
Sören Schmidt tankt am ersten Tag, an dem der Tankrabatt greift. © Lydia Heuser
Tankrabatt wirkte direkt – Doch Castrop-Rauxeler vermuten Preis-Trick
Spritpreise
Benzin und Diesel sind jetzt billiger. Was sagen Autofahrer in Castrop-Rauxel zu den Entlastungen? Wir haben uns an Tag 1 in der Stadt umgehört.
Nicht nur das 9-Euro-Ticket gilt seit 1. Juni, auch ein anderer Kostenfaktor soll seit Beginn des Monats sinken: der Preis für Benzin und Diesel. Die Energiesteuer ist nun für drei Monate gesenkt. Im Preis drückt sich das so aus: Einen Tag vor dem Tankrabatt (31.5.) kostete Diesel in Castrop-Rauxel zwischen 1,99 und 2,00 Euro pro Liter. 24 Stunden später (1.6., 12 Uhr) lag der Preis zwischen 1,86 Euro und 1,89 Euro. Super kostete am Dienstag (31.5., 12 Uhr) 2,16 Euro. 24 Stunden später 1,86 Euro. Am Morgen (9 Uhr) lag er sogar bei bis zu 1,78 Euro.
Rund 35 Cent soll Benzin nun günstiger sein und rund 17 Cent Diesel. In Castrop-Rauxel kommt das ungefähr hin. Aber kommt es jetzt zu Engpässen an den Tankstellen? Danach sah es am Mittwochnachmittag nicht aus.
An der Elan-Tankstelle an der Recklinghauser Straße bildeten sich keine Schlangen. Es waren immer genug Zapfsäulen frei. Sören Schmidt, einer der Autofahrer, die hier nicht länger warten mussten, betankte sein Auto mit Super – 1,90 Euro zahlte er pro Liter. „Für den Geldbeutel ist das schön“, sagte Sören Schmidt.
Kritik an Tankrabatt
Trotzdem habe er den Tag des Tankrabatts nicht herbeigesehnt oder darauf gewartet. Generell sagten die Befragten an den Zapfsäulen, dass man so oder so tanken müsse, egal wie hoch der Preis ist.
„Ich muss immer tanken. Ich muss schließlich zur Arbeit kommen“, sagte etwa Skender Jashanica. Der Tank des VW von Frank und Gabi Frerich war noch halb voll. „Wir tanken E10 und das schon immer“, sagte die Fahrerin. Dass der Sprit nun günstiger ist, bemerke man natürlich. Trotzdem hätten sie vorher nicht weniger getankt. Aber eine Tank-App würden sie schon nutzen, um die günstigsten Zeiten abzupassen.

Gabi und Frank Frerich tanken E10 und nutzen eine Tank-App. © Lydia Heuser
Generell waren die Leute an der Tankstelle nicht sonderlich zufrieden mit den Vergünstigungen: „Wir sind mit den Preisen doch jetzt da, wo wir vor vier Wochen waren“, sagte etwa Axel Rex. „Das wird nicht dauerhaft günstig bleiben“, war er sich sicher.
Gabriele Breitfelder hätte sich gewünscht, dass das Geld, das nun in das 9-Euro-Ticket und den Rabatt fließt, eher in die Infrastruktur – in den Ausbau des ÖPNV vor allem – investiert worden wäre. „Ich wohne in Pöppinghausen. Da bringt mir kein 9-Euro-Ticket etwas“, meinte sie mit Blick auf die Bus-Frequenz im Dorf.
Eine ähnliche Meinung hat auch Wolfgang Müller: „Der Preis wurde doch vorher angehoben.“ Auf den Tag des Tankrabatts habe er jedenfalls nicht extra gewartet. „Gestern war ja noch nicht mal klar, ob das heute zum Tragen kommt“, sagte er am Mittwoch.

An der Recklinghauser Straße ist der Tankrabatt am Mittwoch (1. Juni) gleich an die Kunden weitergegeben worden. © Lydia Heuser
Das Bundesfinanzministerium äußerte laut „Süddeutscher Zeitung“ am Montag, dass es durchaus sein könne, dass der Rabatt erstmal nicht sofort gelte, weil die Tanks der Tankstellen noch mit dem teuer eingekauften Kraftstoff befüllt seien. Diese Sorge war offenbar unbegründet. In Castrop-Rauxel waren die Kraftstoff-Preise am 1. Juni deutlich niedriger als am Vortag.
Versorgungssicherheit gewährleistet
Birgit Schmidt, Pressesprecherin für Orlen- und Star-Tankstellen, erklärte auf Anfrage der Redaktion: „Die Steuersenkung wurde in unserem gesamten Netz direkt zum Stichtag bzw. zur Tankstellen-Öffnung am Morgen umgesetzt und an die Kundinnen und Kunden weitergegeben.“
An der Star-Tankstelle an der Hebewerkstraße kostete Super am Mittwochnachmittag 1,92 Euro. Am Montag musste man dort noch 2,10 Euro zahlen. Teilweise sei es an den Tankstellen zu Warteschlangen gekommen, so die Unternehmenssprecherin. Es gebe eine erhöhte Nachfrage. Aktuell sei die Versorgungssicherheit aber gewährleistet.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.
