Verkaufsoffene Sonntage: Ja, aber wann und wo?

Diskussion in Castrop-Rauxel

Münster durfte vergangene Woche abstimmen: In einem Bürgerentscheid stimmten 52,8 Prozent der Teilnehmer gegen verkaufsoffene Sonntage, 47,2 Prozent dafür. Mit diesem Thema beschäftigen sich nun auch Politik und Verwaltung in Castrop-Rauxel. Wie die Rechtslage ist und was die Händler sagen, lesen Sie hier.

Castrop-Rauxel

, 09.11.2016, 16:19 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Frühlingsmarkt in Castrop-Rauxels Innenstadt soll weiterhin auch einen verkaufsoffenen Sonntag mit sich bringen. Andere Anlässe stehen jedoch zur Debatte.

Der Frühlingsmarkt in Castrop-Rauxels Innenstadt soll weiterhin auch einen verkaufsoffenen Sonntag mit sich bringen. Andere Anlässe stehen jedoch zur Debatte.

Seit 2013, so ist es in einer Vorlage für den Ausschuss für Wirtschaftsentwicklung zu lesen, sei eine Sonntagsöffnung nur anlassbezogen möglich: wenn es Feste, Messen, Märkte gibt. Nach einem nun maßgeblichen Urteil des Oberverwaltungsgerichts vom 10. Juni muss die eigentliche Veranstaltung dabei der Hauptteil sein, die verkaufsoffenen Läden nur der „Annex“. Dadurch mussten diverse Städte verkaufsoffene Sonntage absagen. Wie es in Castrop-Rauxel weitergeht, darüber wird nun politisch abgestimmt.

Der Stand der Dinge derzeit:

  • Der Frühlingsmarkt in Castrop ist eine Veranstaltung, die es schon über 20 Jahre gibt. Als Beiwerk haben die Geschäfte sonntags geöffnet.
  • Gleiches gilt für den Viktualienmarkt, der kürzlich erst stattfand und trotz des nicht durchgehend guten Wetters viele Menschen in die Altstadt zog.
  • Gelegentlich, so die Vorlage, öffnen die Geschäfte in der Altstadt an einem der vier Adventssonntage – am Rande der Frequenzbringer Adventstzelt und Weihnachtsmarkt. In den vergangenen Jahren war das stets der Fall.
  • Das Familienfest von „Mein Ickern“ wäre laut Verwaltung geeignet, Geschäfte zu öffnen.
  • Zum Trödelmarkt öffneten Möbel Boss und Tedox in Habinghorst zuletzt häufiger sonntags. Zweirad Schmitz an der Marsstraße beteiligte sich.
  • Das Frühlings-, Sommer und Erntedankfest rund um Lange Straße und die Werbegemeinschaft „inwerb e.V.“ werden von einigen Händlern genutzt, um zu öffnen – allerdings laut Stadtverwaltung nur von einem kleinen Teil.

Das sagen die Kaufleute-Vereinigungen:

Armin Fiolka von Inwerb will sich vor der politischen Beschlusslage nicht äußern. Man sei aber im Gespräch mit der Stadt – „und mit der haben wir bisher in dieser Sache sehr gut kooperiert“, sagte er nur.

Matthias Zimmer von Casconcept sagt: „Die verkaufsoffenen Sonntage sind für uns wichtig. Wir brauchen sie, um uns darzustellen. Die Mitarbeiter klagen dann auch eher nicht, sondern sehen das selbst auch als wichtig an zur Belebung der Altstadt. Die beiden verkaufsoffenen Sonntage sollten zu den Märkten auf jeden Fall erhalten bleiben, über den dritten könnte man reden. Intern werden wir das bei Casconcept auch tun."

Die Verwaltung schlägt der Politik vor:

Der Altstadt-Bereich soll enger definiert, die Sonntagsöffnungen auf (1) und (2) beschränkt werden. Damit fielen eine mögliche Öffnung bis nach Merklinde und der Adventssonntag weg. Das Familienfest Ickern soll als Option erhalten bleiben, die Fläche auf Ickerner Straße und Marktplatz begrenzt werden. 

Eine Begrenzung auf Lange Straße und Postplatz ist auch für Habinghorst (6) angedacht. Der Trödelmarkt (5) hingegen ist laut Verwaltung kein berechtigter Anlass, die Geschäfte sollen deshalb keine Genehmigung zur Öffnung mit Verkauf mehr erhalten.  

Diskutiert wird öffentlich am Mittwoch, 16. November, ab 19 Uhr bei Zabel, Am Rapensweg 217, Ickern.

Und was wollen die Kunden? Wir schickten unseren Schülerpraktikanten Niklas Kotisch (14) in die Altstadt zu einer kleinen Umfrage am Mittwochnachmittag:

  • „Ich finde, es reicht, dass man an den Werktagen in der Woche einkaufen gehen kann. Außerdem sollen die Mitarbeiter der verschiedenen Betriebe auch mal frei bekommen“, meint Sabine Murmann.
  • Eine andere Passantin, die ihren Namen nicht nennen wollte, sagte, man sollte die verkaufsoffenen Sonntage auf gar keinen Fall abschaffen. „Die paar, die wir hier in Castrop haben, reichen völlig aus.“
  • Die Meinung eines anderen Passanten war, die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage in Castrop-Rauxel reiche aus, da er sie ohnehin nicht nutze. Für interessierte Kunden seien diese Sonntage aber ein „Super-Angebot“.

Fazit: Die meisten Passanten, die wir am Mittwochnachmittag befragten, sehen die verkaufsoffenen Sonntage durchaus aus zwei Blickwinkeln - nämlich aus der Sicht der Bürger und der Verkäufer. Für Kunden seien solche Tage sehr gut - wenn man mal beim Einkauf in der Woche etwas vergessen habe, zum Beispiel. Aber für die Verkäufer sei es auch ärgerlich, denn sie müssten mehr arbeiten und könnten weniger Zeit mit ihrer Familie verbringen.

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