„Mama, mir ist nicht gut, hat mein Sohn gesagt, als ich ihn aus der Betreuung abgeholt habe“, erzählt Tanja B. Die Angst und der Schrecken liegen da schon gut zwei, drei Stunden zurück. Kurz vor 12 Uhr am Mittwochmittag (8.2.) sind der Neunjährige und drei Klassenkameraden im Stadtgarten überfallen worden.
B.s Sohn und ein Schulfreund sind auf dem Weg von der Grundschule zur Nachmittagsbetreuung ins Marcel-Callo-Haus, die anderen Beiden auf dem Heimweg. In der Nähe des Panorama-Cafés greifen zwei junge Männer die Grundschüler an, halten sie fest. „Meinen Sohn hat einer am Oberkörper festgehalten, einen anderen Jungen nahm der zweite in den Schwitzkasten.“
Die jungen Männer fordern Geld, Schmuck und Handys, kippen die Tornister aus. „Die Kinder hatten nichts dabei“, sagt Tanja B. „Diesmal auch kein Geld. Manchmal hat eines der Kinder von zu Hause fünf Euro bekommen, davon kaufen sie sich dann Schnuckereien.“ Die Männer lassen schließlich von den Kindern ab.
Stolz auf Selbstständigkeit
Der Schrecken sitzt tief. Und die perfide Tat durchkreuzt den Weg in die Selbstständigkeit der Grundschüler. „Mein Sohn war so stolz“, erzählt Tanja B. „Wenn ich den Weg von der Schule zur Betreuung alleine schaffe, kannst du arbeiten gehen, hat er gesagt.“
Am Mittwochnachmittag ist die Mutter zunächst fassungslos, macht sich in einer Castrop-Rauxeler Facebook-Gruppe Luft, will sich jedoch noch mit den anderen Eltern beraten. Am Freitag (10.2.) erstattet sie Anzeige bei der Polizei. Auch ein Abwägungsprozess, denn B. hat Zweifel, ob die Täter überhaupt gefasst werden können.
„In dem Alter können die Kinder doch kaum abschätzen, wie alt die Männer waren“, erklärt die Mutter. Sie schätzt die Täter nach den Schilderungen ihres Sohnes vielleicht auf 17 bis 20 Jahre. „Einer hatte dunkle Haare, eine kurze Frisur, der andere einen Schnauzbart.“

Zeugen habe es möglicherweise gegeben. „Ein paar ältere Menschen, die im Panorama-Café gesessen haben, könnten es mitgekriegt haben“, sagt sie. „Manche haben wohl runtergeguckt, aber ob sie es richtig gesehen haben?“ Tanja B. hat durchaus Verständnis, dass niemand direkt zur Hilfe geeilt ist. „Die meisten Leute haben in solch einer Situation Angst.“
Auch sie fühle sich im Stadtgarten nicht mehr wohl, selbst wenn sie mit den Hunden einer Freundin Gassi gehe. „Der ganze Stadtgarten riecht nach Gras“, sagt Tanja B. An vielen Bänken werde gekifft. Ein Angstraum – auch am hellen Tag.
Polizei-Pressesprecher Andreas Lesch erklärt, dass eine Anzeige auf jeden Fall der richtige Weg sei: „Das ist unser Wunsch und Anliegen.“ Und ferner: „Wenn jemand eine Situation beobachtet, dass eine Person in Gefahr ist oder bedroht wird, sollte er auf jeden Fall den Notruf wählen.“
Zeugen, insbesondere Besucher des Panorama-Cafés am Mittwochmittag (8.2.), die den Überfall auf die Kinder beobachtet haben, können sich bei der Kriminalpolizei unter Tel. (0800) 2361111 melden.
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