Mario Rommel - von der Schiene auf „Gleis 4“ Überraschung in Castrop-Rauxeler Kneipenszene

Kneipenszene: Mario Rommel übernimmt „Gleis 4“ und „Haus Oe“
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Überraschung in der Castrop-Rauxeler Kneipenszene. Was die Spatzen am Rande von „Castrop kocht über“ von den Dächern pfiffen, bestätigte sich am Montag (3.6.) auf Nachfrage unserer Redaktion. Mario Rommel, parteiloser Bürgermeisterkandidat 2020 und kritischer Begleiter der Politik in der Europastadt, übernimmt zwei bekannte gastronomische Betriebe.

Der Triebfahrzeugführer bei DB Schenker hat den Club „Gleis 4“ am Hauptbahnhof Castrop-Rauxel und die Traditionsgaststätte „Haus Oe“ auf Schwerin gepachtet. Der ehemalige Inhaber habe ihn gefragt, ob er jemanden kenne, der die beiden Kneipen übernehmen wolle. Letztlich habe er selbst zugesagt.

„Gleis 4 war früher so brechend voll, da habe ich gesagt, ich mach‘s“, erzählt Mario Rommel. „Ich war immer schon kommunikativ und kann mit Menschen umgehen.“ Ende März tauchte die Bar „Gleis 4“ für 40.000 Euro als Objekt bei Kleinanzeigen auf – und verschwand wieder.

Derzeit sind beide Lokale geschlossen. In „Gleis 4“ habe man für ein wenig frische Farbe gesorgt, den Lichtkranz geändert und die Sitzpolster erneuert. „Haus Oe ist ein Laden, der funktioniert“, sagt der neue Pächter. „Warum soll ich da was dran ändern?“ Die 124 Jahre alte Eckkneipe habe schon wegen ihrer Küche „einen herausragenden Ruf“.

Eröffnung mit Beginn der Euro

Jetzt brennt Mario Rommel darauf, möglichst schnell zu eröffnen. Am Dienstag (4.6.) habe er einen Termin in der Stadtverwaltung, um die Konzession zu beantragen. Das habe er schon längst erledigt haben wollen. Am 13. Mai habe er die obligatorische Gaststättenunterrichtung bei der IHK bestanden. Die Zustellung des sogenannten Frikadellenscheins habe aber mehr als zehn Tage gedauert.

Und ohne festen Termin habe er seine Antragsunterlagen beim Ordnungsamt nicht abgeben können. Wer Mario Rommel kennt, ahnt, wie unwirsch er das zur Kenntnis nehmen musste. Die Verzögerung koste ihn „tausende Euro“, schimpft er. Einen Geburtstag habe er absagen und eine Hochzeitsfeier nicht annehmen können. Beim Termin im Rathaus wolle er um eine zeitnahe Erledigung bitten.

„Wenn es klappt, möchten wir mit dem Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft eine Doppel-Eröffnung feiern“, sagt Rommel. Natürlich sollen die Spiele der Euro 2024 auf den Bildschirmen von „Gleis 4“ laufen, verspricht er. Und auch für die Eröffnungsparty habe er „ein bisschen was vor“.

Noch nicht ganz fix sei das Team für beide Gaststätten. „Haus Oe“ solle einen zweiten Koch bekommen. Für das Serviceteam ist Rommel zuversichtlich. „Ich kenne durch meine politischen Ambitionen viele Leute“, sagt er. „Sie bekommen bei mir mehr als den Mindestlohn.“ Voraussetzung sei Teamfähigkeit.

Werbeschild an der Fassade von Haus Oe in Castrop-Rauxel-Schwerin.
"Haus Oe" auf Schwerin ist die älteste Kneipe in Castrop Rauxel. Sie besteht seit 124 Jahren. © Tobias Weckenbrock

Und er selber müsse „als Chef viel vor Ort sein“ und wolle mithelfen. Dafür will er bei seinem Job als Triebfahrzeugführer kürzertreten. Der Schichtdienst mit teilweisem Beginn zwischen 0 und 4 Uhr sei körperlich zu anstrengend.

Kein Problem sieht Rommel in seiner neuen Herausforderung mit Blick auf seine politischen Ambitionen. Erst im April hatte er im Gespräch mit unserer Redaktionen angekündigt, 2025 erneut für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. 2020 erhielt er mehr als 1200 Stimmen und damit 4,6 Prozent.

Politik und Gastronomie: „Das passt hervorragend“, sagt der gebürtige Eisenacher, der seit gut 25 Jahren in Castrop-Rauxel lebt. Im Fokus stehen vor allem Kinder und Jugendliche. „Hier gibt es für sie nichts Besonderes.“ In „Gleis 4“ könne er sich unter anderem von 14 bis 18 Uhr Kinderdiscos vorstellen – natürlich ohne Alkohol. Oben in der Kneipe gebe es „einen wunderbaren Raum, wo Jugendliche tanzen können“.

Die Rolle von Rommels Vorgänger in der Kneipe in Rauxel wie in „Haus Oe“ auf Schwerin ist gerade Thema vor dem Amtsgericht: War der Vorgänger Geschäftsführer, Betriebsleiter oder Angestellter, der nur für Einkauf und Event-Management zuständig war? In dem Verfahren geht es auch um nicht gezahlte Krankenkassen-Beiträge für eine Angestellte in Höhe von 1500 Euro.

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