Thomas Jasper kann im Archiv der Stadt Castrop-Rauxel uralte Zeitungsbände zeigen.

© Ronny von Wangenheim

Gedächtnis der Stadt Castrop-Rauxel steckt hinter dicken Wänden

rnWir öffnen Türen

Hier gibt es kein Tageslicht. Dicke Wände sorgen dafür, dass Sommer wie Winter ähnliche Temperaturen herrschen. Das ist wichtig: Im Historischen Archiv der Stadt lagern empfindliche Schätze.

Castrop-Rauxel

, 10.12.2020, 20:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Regale, offen und verschlossen, sie beherbergen das Historische Archiv der Stadt Castrop-Rauxel. Hier im Rathaus lagert das Gedächtnis der Stadt. Jahrhundertealte Urkunden genauso wie Ratsunterlagen oder Verwaltungsakten der jüngeren Vergangenheit finden sich hier.

Dank dicker Mauern herrscht zu jeder Jahreszeit eine ähnliche Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das Archiv liegt auf einer Ebene mit der Tiefgarage, das erklärt die dicken Wände. Tageslicht gibt es nicht. Das alles sorgt für gute klimatische Bedingungen. „Obwohl wir keine Klimaanlage haben“, sagt Thomas Jasper.

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Hinter den Türen des Historischen Stadtarchivs

Im Historischen Stadtarchiv lagern neben Dokumenten und Akten der Stadt Castrop-Rauxel auch sehr alte Zeitungen, die in Castrop-Rauxel erschienen sind. Die ältesten stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die älteste Urkunde stammt sogar aus dem Jahr 1666.
10.12.2020

Er ist der Herr über all diese Archivalien. Viele von ihnen werden in einem Rollregalsystem aufbewahrt. Mit jedem Hebel, den der Stadtarchivar bewegt, öffnet sich schwerfällig eine neue Abteilung, geht es immer weiter hinein in die Geschichte.

Älteste Urkunde im Stadtarchiv stammt aus dem Jahr 1666

Zum Auftakt präsentiert Thomas Jasper die älteste Urkunde, die im Besitz der Stadt Castrop-Rauxel ist. 1666 bestätigte der große Kurfürst auf Pergament die Freiheitsrechte der Freiheit Castrop. Also so etwas wie die Stadtrechte, so erläutert Thomas Jasper, wenn auch nicht mit ganz deren Befugnissen.

Thomas Jasper zeigt die älteste Urkunde der Stadt von 1666.

Thomas Jasper zeigt die älteste Urkunde der Stadt von 1666. © Ronny von Wangenheim

Karten aus alten Tagen, viele Pläne, ein analoges Fotoarchiv, auch das wird hier aufbewahrt. Jasper weist im Vorübergehen auf alte Amtsblätter aus dem beginnenden 19. Jahrhundert. Die wichtigsten Stationen der Stadt lassen sich hier nachlesen: Gericht Castrop, Freiheit, Bürgermeisterei bis hin zur Stadt, wie wir sie heute kennen.

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Tür auf zum Historischen Stadtarchiv

Festhalten, was alles so passiert in Castrop-Rauxel, das haben Zeitungen seit vielen Jahrzehnten getan. Thomas Jasper kurbelt weiter bis zum Ende hinein ins Zeitungsarchiv, wo die älteste Zeitung aus dem Jahr 1878 stammt. Viele Jahrgänge sind hier gelagert. Auch heute werden der Lokalteil und der lokale Sportteil der Ruhr Nachrichten archiviert.

In diesem Raum lagern die ältesten Zeitungen Castrop-Rauxels.

In diesem Raum lagern die ältesten Zeitungen Castrop-Rauxels. © Ronny von Wangenheim

Vor mehr als 100 Jahren hießen die Zeitungen noch Volksecho, Stadtanzeiger, oder Dortmunder Zeitung, die einen Castrop-Rauxeler Teil hatte. Ab 1949 finden sich die Jahrgänge der Ruhr Nachrichten. „Zeitungen für die Benutzung gesperrt“, steht auf Zetteln an einigen Regalen. Diese Bände sind offensichtlich zu alt, als dass sie noch ausgeliehen werden könnten.

Zeitungsseiten sind für runde Geburtstage beliebt

Dank eines NRW-weiten Projekts der Universitäten Münster und Köln sind inzwischen alle Zeitungen bis 1945 digitalisiert. Weitere Jahrgänge bis 1970 sind über Mikrofilme einsehbar. Ein entsprechendes Lesegerät steht auch im Stadtarchiv. Immer wieder kommen Menschen, die die Kopie einer alten Zeitung haben wollen. „Klassisch ist die Bitte für einen runden Geburtstag“, sagt Thomas Jasper. Gegen eine Gebühr wird dieser Wunsch erfüllt. Aber auch Heimat- und Ahnenforscher oder Historiker nutzen das Archiv.

Aus dem späten 17. Jahrhundert stammt dieses Dokument.

Aus dem späten 17. Jahrhundert stammt dieses Dokument. © Ronny von Wangenheim

In den Gängen lagern weitere Kartons. Sie sind für das Zwischenarchiv, erläutert Thomas Jasper. Darin lagern Unterlagen, die für einen gewissen Zeitraum – das können durchaus auch mal 20 Jahre sein – gelagert werden müssen. Jedes Jahr schaut Thomas Jasper dann durch, was nicht mehr benötigt wird. „Massenware kommt in den Reißwolf, wird kassiert, wie es offiziell heißt“, so der Archivar. Alles andere schaut er sich genauer an. 2 bis 3 Prozent davon habe Relevanz, so Jasper, lande also im Historischen Archiv. Der Rest wird weggeschmissen.

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