Die Nachricht kam überraschend. „Das kann doch nicht wahr sein“, so schildert Mario Djordic seinen ersten Gedanken, als er am Mittwoch (10.1.) vom Insolvenzantrag des Bauunternehmens Tecklenburg hörte. Klar, er habe auch von Schwierigkeiten in der Baubranche gehört. „Aber ich hätte nie damit gerechnet, dass es unseren Bauträger trifft“, sagte der Castrop-Rauxeler im Gespräch mit unserer Redaktion.
Mit seiner Frau Jessica hat er als einer der ersten ein Haus gekauft, das in den „Mariengärten“ in Castrop-Rauxel stehen wird. Bisher ging alles schnell und problemlos, so erzählt er. Der erste Spatenstich auf dem Baugebiet in Merklinde war im März 2023, Ende Oktober wurde das Richtfest gefeiert. Dass er ein Haus baut, so erzählte Mario Djordic im Sommer 2023, sei einer der Gründe, warum er die neu gewonnene fußballfreie Zeit genieße. Da hatte der erfolgreiche Stürmer gerade seinen Abschied vom FC Castrop-Rauxel genommen.
Bei beiden Terminen kam auch Hermann Tecklenburg aus Straelen am Niederrhein, scherzte beim Spatenstich mit Bürgermeister Rajko Kravanja, beim Richtfest mit Stadtbaurätin Bettina Lenort. Beide hatten das Bauprojekt nahe der Marienkirche ausdrücklich als Stärkung für den Stadtteil begrüßt.

146 Jahre besteht das Familienunternehmen, solide also in den Augen von Mario und Jessica Dordic. Auch die Pressemitteilung, die das Ehepaar parallel zu den Medien zugemailt bekam, erwähnt diese Tatsache. „Die Entscheidung war infolge der aktuellen Entwicklung der Bauindustrie, die unter anderem mit einem Einbruch der Nachfrage am Wohnungsbau einhergeht, unumgänglich“, heißt es dort.
Wie geht es also weiter in den „Mariengärten“? Genaues kann bei der Tecklenburg GmbH nicht gesagt werden. „Es ist beabsichtigt, alle Objekte fertigzustellen“, sagt eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage. Genaueres weiß sie nicht, gerade erst wurde ein Insolvenzverwalter beauftragt. Er habe drei Monate Zeit, einen Sanierungsplan zu entwickeln.

Mario Djordic ist zuversichtlich. Das liegt nicht nur am Zusatz in der Mail, dass die laufenden Bauprojekte nicht in Gefahr seien. Der Bau seines Reihenhauses ist weit fortgeschritten. „Es fehlen nur noch Maler- und Fliesenarbeiten“, sagt er. 80 bis 90 Prozent seien abgeschlossen. Zukünftige Nachbarn, die sich am Donnerstag (11.1.) auf der Baustelle umgesehen haben, haben ihm berichtet, dass Handwerker in den Gebäuden seien und gearbeitet werde.
Bis Ende März soll das Reihenhaus fertig sein. Mario Djordic rechnet damit, eventuell sogar schon im Laufe des März einziehen zu können.

Insgesamt stehen vier Häuser in einer Reihe. Drei von ihnen sind verkauft, ein viertes, angezeigt mit 495.000 Euro, dient als Musterhaus. Wenig weiter zurück sind die Arbeiten an einem weiteren Bauabschnitt mit zwei Doppelhaushälften. Hier sind drei Häuser verkauft, ein viertes reserviert. Luftbilder zeigen, dass es dabei nicht bleiben soll.
In der Vermarktung sind seit Längerem zwei weitere Bauabschnitte mit insgesamt zehn Reihenhäusern und Doppelhaushälften. Geht man von der Tecklenburg-Webseite aus, haben sich hier noch keine Käufer gefunden. Zwischen 564.00 und 580.00 Euro kosten die unterkellerten Häuser mit einer Wohnfläche von 137 oder 142 Quadratmetern. Wie sich hier die Insolvenz auswirken wird, kann erst die Zukunft zeigen. Insgesamt ist sogar der Bau von 37 Reihenhäusern und Doppelhaushälften sowie einem Mehrfamilienhaus geplant.
Der vom Amtsgericht bestellte Insolvenzverwalter wird mit der Geschäftsleitung verschiedene Optionen für die Sanierung überprüfen, so die Pressemitteilung von Tecklenburg am Mittwoch. Als Gründe für den Insolvenzantrag führt Tecklenburg die „allgemeinen Entwicklungen in der Bauindustrie, mangelnde Planbarkeit und Zuverlässigkeit auf politischer Seite, die sowohl institutionelle als auch private Investoren und Kunden von Investitionen abhält“ an. Gestiegene Zinsen, Verteuerung von Baumaterialien, abgerissene Lieferketten und Materialengpässe würden für Investitionszurückhaltung sorgen.
Dennoch betont die Geschäftsführung mit Hermann Tecklenburg als geschäftsführendem Gesellschafter „die positive Aussicht auf eine Fortführung des Unternehmens“. Sein Ziel sei es, „das Unternehmen weiterzuführen und sämtliche Bauprojekte in der zugesicherten Qualität und Termintreue fertigzustellen“.
Insbesondere war es ein Großprojekt in Ratingen, das jetzt zur Schieflage führte. Der Verkauf sei zum Ende des Jahres 2023 fest eingeplant gewesen, konnte bislang aber nicht realisiert werden. „Gestiegene Zinsen und angepasste Renditeerwartungen haben die Globalinvestoren verunsichert und zum Abwarten genötigt“, so das Unternehmen. Eine Sprecherin erläutert auf Anfrage, dass es sich um die Wallhöfe, ein Prestigeobjekt in Ratingen, handele. Die geforderte Kaufsumme beziffert sie mit 65 Millionen Euro.
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