
© Ronny von Wangenheim
Abzockmaschen und untergeschobene Verträge häufen sich in Corona-Zeiten
Verbraucherzentrale
Dubiose Abzockmaschen haben in der Corona-Pandemie zugenommen. Sie waren Fälle für die Verbraucherzentrale in Castrop-Rauxel. Auch Rechtsfragen rund um Reisen und Veranstaltungen nehmen zu.
Die Corona-Pandemie beeinflusst das Leben der Menschen in vielen Situationen. Finanzielle und sogar existenzielle Probleme führen Menschen zur Verbraucherzentrale. Was die Themen im Coronazeiten sind, welche Abzockmaschen aktuell sind, darüber hat Rose Sommer berichtet.
Die Leiterin der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale in Castrop-Rauxel war nun Gast des Betriebsausschusses 2 (Familie, Jugend, Soziales und Bildung). Er tagte erstmals seit langem wieder in Präsenz. Rose Sommers Rückblick auf das Jahr 2020 zeigte, dass die Corona-Pandemie neue Fragen und Herausforderungen, aber auch neue Chancen bietet.
Am Ende stehe eine positive Jahresbilanz, so Rose Sommer. Das Jahr in Zahlen: 5737 Verbraucheranliegen wurden registriert. Darunter waren 1533 Rechtsberatungen und Rechtsvertretungen. „Von den Rechtsvertretungen konnten wir 78 Prozent erfolgreich abschließen“, sagte Rose Sommer. 21 Veranstaltungen ergänzen die Jahresbilanz. Bei der zentralen Hotline konnten 2140 Anrufer vom Festnetz Castrop-Rauxel zugeordnet werden.
Reiserecht war im Lockdown das große Thema
Großes Thema 2020 sei das Reiserecht gewesen. Viele Castrop-Rauxeler, die eine Reise gebucht hatten, deren Flüge storniert wurden, die Sorge wegen Reisewarnungen hatten, wandten sich an die Beratungsstelle. „Es gibt heute noch Leute, die ihre geplatzten Flüge aus dem vergangenen Jahr nicht erstattet bekommen haben“, sagte die Verbraucherexpertin.
Mit zunehmendem Online-Handel wurden Fake-Shops ein Thema. Da kommen Firmen, bei denen man Waren bestellt, scheinbar aus Deutschland. Aber bei genauerem Hinsehen werde die Ware dann doch aus China versandt, so Rose Sommer. Erst einmal sei das kein Problem, es könne aber durchaus eines werden, wenn man seine Ware zurückschicken wolle. Denn die Rücksendung könne bis zu 40 Euro kosten - und wenn die Sendung in China nicht angenommen und wiederum zurückgeschickt werde, werde unter Umständen sogar Zoll fällig.
Viel häufiger geworden seien Beratungen zum Energierecht. Der Hintergrund: Im Lockdown waren viele Menschen zu Hause und damit gut erreichbar. „Untergeschobene Verträge“ wurden da zum Problem. „An der Haustür oder am Telefon werden sich Informationen zu Zählerständen und Anbietern besorgt“, so Rose Sommer. Und dann würden ohne Wissen des Kunden neue Verträge abgeschlossen.
Verbraucherzentrale fordert Änderung im Energiegesetz
Die alten Energie-Anbieter fragen bei einer Kündigung nicht nach. „Wenn der Kunde Glück hat, bekommt er noch ein Kündigungsschreiben seines Anbieters und wird so darauf aufmerksam.“ Eine Forderung der Verbraucherzentralen generell sei es, dass der alte Anbieter immer informieren muss, wenn er eine Kündigung bekommt. „Das muss ins Energiegesetz reingeschrieben werden“, so Rose Sommer. Leicht werde es also nicht werden, diese Forderung durchzusetzen.
Eingeschränkt war 2020 die persönliche Beratung wegen des wiederholten Lockdowns. Verbraucherberatung auf Abstand war gefragt. Die Einführung einer kostenlosen Erstberatung war eine der Antworten auf die neue Situation.
Aber es gab auch einen Schub für die Digitalisierungsprozesse, sagte Rose Sommer. Videoberatung und Online-Vorträge gehören mittlerweile zum Programm, Das habe der Verbraucherberatung auch neue Zielgruppen geöffnet – Menschen, die ihre Fragen lieber auf digitalem Wege klären.
Rose Sommer betonte aber auch, wie wichtig die persönliche Beratung sei, gerade für ältere Menschen oder Menschen mit Sprachschwierigkeiten. Seit einigen Monaten ist dies auch wieder möglich – dies allerdings nur nach vorheriger Terminvereinbarung.