Ende September gab Thomas Frauendienst seiner langjährigen Lebensgefährtin ein letztes Versprechen. Auf dem Sterbebett liegend sagte Angelika Harms da zu dem 60-Jährigen: „Ich möchte, dass du noch etwas hilfst. Handle bitte. Sei Mensch. Gib ein Stück Menschlichkeit weiter.“ Er drückte ihre Hand und nickte.
Der Castrop-Rauxeler hält sein Wort. Am 16. Dezember, einem Samstag, wird er ab 13 Uhr gemeinsam mit dem Topkapi Grill Ocakbasi 100 Menüs (bestehend aus einer Dönertasche, Tee, Kaffee sowie einem Erfrischungsgetränk) in dem Restaurant am Simon-Cohen-Platz verschenken. An die ersten 100 Menschen, die sich vorher bei dem türkischen Restaurant dafür anmelden (telefonisch unter 02305/3096546).
Aktion gegen die Einsamkeit
Die Aktion steht unter dem Motto: „Essen – gemeinsam statt einsam. Ein kleines Licht in dunkler Zeit“. Sie richtet sich vor allem an Bedürftige, die sich ein solches Essen nur schwer leisten können. Aber auch an Menschen, die einsam sind und gerne einmal in Gemeinschaft essen wollen.
Das mache er nicht alleine für seine Angelika, sagt Frauendienst. Sondern auch für sich selbst. „Aus christlicher Überzeugung, aus Nächstenliebe“, betont er und fasst dabei an den auffällig großen und silberfarbenen Kreuzanhänger, der an einer Kette um seinen Hals hängt. Inspiriert dazu habe ihn auch Frank Zander. Der Musiker veranstaltet bereits seit 29 Jahren eine Weihnachtsfeier für Bedürftige und Obdachlose. „Im menschlichen Bereich ist er ein großes Vorbild für mich.“
Er verzichtet gerne
300 Euro kann Thomas Frauendienst für die Aktion ausgeben. „Das fällt mir nicht leicht, ich krieg‘ nur eine kleine Rente“, sagt er. Gerade im Monat Dezember „tut mir das echt weh. Ich werd‘ da auf einige Dinge verzichten müssen.“

Doch das ist es ihm wert. Er habe gerade in den vergangenen Wochen, nach dem Tod seiner Angelika, so viel Anteilnahme erfahren und wolle etwas an die Gesellschaft zurückgeben. „Nehmen ist ja einfach. Aber Geben ist doch viel, viel besser“, findet er.
Spontane Planänderung
Das sieht auch Selam Tasdemir vom türkischen Restaurant so. Als Frauendienst und unsere Reporterin in dem Lokal sitzen und über die Aktion sprechen, kommt er hinzu. Sagt, dass er sich spontan etwas überlegt habe. Durch die 300 Euro kämen knapp 50 Menüs zusammen. Er wolle sich beteiligen. Und die Kosten für 50 weitere Menüs beisteuern. So könnten 100 Menschen davon profitieren. Thomas Frauendienst jauchzt, als er das hört. Dann kullern ihm Tränen der Rührung und Freude seine Wangen hinunter.

Genau das wolle er mit seiner Aktion im Dezember erreichen, sagt er, nachdem er seine Brille abgenommen und sie weggewischt hat. „Ich will die Leute zum Nachdenken anregen. Damit sie am Ende sagen: Ich könnte sowas ja auch für andere machen.“
Vielleicht, so hofft das anerkannte Missbrauchsopfer, kämen so ja weitere ähnliche Aktionen in Castrop-Rauxel zustande. „Ich habe jedenfalls vor, das fortan jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit zu machen“, sagt Thomas Frauendienst. Für seine Angelika. Für sich. Und für andere.
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