Unwetter lässt wieder Keller volllaufen „Wir sind nur noch wütend und enttäuscht“

Unwetter lässt wieder Ickerner Keller volllaufen: „Wir sind nur noch wütend“
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Blitze und Donner, dazu starker Regen sind in der Nacht zu Donnerstag (17.08.2023) über Castrop-Rauxel vom Himmel heruntergekommen. Als zwischen 1.30 und etwa 3 Uhr das Unwetter wütete, wurden viele Menschen aus den Träumen gerissen. In Ickern und Henrichenburg waren sehr viele sogar hellwach: Einige eilten in ihre Keller und mussten mal wieder ran an die Schippen und Pumpen.

„Wir sind nur noch wütend und enttäuscht“, sagt Stephanie Jug aus den Aapwiesen am frühen Morgen gegenüber unserer Redaktion. „Ich stehe in meinem Keller, in dem das Wasser steigt, mache die Tür nach hinten auf, weil die Pumpen ja rauspumpen müssen, und da staut sich das Wasser aus dem Revisionsschacht vor, weil er dicht ist.“

Zu insgesamt 15 Einsätzen wegen extremen Starkregens im Bereich Henrichenburg, Aapwiesen und Ickern rückte die Feuerwehr Catrop-Rauxel in dieser Nacht aus. Das erklärt die Pressestelle der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion an Morgen. Der erste Alarm sei um 2.10 Uhr durch die Leitstelle ausgelöst worden. „In der Folge wurden dann weitere parallele Einsätze gemeldet“, sagt Stadtsprecher Michael Nickel.

Die Löschzüge Henrichenburg, Habinghorst und Castrop waren alarmiert und arbeiteten die Einsätze zusammen mit der hauptamtlichen Wache ab. Das dauerte knapp zwei Stunden. Es wurde gepumpt und geholfen, wo es ging.

„Es kommt durch die Wände“

Aber für Stephanie Jug ist das Kind längst vorher in den Brunnen gefallen. „Wieder abgesoffen!“, ärgert sie sich und fühlt sich vom EUV Stadtbetrieb im Stich gelassen. „Wir haben vor ein paar Wochen auf einer Versammlung gehört, was wir als Bewohner der Aapwiesen gegen Hochwasser tun sollen. Es ist nicht die Emscher, die überläuft, es kommt nicht durch unsere Abflüsse. Es kommt durch die Wände!“

Die Tauchpumpen stehen eh bereit. In einigen Kellern sollen noch Bautrockner ihre Arbeit leisten. Nun wurde Castrop-Rauxel wieder von einem Unwetter heimgesucht.
Herbert Andrä kommt mit dieser Tauchpumpe seit Jahrzehnten ganz gut zurecht. In der Nacht auf den 23.6.2023 pumpte er mit ihr das Wasser aus dem Haus. © Tobias Weckenbrock (Archiv)

In der Nacht zum 23. Juni wurden die Aapwiesen schon einmal heimgesucht. Viele Keller waren voll Wasser. Zum Teil stünden in den Kellern ihrer Nachbarn noch heute die Trocknungsgeräte. „Dreimal in zwei Jahren ist kein Zufall! Von wegen, so etwas findet alle 50 Jahre statt“, ärgert sie sich. Und fordert: „Der EUV muss handeln. Wollen die sich weiter rausreden?“

Der EUV wolle den Anwohnern der Tilsiter und Breslauer Straße, die in dieser Nacht besonders betroffen sind, erzählen, „wir brauchen Rückschlagventile, sollen Mäuerchen und Stürze vor die Türen bauen“, so Jug. „Aber ihre Rohre entsprächen der DIN-Norm...“ Die Emscher sei übrigens nicht direkt schuld: Die sei in der Nacht praktisch auf Normalpegel gewesen. „Ich war extra da, um zu gucken.“

Gegen 7.45 Uhr gibt es laut Stadtsprecher Michael Nickel weitere Meldungen über Wasser im Gebäude bei der Feuerwehr. Die Leute sind aufgewacht und haben das Desaster im Keller gesehen. Die Einsätze werden zu diesem Zeitpunkt abgearbeitet, so Nickel.

Stark vom Unwetter betroffen war auch die Nachbarstadt Waltrop im Norden von Castrop-Rauxel. 25 Einsätze meldete die Feuerwehr allein dort über Nacht und in den frühen Morgenstunden. Auch in Gelsenkirchen kam einiges vom Himmel: Dort mussten Menschen aus ihren Fahrzeugen gerettet werden, weil mehrere Autobahnunterführungen unter Wasser standen, wie die Feuerwehr mitteilte.

Rund 90 Einsätze meldete die Feuerwehr aus der Großstadt Essen. In Recklinghausen befreite die Feuerwehr drei Autos, die sich auf einer unter Wasser stehenden Straße festgefahren hatten. Über Dortmund fiel in wenigen Minuten so viel Wasser vom Himmel, dass zahlreiche Senken und Unterführungen voll Wasser liefen. Die Feuerwehr musste mehrere Keller auspumpen.

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