Hertens neues Tierheim steht in Castrop-Rauxel Neuer Vertrag bringt Zehntausende Euro

Von Joachim Schmidt, Ronny von Wangenheim
Hertens Fundtiere werden jetzt ins Castrop-Rauxeler Tierheim gebracht
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Die Stadt Herten gibt Fundtiere seit dem 1. Juli nicht mehr im Tierheim Recklinghausen ab und unterstützt die Einrichtung auch nicht mehr finanziell. Es geht bei der Entscheidung um Geld. Gewinner ist der Tierschutzverein Castrop-Rauxel, der das Tierheim in Castrop-Rauxel am Deininghauser Weg 45 betreibt.

Beim Tierheim-Wechsel geht es hauptsächlich um Geld und eine offenbar völlig überzogene Forderung aus Recklinghausen.

Bisher lief das so: Wenn in Herten herrenlose Tiere aufgegriffen wurden, die Stadt Kampfhunde beschlagnahmte oder bei sogenannten „Tier-Messis“ von Katzen, Tauben oder Hunden überfüllte Wohnungen aus Tierschutzgründen räumte, gab es seit vielen Jahren immer eine Anlaufstelle: das Tierheim in Recklinghausen. Dessen Tierschutzverein ließ sich das mit 66.000 Euro jährlich pauschal vergüten, ohne den tatsächlich Aufwand nachweisen zu müssen.

Plötzliche Kostenexplosion

Wie Stadt-Sprecherin Corina Plötz bestätigt, zahlte die Stadt Herten dem Verein 2021 sogar einen Investitionszuschuss zum Bau eines neuen Hundehauses, dem Vernehmen nach über 30.000 Euro. Laut Corina Plötz sei die Stadt Herten da noch davon ausgegangen, dass man langfristig weiter mit Recklinghausen zusammen arbeiten würde.

Dieses neue Hundehaus nutzen nun aber andere. Denn im Jahr 2022 verlangte der Recklinghäuser Tierschutzverein wegen der Inflation und gestiegener Arztkosten ab Januar 2023 plötzlich mehr als 200.000 Euro jährlich von Herten, ebenfalls ohne konkrete Aufwandsnachweise. Das bestätigen gut unterrichtete Kreise aus dem Hertener Stadtrat.

Johannes Beisenherz, Vorsitzender des Tierschutzvereins, und Bärbel Marks, Leiterin des Tierheims
Johannes Beisenherz, Vorsitzender des Tierschutzvereins, und Bärbel Marks, Leiterin des Tierheims, haben sich erfolgreich bemüht, mit der Stadt Herten einen Vertrag zu schließen. © Tobias Weckenbrock (Archiv)

Diese vermeintliche Kostensteigerung um mehr als das Dreifache wollte die Stadt Herten nicht mittragen. Man habe sich aber nicht auf einen neuen Vertrag einigen können, so Corina Plötz. Kämmerer Dr. Oliver Lind, selbst Castrop-Rauxeler und Ratsmitglied (CDU), holte in der Folge in diesem Frühjahr Alternativ-Angebote ein. Der Tierschutzverein Castrop-Rauxel mit Ex-Bürgermeister Johannes Beisenherz als Vorsitzendem gewann die öffentliche Ausschreibung.

Abholservice für Tiere

Dem Vernehmen nach nimmt das Castrop-Rauxeler Tierheim Hertener Fundtiere nun für pauschal 48.000 Euro jährlich an, versorgt sie und vermittelt sie an neue Besitzer weiter. Die Tiere werden sogar aus Herten abgeholt, ein Service, den Recklinghausen nie bot.

Während sich beim Recklinghäuser Tierschutzverein Ärger breit macht, freut man sich in Castrop-Rauxel über die neue Einnahme-Quelle. Noch im vergangenen September hatte Johannes Beisenherz im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt, dass die steigenden Kosten für Energie, aber auch für Personal ein Problem für den Verein darstellten.

Das Tierheim finanziere sich, so der Vorsitzende im Herbst 2022, unter anderem durch Spenden, Sponsoren oder Vermittlungsgebühren. Den größten Teil der Finanzierung würden die Jahrespauschalen der Städte Castrop-Rauxel und Waltrop ausmachen. Das waren damals 75.000 Euro. „Das reicht nicht einmal für die Personalkosten aus“, sagte Beisenherz.

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