Stadtverwaltung muss Frist einhalten Politik berät über Bahnübergang in Castroper Altstadt

Was wird aus der möglichen Schließung eines Castroper Bahnübergangs?
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Eigentlich darf es diesen Bahnübergang schon seit Jahrzehnten nicht mehr geben. Doch wer sich dort aufhält, sieht, dass er durchaus wichtig ist für die Castroper Altstadt: Es geht um die Schranke an der Oberen Münsterstraße, direkt am Bahnhof Castrop Süd. 2022 trafen sich Deutsche Bahn und Stadtspitze in Berlin, setzten sich eine Frist von zwölf Monaten bis zur Klärung dieser Frage. Und nun? Sind sieben davon verstrichen, ohne dass man etwas darüber gehört hat. Aber was ist in der Zwischenzeit passiert?

Viel ließ sich darüber bisher nicht herausfinden. Dazu hätte es einer Akteneinsicht bedurft. Nach Informationen unserer Redaktion konnte das die Stadtverwaltung einem Ratsherren bisher nicht anbieten. Er soll Anfang Januar Akteneinsicht beantragt haben. Am Montag (16.1.) soll es dennoch weitere Informationen geben.

Michael Nickel, Sprecher der Stadt Castrop-Rauxel, versichert vorher nur so viel: „Es haben im Laufe der vergangenen Monate Gespräche zum Thema Bahnübergang Obere Münsterstraße / Bahnhof Süd stattgefunden, deren Grundlage die im März 2022 verabschiedete Vorlage bzw. der Antrag sind.“ Und: „Zu Beginn der kommenden Woche wird die Stadtverwaltung die Politik über den aktuellen Sachstand informieren, anschließend auch die Öffentlichkeit.“

Am Montag gibt es die sogenannte „interfraktionelle Runde“. In diesem inoffiziellen Gremium informiert die Verwaltungsspitze die Fraktionsvorsitzenden der im Stadtrat vertretenen Parteien über verwaltungsinterne Vorgänge. Informiert wird da über den Fortschritt diverser bedeutender Projekte. Die Verwaltungsspitze erklärt auch, warum es wo hakt oder wo man sich weshalb und wie zu welchem Vorgehen entschieden hat.

Sitzung vor den vielen Sitzungen

In der Regel sind diese Treffen den politischen Sitzungen vorgeschaltet. So auch diesmal: Bevor die Fachausschüsse ab Ende Januar die nächste Ratssitzung am 16. Februar (Weiberfastnacht) vorbereiten, treffen sich die Fraktionen, zum Teil auch Teilfraktionen der Parteien, um ihr Abstimmungsverhalten zu beratschlagen. Die Fraktions-Chefs verfügen dann über Hintergrundwissen und können so ihre Entscheidungen auf diesem Fundament aufbauen.

Bürgermeister Rajko Kravanja mit dem Staatssekretär Michael Theurer (2.v.r., FDP), flankiert von den Castrop-Rauxeler Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe (l., SPD) und Michael Breilmann (r., CDU). Sie sprachen im März 2022, also fast vor einem Jahr, über die Bahnübergänge in der Altstadt.
Bürgermeister Rajko Kravanja mit dem Staatssekretär Michael Theurer (2.v.r., FDP), flankiert von den Castrop-Rauxeler Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe (l., SPD) und Michael Breilmann (r., CDU). Sie sprachen im März 2022, also fast vor einem Jahr, über die Bahnübergänge in der Altstadt. © Stadt Castrop-Rauxel

Am 18. Mai 2022 berichteten wir, dass die Stadt Castrop-Rauxel und der Parlamentarische Staatssekretär Michael Theurer (FDP) eine zwölfmonatige Frist vereinbart hätten, um die Frage nach Bahnübergang oder Tunnel oder einer Brücke an der Emschertalbahn zu lösen. Die Bahn hatte angedroht, den Bahnübergang schließen zu lassen. Darauf pocht sie eigentlich seit 2004.

Die Stadtverwaltung geht mit diesem Thema nach außen zurückhaltend um. Eine Tunnellösung am Bahnhof Süd ist unliebsam, eine Brücke schwierig darstellbar und beides nur für Fußgänger und Radfahrer möglich. Der Vorschlag der FDP, den Bahnübergang an der Dortmunder Straße als Tauschobjekt anzubieten und ihn zu schließen, erscheint auch nicht attraktiv, da hier reichlich Autoverkehr der Altstadt zufließt. Ein etwaiger Umweg über die Wittener Straße / Ecke Beethovenstraße wäre aber dazu womöglich ein für Autofahrer akzeptabler Umweg.

Kreuzungsvereinbarung von 1974

Die Schließung von zwei der einst drei Bahnübergänge in der Altstadt ist vertraglich zwischen Stadt und Bahn in der sogenannten Kreuzungsvereinbarung festgeschrieben. Sie ist datiert auf 1974. Damals wurde der Bahnübergang Gaswerkstraße mit dem Bau des Altstadtrings als Überführung der Bahnstrecke obsolet. Zwei sind aber noch immer da. Einer zu viel für die Bahn. Auch der Versuch der Stadt, das gerichtlich abzuwenden, scheiterte schon vor langer Zeit.

Jeder Bahnübergang kostet die Bahn Geld und Aufwand und kann im Ernstfall auch den Bahnverkehr beeinträchtigen. Castroper Gewerbetreibende befürchten hingegen, bei einer Schließung wäre die Altstadt schwerer erreichbar und der B-Standort Obere Münsterstraße abgeschnitten.

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