegt direkt in Sichtweite des Hauptbahnhofs auf der Straßenecke an der Unterführung.
Das Gleis 4 an der Bahnhofstraße in Rauxel. Es liegt direkt in Sichtweite des Hauptbahnhofs auf der Straßenecke an der Unterführung. © Nora Varga

Nach dieser Einlassung des Angeklagten, die in einem Gerichtsverfahren ganz üblich ist, sah der Strafrichter zusätzlichen Ermittlungsbedarf. Dazu muss nun die Staatsanwaltschaft also weitere Informationen und möglicherweise auch Beweismittel zusammentragen. Mit den Ergebnissen daraus, vielleicht sogar neuen Zeugen, wird das Verfahren dann in einigen Monaten komplett neu verhandelt.

Was aus den beiden Lokalen wird, ist auch noch nicht ganz klar. Das Haus Oestreich, auch „Haus Oe“ genannt, hat eine lange Tradition. Es ist schon mehr als 120 Jahre alt. Zuletzt erfolgreich geführt wurde es unter der Ägide von Corny Hilpert. Der gab die Wirtschaft 2020 aber im Alter von 72 Jahren nach 23 Jahren an der Spitze ab und ging in den verdienten Ruhestand.

Es sieht aber aktuell so aus, als könnte es auch noch eine 125-Jahr-Feier mit neuem Betreiber geben. Die für 120 Jahre musste 2020 coronabedingt ausfallen. In der Pandemie-Phase hatte der Nachfolger einen schweren Stand und versuchte es zeitweise mit einem Lieferdienst aus der Küche des Lokals.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 4. Juni 2024.