Bruder des Terrorverdächtigen sagt vor Gericht aus Jalal J. wollte Selbstmord begehen

Bruder des Terrorverdächtigen Jalal J. schildert Selbstmordversuch
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Der Castrop-Rauxeler Terrorverdächtige Jalal J. zeigte keinerlei Regung, als am Dortmunder Landgericht sein älterer Bruder als Zeuge vernommen wurde. Der 33-Jährige war im Januar zusammen mit Jalal festgenommen worden. Inzwischen laufen gegen ihn aber keine Ermittlungen mehr.

Jalal J. wird vorgeworfen, einen Terroranschlag mit einer Giftwaffe geplant und vorbereitet zu haben. Offenbar suchte er im Internet gezielt nach Anleitungen zur Herstellung von Rizin und Cyanid. Dabei soll er auch regelmäßig Kontakt mit Angehörigen des Islamischen Staates gehabt haben.

Jalal J. zeigte während der Aussage seines Bruders keine Regung.
Jalal J. zeigte während der Aussage seines Bruders keine Regung. © Martin von Braunschweig

Der 33-jährige Bruder will jedoch in den vergangenen Jahren keine zunehmende Radikalisierung von Jalal J. festgestellt haben. Er selbst interessiere sich gar nicht für Politik, sagte der Zeuge den Richtern. „Wenn wir mit Freunden unterwegs waren, hat er mit denen schon mal diskutiert.“ Sonderlich radikal habe sich Jalal da aber nie geäußert.

Auch auf die Frage, ob sein Bruder religiös sei und beispielsweise regelmäßig in die Moschee gehe, schüttelte der 33-Jährige nur den Kopf. „Nein, das gab es nicht“, sagte er. Und eigentlich müsste er es wissen, denn seit 2021 habe Jalal fast jedes Wochenende bei ihm in Habinghorst verbracht.

Wochenenden in Habinghorst

Wenn es stimmt, was der Zeuge erzählte, führte der Angeklagte seit Jahren ein eher zurückhaltendes und trauriges Leben. Jalal habe keinen Aufenthaltstitel bekommen und deshalb nicht die Möglichkeit erhalten, arbeiten zu gehen, sagte der 33-Jährige. „Dabei war genau das immer sein Ziel: Eine Ausbildung machen und eine eigene Wohnung finden.“

Zuletzt soll Jalal nur noch daran interessiert gewesen sein, dass seine Unterbringung in der Alkohol-Entziehungsklinik endlich vorbei ist. In der Hagener Klinik sitzt der Iraner seit 2019. Damals verurteilte ihn das Landgericht wegen eines Astwurfs auf die Autobahn zu sieben Jahren Haft.

Vorstrafe aus 2019

Die beiden Brüder waren 2015 aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Nachdem sie zunächst in unterschiedlichen Lagern in Aachen und Bonn unterkommen waren, fanden sie später in Castrop-Rauxel zueinander. Die Familie ließen sie damals im Iran zurück. Die Eltern seien geschieden, Jalal habe seine Kindheit immer wieder bei anderen Onkeln und Tanten verbracht, erzählte der 33-Jährige den Richtern.

Und der Zeuge weiß auch: „Jalal hat 2017 in der Unterkunft versucht, sich umzubringen.“ Sein Bruder habe sich bereits eine Schlinge um den Hals gelegt, als ein anderer Bewohner ihn gefunden und gerettet habe. „Das war schon ein echter Schock“, sagte der Zeuge.

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