Zerstörungen an Realschule in Castrop-Rauxel FNR-Chef Gerdesmeyer: „Wie kann man so etwas machen?“

FNR-Chef Gerdesmeyer nach Zerstörungen: „Wie kann man so etwas machen?“
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„Es geht einfach nicht in meinen Kopf rein“, sagt Ulrich Gerdesmeyer. „Dieses reine Kaputtmachen-Wollen, diese intensive Zerstörungswut: Wie kann man so etwas machen?“ Der Leiter der Fridtjof-Nansen-Realschule (FNR) ärgert sich einfach.

Als er am Montagmorgen direkt nach dem Hausmeister als zweiter an der Schule an der Langen Straße 18 in Habinghorst eintraf, da sei er „erstmal direkt hintenüber gefallen“, erzählt Gerdesmeyer. „Es ist zwar nicht das erste Mal gewesen, dass es an unserer Schule Vandalismus gab. Aber in diesem Ausmaß schon.“

Mehrere Räume vorerst unnutzbar

Unbekannte wüteten irgendwann zwischen Samstagabend (20.5.), 22 Uhr, und Sonntagmorgen im Quertrakt der FNR. Einen Klassenraum, den Musik- sowie einen Putzraum und das Treppenhaus haben sie auf dem Gewissen. Sie sind vorerst nicht mehr zu nutzen. „Wir kriegen es ohne diese Räume zwar irgendwie gestemmt, aber wir müssen improvisieren, die Kollegen müssen jetzt mehr wandern“, sagt Gerdesmeyer.

Über diese Feuertreppe dürften die Unbekannten nach oben gekommen sein.
Über diese Feuertreppe dürften die Unbekannten nach oben gekommen sein. © Anna Katharina Wrobel

Die Vandalen sind wohl, so zeigt es der FNR-Leiter beim Vor-Ort-Besuch unserer Redaktion, über die außenliegende Feuertreppe in die erste Etage des Traktes gekommen. Fremde Blicke fürchten mussten sie dabei nicht: Der Quertrakt ist von der Straße aus zwar frei zugänglich, aber das Gelände ist wegen direkt angrenzendem Berufsschultrakt, weiteren älteren Gebäuden und Bäumen nicht einsehbar.

Schulleiter hat einen Verdacht

Über die Feuertreppe nach oben gekommen, schlugen die Unbekannten ein Fenster ein und gelangten so in das Gebäude. „Das müssen Leute gewesen sein, die die Schule irgendwie kennen“, ist der Schulleiter sich sicher. „Vielleicht Schülerinnen oder Schüler oder Ehemalige.“

Denn, so erklärt er seinen Verdacht: Die Täterinnen oder Täter hätten genau gewusst, welches Fenster sie zerbrechen müssen, um möglichst einfach hineinzugelangen – und das sei das Notausstiegsfenster ganz am Ende des Raumes gewesen, das als einziges in dem Klassenraum über einen Hebel verfügt.

„Sie konnten den Hebel ganz einfach von außen aus öffnen, nachdem sie die Scheibe eingeschlagen hatten“, sagt Gerdesmeyer. Und sie müssten relativ klein beziehungsweise schlank gewesen sein. „Sonst hätten sie es nicht durch die eher kleine Öffnung geschafft“, mutmaßt er.

Mehr als nur kaputte Scheiben

Bei der zersplitterten Scheibe ist es nicht geblieben, führt der Schulleiter aus.

Weitere Fensterscheiben seien ebenso kaputt gemacht worden wie einige Tische. Auch das iPad, das im Klassenzimmer lagerte, ist nicht mehr da.

„Was für mich aber am absurdesten ist, ist, dass die Leute über das Treppenhaus extra nach unten gegangen sind, sich dort den Feuerlöscher geschnappt haben und dann wieder hoch in den Klassenraum gegangen sind, um ihn dort zu versprühen“, sagt Ulrich Gerdesmeyer. Es handele sich wirklich um „puren Vandalismus, das ist so sinnfrei“.

Ulrich Gerdesmeyer steht in dem Klassenraum, der mit einem Feuerlöscher verunstaltet wurde. Überall ist das weiße Pulver aus dem Feuerlöscher zu sehen, ob auf Boden, Fensterbänken, Tischen oder sonstigem Mobiliar.
Ulrich Gerdesmeyer steht in dem Klassenraum, der mit einem Feuerlöscher verunstaltet wurde. Überall ist das weiße Pulver aus dem Feuerlöscher zu sehen, ob auf Boden, Fensterbänken, Tischen oder sonstigem Mobiliar. © Anna Katharina Wrobel

Das weiße Pulver aus dem Feuerlöscher ist auch am Dienstagmittag beim Besuch der Redaktion noch sichtbar: Es ist auf Tische, Stühle, Schränke, Fensterbänke und den Boden gerieselt, reicht weiter bis ins Treppenhaus. „Es ist in jeder Ritze. Das wird sicherlich aufwendig zu säubern sein“, sagt Gerdesmeyer. Am Mittwoch, so wird es ihm der Hausmeister etwas später sagen, soll jemand zwecks Reinigung vorbeikommen.

Manches noch provisorisch gefixt

Die zerschlagenen Fensterscheiben hingegen sind bereits am Montag provisorisch überklebt worden, damit sich niemand an den scharfen Kanten verletzen kann. Auch eine der zerstörten Türen unten wurde provisorisch mit einer Spanplatte bedeckt.

Dahinter befindet sich die Awo-Begegnungsstätte Habinghorst. Hier läuft der Betrieb am Dienstagmittag wieder, es wird gemeinsam zu Mittag gegessen und gequatscht.

Der Awo-Stadtverband war auch vom Vandalismus betroffen. Rita Wruck vom Vorstand steht an der Tür, die kaputt gemacht wurde. Sie wurde provisorisch mit einer Spanplatte abgedeckt.
Der Awo-Stadtverband war auch vom Vandalismus betroffen. Rita Wruck vom Vorstand steht an der Tür, die kaputt gemacht wurde. Sie wurde provisorisch mit einer Spanplatte abgedeckt. © Anna Katharina Wrobel

Sie sprechen dabei weniger über diesen erneuten Vandalismus-Vorfall, denn: „Es ist jetzt glaube ich schon das sechste Mal“, erzählt Rita Wruck vom Vorstand. Immer wieder seien Türen oder Fensterscheiben eingeschlagen worden, mal wurden auch Stahlschränke aufgebrochen und Geld geklaut. „Ich kann die Vorfälle echt gar nicht mehr zählen“, sagt die Ehrenamtliche.

„Anfangs habe ich immer noch versucht, die Schmierereien von den Fenstern zu schrubben“, sagt sie und zeigt auf eine der unzähligen. „Aber das bringt ja nichts. Zumal wir bald auch hier raus sind.“ Sie könne kaum erwarten, dass der Neubau einige Meter weiter endlich fertig werde und man umziehen könne.

Vorfreude auf den Neubau

Darauf freut sich auch FNR-Leiter Ulrich Gerdesmeyer. Derzeit sei die Fertigstellung des Neubaus für den Herbst anvisiert. „Mal gucken, ob das klappt“, sagt er. Denn der neue Quertrakt, so hofft er zumindest, könnte womöglich weniger anfällig sein für Vandalismus. Er sei angedockt an die Realschule und liege somit direkt auf dem Gelände. Und er sei auch umzäunt. „Ich hoffe, dass das solche Leute ausreichend abhält und dass sie nun nicht anfangen, Steine über den Zaun zu schmeißen oder so“, sagt er.

Wünschenswert ist aus seiner Sicht aber noch etwas völlig anderes. „Es müssten eigentlich gesetzliche Grundlagen geschaffen werden, damit man solchen Vandalismus irgendwie eindämmen kann“, findet der Schulleiter. Gerne hätte er an neuralgischen Punkten schon längst Kameras angebracht oder eine Alarmanlage. „Aber so einfach ist das eben nicht.“

Weitaus wichtiger ist Ulrich Gerdesmeyer aber eigentlich noch eine andere Sache. „Wir sind eine Gemeinschaft. Wir sollten alle an einem Strang ziehen, auf solche Sachen achten, damit sie eben nicht sinnlos zerstört werden“, sagt er und ergänzt: „Natürlich muss man da bei der Erziehung anfangen. Schnell ist dann direkt von Schule die Rede. Aber die kann auch nicht alles anfangen. Es braucht die gesamte Gesellschaft.“

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