Stadt zahlt Tierschutzverein nun 120.000 Euro Das steckt hinter der Ausweitung der Pauschale

Stadt zahlt Tierheim mehr: Das steckt hinter der Ausweitung der Pauschale
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Statt 65.000 Euro oder, wie Insider sagen, 79.000 Euro bekommt der Tierschutzverein von der Stadt Castrop-Rauxel jetzt nach einem Beschluss der Politik 120.000 Euro im Jahr. Was fast wie eine Verdopplung aussieht, ist aber keine. Denn mit dem neuen Pauschalbetrag werden auch Kosten abgegolten, die bisher einzeln, oder wie die Fachleute sagen, spitz abgerechnet werden müssen. Der Stadtrat stimmte am Donnerstag (7.12.2023) zu.

Thomas Thiel, Leiter des zuständigen Bereichs Ordnung im Rathaus, sagte vergangene Woche im Fachausschuss, dass man diese Vorlage aus der letzten Sitzungsperiode kurzfristig vor der Sitzung zurückgezogen habe, um noch Abstimmungsgespräche zu führen. Hauptgesprächspartner ist dabei der Tierschutzverein, der das Geld für die Unterhaltung des Tierheims kassiert.

Thiel weiter: „Zwischendurch gab es interfraktionelle Gespräche, die Satzung ist aber inhaltsgleich wieder eingebracht worden.“ Man habe bisher überhaupt noch keine vertragliche Regelung, sondern nur eine „Vereinbarung“ mit dem Tierschutzverein über die Übernahme verschiedener kommunaler Pflichtaufgaben. „Egal wie man das bezeichnet, wir sehen den Bedarf, dass man Rechte und Pflichten beider Vertragsparteien klarer vereinbart und auf der anderen Seite dem Verein Planungssicherheit gibt“, begründete Thiel.

Klar laut Thomas Thiel: Es kommen über die 120.000 Euro hinaus keine weiteren Kosten auf die Stadt im Tierschutz zu, egal, wie viele Fundtiere durch den Tierretter eingesammelt und im Tierheim aufgenommen werden. Bisher schrieb er für jeden Fall eine Rechnung.

Kristina Rummeld, 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Castrop-Rauxel, hat bei der Jahreshauptversammlung des Vereins versucht, die Wogen zu glätten.
Kristina Rummeld, 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Castrop-Rauxel, hat bei der Jahreshauptversammlung des Vereins versucht, die Wogen zu glätten. © Schoeter/Weckenbrock

Ralf Epkenhaus (FWI) warf die Frage auf, ob eine Pauschale von 64.000 Euro nicht besser wäre, um weiterhin eine Kontrolle ausüben zu können. Daraufhin entgegnete Nils Bettinger (FDP), der selbst einen Tierschutz-Hintergrund hat: „Die Abrechnungen sind ein großer Aufwand für den Verein. 120.000 Euro klingt erst einmal nach viel Geld. Aber wenn man die Kostenrechnung ansieht, dann brauchen die das Geld wirklich.“ Das sei ein „realistischer Betrag“. Bettinger: „Lassen wir sie leben, denn wenn sie weiter bis in die Klein-Klein-Abrechnung gehen, brauchen sie bald eine Stelle mehr für die Bürokratie.“

Die Zustimmung war einvernehmlich. Und in dieser Woche wurde bekannt, dass es eine Kooperationsvereinbarung zwischen Tierschutzverein und Nils Bettinger beziehungsweise der FDP gibt. Sie dreht sich um die Frage, warum der Verein die Tiere aus Herten als neuen Partner aufgenommen hat. Weil das Tierheim so voll war, wünschte sich die FDP anfänglich eine Auflösung des neuen Vertrags, der bei anderen Tierschutzvereinen für Unwillen gesorgt hatte.

Jetzt nicht mehr. Teil der Vereinbarung ist, dass es einmal im Quartal ein Treffen zwischen FDP und Tierschutz-Vorstand gibt und man nach einem Jahr Bilanz zieht. 2024 steht ein Ausbau des Tierheims und eine Erfüllung der Auflagen des Veterinäramtes an.

Warum die Kosten oft die Einnahmen übersteigen und wie sich das Tierheim finanziert: rn.de/castrop

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