Janne (11) aus Castrop-Rauxel spielt Theater „Wenn ich den Rock anziehe, bin ich nicht mehr ich“

Janne (11) spielt Theater: „Wenn ich den Rock anziehe, bin ich nicht mehr ich“
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Janne Wolff weiß, worauf es ankommt. Sobald die Elfjährige ihren langen dunkelgrünen Faltenrock und die weiße Bluse mit Lochstickerei am Saum übergezogen und ihren hohen Dutt mittels Perlenband verziert hat, „bin ich nicht mehr ich. Dann bin ich Mrs. Otis.“ Die Frau eines amerikanischen Botschafters in Oscar Wildes Erzählung „Das Gespenst von Canterville“. Janne führt aus: „Also ein bisschen vergesslich, habgierig und missmutig.“

Aber auch anmutig. „Ich muss gerade stehen. Das habe ich auch immer wieder vor dem Spiegel geübt. Aber mittlerweile kommt das schon automatisch. Sobald ich den Rock anziehe. Das Kostüm hilft.“

Am Sonntag ist Premiere

Es ist ja auch schon eine der letzten Proben, die da am Mittwochnachmittag in der Aula des Adalbert-Stifter-Gymnasiums (ASG) unter Leitung von Daniel Molloisch stattfindet: Am Sonntag (18.6.) um 18 Uhr feiert die in diesem Schuljahr neu gegründete Theater-AG des ASG Premiere. Neben Janne zählt sie 27 weitere Mädchen und Jungen der fünften bis siebten Klassen.

„Ich bin auf jeden Fall aufgeregt“, sagt Janne. „Aber ich freue mich natürlich auch darauf. Ich mag es, auf der Bühne zu stehen und in andere Rollen zu schlüpfen. Das wollte ich schon immer mal machen.“ Und weil das die Schülerin eben anspricht, habe sie sich auch sofort zur AG angemeldet.

Jungenrolle zu Anfang „schon komisch“

Ähnlich geht es ihrer Klassenkameradin Luisa Neuberger. Die Elfjährige findet es auch „total cool, dass ich jemand anderen verkörpern kann“. Sie spielt Washington, den älteren Sohn in der Familie. „Er ist cool und frech, interessiert sich nicht so sehr für die anderen beziehungsweise kommandiert sie am liebsten herum“, erklärt die Fünftklässlerin ihre Rolle.

Dass sie – dem Jungenmangel in der AG geschuldet – in eine Rolle des anderen Geschlechts schlüpfen muss, das war für Luisa am Anfang „schon komisch. Es war schwer, sich da reinzuversetzen. Aber irgendwie hab ich das geschafft und jetzt macht es mir auch Spaß.“ Ihr Kostüm besteht aus unter anderem schwarzer Lederjacke und olivgrüner Cap. „Ich würde das nie tragen. Aber ich find’s cool für meine Rolle“, sagt sie.

Probleme beim Textlernen

Auch das Auswendiglernen der mitunter nicht mehr zeitgemäßen Texte – Wildes Erzählung stammt aus dem Jahr 1887 – hat Luisa Spaß gemacht. „Ich lerne zum Glück schnell: Ich musste ihn zwei oder drei Mal lesen – dann hatte ich es drauf.“

Das Foto zeigt die Mädchen und Jungen der Theater-AG am ASG auf der Bühne.
Die Mädchen und Jungen der Theater-AG am ASG haben viel Spaß bei den Proben. © Anna Katharina Wrobel

Das ist nicht bei jedem in der Gruppe der Fall. „Das mit dem Text lernen ist nicht so meins“, gesteht David Klinke. „Es fällt mir echt schwer und ich vergesse manchmal immer noch etwas“, gibt der Zehnjährige unumwunden zu. Er spielt den Inspektor, trägt einen bodenlangen Trenchcoat. „Ich muss sehr streng sein und alle anderen herumkommandieren. Und wenn mir etwas nicht gefällt, dann ziehe ich sofort meine Pistole“, erzählt er.

Eher andere Berufe im Kopf

Für ihn werden die drei Aufführungen am ASG wohl aber die ersten und letzten Auftritte als Darsteller auf einer Bühne sein. „So richtig Spaß macht mir das einfach nicht“, begründet er das und fügt hinzu: „Außerdem habe ich so viele andere Hobbys und deswegen auch nicht so viel Zeit.“

Seine Antwort auf die Frage, ob er sich für die Zeit nach der Schule also vorstellen könnte, in einem solchen Bereich tätig zu sein, ist also klar. Auch Janne und Luisa schweben zurzeit eher andere Berufe vor – erstere will vielleicht „irgendwas mit Tieren“ machen, letztere könnte sich gut vorstellen Ingenieurin zu sein. „Aber drüber nachgedacht, so regelmäßig auf einer großen Bühne zu stehen, das hab ich doch schon mal, seit ich hier in der AG bin“, sagt Janne und lacht.

Die Theater-AG am ASG zeigt „Das Gespenst von Canterville“ am Sonntag (18.6.) sowie Montag (19.6.) um jeweils 18 Uhr in der Aula an der Leonhardstraße 8. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für den Fortbestand der AG wird aber gebeten.

Es gibt noch eine dritte Aufführung, die ist allerdings schulintern.

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