250 unbeantwortete Anrufe und Nachrichten Riesen-Anteilnahme nach Unfall von Alex Scheidle

Unfallopfer Alex Scheidle überwältigt von riesiger Anteilnahme
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Großes Mitgefühl hat sich breit gemacht in Castrop-Rauxel: 250 unbeantwortete Sprachnachrichten und Anrufe hat Alex Scheidle (29) seit Mittwoch (20.11.2024) noch auf seinem Smartphone, sagt er am Freitag. Sein Unfall mit dem Motorroller im Ickerner Knoten bewegt die Menschen auch zwei Tage danach. Denn Scheidle ist bekannt bei vielen durch sein Engagement. Und unser Bericht hilft offenbar bei der Aufklärung dessen, was am frühen Morgen geschah.

Bekannt ist, dass er mit 29 km/h auf der Ickerner Straße mit einem weißen Auto kollidierte, das von der Recklinghauser Straße aus Richtung Klöcknerstraße nach links auf die Ickerner Straße Richtung Kreisverkehr / Stickstoffsäule fahren wollte. Das ist genau die Stelle, an der es in den vergangenen Jahren mehrfach heftig gekracht hat.

Bekannt ist auch, dass die Fahrzeugführerin, wohl eine ältere Frau, nicht das tat, was man tun muss: dem Haupt-Unfallopfer und Verletzten helfen. Denn ganz offensichtlich zog sich der Rollerfahrer beim Sturz auf die Straße Verletzungen zu. Er war zwar erst in der Lage, aufzustehen. Aber dann brach er zusammen. Die Fahrerin des Wagens blieb stehen, stieg aus, schaute sich um und fuhr dann einfach weiter.

Alexander Scheidle konnte nicht mehr. Er wurde mit dem Rettungswagen ins EvK gebracht und liegt da auch am Freitag, zwei Tage nach dem Unfall, noch flach. Absolut handlungsunfähig. „Jetzt sind wohl nicht nur zwei, sondern vier Brustwirbel gebrochen“, sagt er. Zu der Lungenquetschung und den Prellungen und der Gehirnerschütterung. Zwei mehr, als die Ärzte erst diagnostizierten.

Jetzt plagen ihn Panikattacken

Neben den körperlichen Schmerzen und Verletzungen plagen ihn Angst-Attacken. „Ehrlich gesagt: Es geht mir beschissen“, sagt Scheidle im Gespräch mit unserer Redaktion. Man müsse abwarten, habe der Arzt ihm nun gesagt, wie sich das mit dem Rücken entwickle. Jedenfalls sei er noch zu instabil zum Aufstehen. An eine Reha sei noch nicht zu denken. Nicht mal zur Toilette kann er gehen. „Ans Bett gefesselt zu sein, ist furchtbar“, sagt er. Und wenn die Panik kommt, dann bleibe ihm die Luft weg.

Ein Nachhausegehen sei auch noch fern, vermutet er. Wie auch? Da sind der vierjährige Sohn und die achtjährige Tochter, die ihn brauchen. Dabei ist aktuell er, der Papa, der, der nichts allein schafft, der intensive Pflege und Hilfe braucht. Und die Mama muss alles allein schaffen. Irgendwie.

Und doch: Bei all den schlechten Nachrichten gibt es auch zwei gute. „Es sieht so aus, als hätten wir ein Auto, das zum Hergang passt“, erzählt Scheidle und spielt dabei auf die Ermittlungen der Polizei an. „Es hat sich nach eurem Bericht jemand gemeldet, der an einem Auto einen Schaden festgestellt hat, der genau zu meinem Aufprall und Unfall passt.“

Im Hintergrund laufen die Ermittlungen, bei denen auch ein Video einer Haustür-Kamera Aufschluss geben könnte. Auch Zeugenbefragungen spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Der Motorroller von Alexander Scheidle mit einer Gastro-Transportkiste liegt auf der Ickerner Straße im Ickerner Knoten. Der Fahrer wurde schwer verletzt.
Der Motorroller von Alexander Scheidle mit einer Gastro-Transportkiste liegt auf der Ickerner Straße im Ickerner Knoten. Der Fahrer wurde schwer verletzt. © privat

Und die zweite gute Nachricht: „Echt“, sagt Scheidle mit einer schon deutlich festeren Stimme als noch vor zwei Tagen, „ich bin überwältigt von der Hilfe all der Ersthelfer und den Rückmeldungen der Menschen.“ Die kommen nicht von ungefähr: Der Ickerner, der in der Nähe des Freibads wohnt, ist kein Unbekannter.

Er engagierte sich sehr stark im Projekt Spielplatz für die Kleingartenanlage in Deininghausen. Ein Herzensprojekt für einen Stadtteil, der an manchen Stellen Hilfe braucht und in den er über den Jugendtreff D-Town und Schulkinderhaus, wo er arbeitete, verwoben war und bis heute ist. Er sammelt für die Kinderkrebsstiftung, wollte in diesem Winter für Obdachlose auf Spendentour gehen.

„Wenn ich wieder gesund bin...“

„Aber das kann ich jetzt alles wohl erstmal nicht mehr machen“, sagt er und man spürt, dass es ihm weh tut. Doch Alexander Scheidle verspricht: „Wenn ich wieder gesund bin, werde ich all diese Projekte wieder aufnehmen.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. November 2024.