Tierheim Castrop-Rauxel ist „rappelvoll“, nimmt aber Tiere aus Herten auf Wie geht das?

Tierheim ist „rappelvoll“, nimmt aber Tiere aus Herten: Wie geht das?
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Die Nachricht, dass das Tierheim Castrop-Rauxel seit dem 1. Juli auch Fundtiere der Stadt Herten aufnimmt, hat bei Tierfreunden hohe Wellen geschlagen. Schließlich berichtete auch unsere Redaktion zuletzt meist davon, dass die Einrichtung in Deininghausen eigenen Aussagen zufolge „rappelvoll“ sei und keine Tiere mehr aufnehmen könne. „Wie soll das gehen? Wird da wohl angebaut?“, fragen die Leute sich.

Wir haben bei Johannes Beisenherz, dem 1. Vorsitzenden des Vereins Tierschutz Castrop-Rauxel, der das Tierheim betreibt, nachgefragt. Wie er erklärt, sei es eine wohlüberlegte Entscheidung gewesen, sich auf die Ausschreibung der Stadt Herten zu bewerben. „Wir sind da wirklich nicht naiv rangegangen“, betont er. „Wir haben uns vorher überlegt: Können wir das stemmen? Und da es bei uns zwischenzeitlich natürlich auch wieder Entlastungen gegeben hat, weil wir zum Beispiel einige Tiere erfolgreich vermitteln konnten, haben wir gesagt: Wir können.“

Einzige Bewerbung

Also habe der Verein sich auf die öffentliche Ausschreibung beworben. Als einziger, wie Johannes Beisenherz verrät. Nicht überraschend also, dass das Tierheim Castrop-Rauxel den Zuschlag erhielt. „Herten war überglücklich, dass wir bereit waren, das zu machen“, sagt der Vorsitzende.

Ein Blick in einen Käfig im Kleintier-Bereich im Tierheim: Hier sind zurzeit zwei junge weiße Kaninchen untergebracht.
Ein Blick in den Kleintier-Bereich im Tierheim: Hier sind zurzeit vor allem Kaninchen untergebracht. © Anna Katharina Wrobel

Zum Start habe das Tierheim zwei Kaninchen, sechs oder sieben Katzen und einen Hund aus Herten übernommen. „Das hat allerdings dazu geführt, dass wir jetzt wieder bis zur Kante voll sind“, gibt Johannes Beisenherz zu. Im Tierheim Castrop-Rauxel finden bis zu 20 Hunde, 50 Katzen und etwa 20 bis 25 Kaninchen oder andere Kleintiere Platz. Für einen Hund gibt es zusätzlich noch eine Notbox. „Die ist für ganz akute Fälle“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Und beim Besuch der Reporterin ist sie auch belegt. „Wir müssen also schon sehen, dass wir Räume schaffen.“

Es gibt Ausbaupläne

Deshalb gibt es Ausbaupläne. „Wir haben vor, zehn neue Hundehütte zu bauen, sodass unser Platz größer wird“, sagt der Vorsitzende. Sie sollen im hinteren Bereich des Tierheims Platz finden, parallel zu den bereits dort befindlichen Hundeboxen. Der Bauantrag hierfür sei längst gestellt worden und auch die Baugenehmigung läge schon vor. „Wir müssen jetzt nur noch gucken, wie und wann wir es konkret umsetzen. Und wir müssen noch die entsprechende Infrastruktur, wie zum Beispiel Leitungen, schaffen“, erläutert Johannes Beisenherz. Denkbar sei, die Hütten in Modulbauweise zu errichten, denn das gehe dann recht zügig. „Vielleicht teilen wir es auch auf und starten erstmal mit fünf Hütten“, sagt er.

Das Foto gibt Einblick in einer der Hundehütten im Tierheim. Es gibt ein Fenster, die Wände sind halbhoch gefliest. Und dort steht ein Bett, auf dem der Hund liegen kann.
So sehen die Hundehütten im Tierheim Castrop-Rauxel aus. © Anna Katharina Wrobel

Auch die Finanzierung ist noch nicht fix. Johannes Beisenherz spricht davon, dass die zehn Hundehütten etwas im „mittleren fünfstelligen Bereich“ kosten werden. Wie sie finanziert werden, das gelte es noch zu klären. Womöglich könne auf Gelder aus dazu passenden Fördertöpfen zurückgegriffen werden. Oder aber auf Unterstützung des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir sind da dran“, betont der Vorsitzende. Und sagt, dass es mit den Ausbauarbeiten „allerspätestens nächstes Jahr“ losgeht.

Der Vertrag zwischen dem Tierheim Castrop-Rauxel und der Stadt Herten läuft seit dem 1. Juli 2023. Das Tierheim nimmt seither die Fundtiere auf, die auf Hertener Stadtgebiet aufgegriffen, beschlagnahmt oder aber aus Messie-Wohnungen befreit werden. „Im Schnitt kommen aus Herten jährlich um die 30 Tiere“, sagt Johannes Beisenherz.

Die Stadt Herten zahlt dem Tierheim Castrop-Rauxel dafür jährlich 48.000 Euro – 40.000 davon als Pauschale und 8000 weitere für die Tierrettung. Der Vertrag verlängert sich jedes Jahr automatisch, gilt laut Johannes Beisenherz vorerst für vier Jahre. Über die Kosten könne aber jedes Jahr wieder neu verhandelt werden, falls die Situation es erfordere.

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