Der dringende Verdacht, im Castrop-Rauxeler Stadtteil Habinghorst werde ein Terroranschlag geplant, führte Spezialeinsatzkräfte der Polizei unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen in Ganzkörper-Schutzanzügen in der Nacht von Samstag auf Sonntag (8.1.) an die Lange Straße. Kurz nach Mitternacht wurden ein 32-Jähriger und sein Bruder Jalal (25) aus dem Haus mit der Nummer 71 abgeführt. Seitdem saßen die beiden in Untersuchungshaft. Doch im Zuge einer Haftüberprüfung am Montagnachmittag (30.1.) ist einer der beiden Tatverdächtigen nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ freigelassen worden. Der Haftbefehl wurde aufgehoben.
Ina Klimpke, die Anwältin des in Castrop-Rauxel lebenden Mannes, bestätigte auf Spiegel-Anfrage, dass ihr Mandant wegen „mangelnden Tatverdachtes“ freigelassen worden sei. Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte diese Aussage: Der 32-jährige Tatverdächtige habe die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestritten. Das Amtsgericht Dortmund habe keinen dringenden Tatverdacht mehr gesehen und somit den Haftbefehl aufgehoben.
Ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft bestätigte gegenüber dem „Spiegel“, das Einlegen von Rechtsmitteln gegen diese Entscheidung prüfen zu wollen.
Anders sieht es im Fall des 25-jährigen Jalal J. aus. Auch er hatte am Montag einen Haftüberprüfungstermin. Dieser sei nach Angaben seines Anwaltes Marco Ostmeyer unterbrochen worden, da noch nicht alle benötigten Akten vorgelegen hätten. Im Gespräch mit dem „Spiegel“ berichtete der Verteidiger, dass die Haftprüfung am Donnerstag (2.2.) fortgesetzt werden soll.

Nach mehreren Durchsuchungen – erst im Zuge der Festnahme in der Nacht, anschließend am Morgen danach, sowie am 13. Januar – wurden weder in der Wohnung noch in zwei im Hinterhof des Wohnhauses liegenden Garagen Giftstoffe gefunden worden. Auch geringe Mengen verdächtige Substanzen von der letzten Durchsuchung erwiesen sich nach Angaben des Landes-Innenministeriums nicht als Rizin oder Cyanid, die man erst bei dem Mann vermutet hatte.
Den Brüdern wurde vorgeworfen, einen Anschlag auf eine größere Menschenmenge in der Silvesternacht geplant zu haben. Dafür wollten sie sich angeblich die beiden Chemikalien beschaffen.
Marihuana und Kleinstmengen gefunden
Was gefunden wurde, waren laut nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul 36 Gramm Marihuana sowie kleinere Mengen an chemischen und biologischen Substanzen. Um was es sich dabei genau handelt, ist nicht bekannt.
Hinweise auf die beiden aus dem Iran stammenden Männer lieferte nach übereinstimmenden Medienberichten zufolge der amerikanische Sicherheitsdienst FBI. Laut Reul seien sie allerdings „abstrakt“ gewesen. Erst durch weitere Informationen konnte der 32-jährige Habinghorster als Tatverdächtiger identifiziert werden.
In seiner Wohnung befand sich zum Zeitpunkt der Festnahme der ebenfalls Tatverdächtige Jalal J., der im Jahr 2019 wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Aus Wut, weil er aus einem Bus in Dortmund-Kirchlinde geworfen wurde, schmiss er einen 2,60 Meter großen Ast von einer Brücke auf die Fahrbahn der A45 und traf damit das Auto einer Fahrerin aus Castrop-Rauxel, die nur leicht verletzt wurde.
Liveblog zum Terrorverdacht in Castrop-Rauxel: Einer in U-Haft, der andere bleibt auf freiem Fuß
Anti-Terror-Ermittlungen in Castrop-Rauxel: Ermittler finden Substanzen in Wohnung von Monir J.
Terrorverdächtiger, Ast-Werfer, Freiheitskämpfer: Jalal J. wollte schon 2018 für seine Heimat kämpfe
Flucht aus dem Iran, zum Christentum konvertiert: Der Terrorverdächtige Monir J. (32)