Drei Wochen lang war der Hellweg ab Mai 2022 probeweise gesperrt. Die Stadt führte ein Experiment durch. Anlass waren Beschwerden von Anwohnern, dass beispielsweise in der 30er-Zone zwischen Dortmunder Straße und Erlenweg zu viele Autos zu schnell unterwegs seien.
Der Hellweg als Verbindung zwischen den Ortsteilen Schwerin und Merklinde werde von zu vielen Autos und Lkws genutzt, so der Tenor der Beschwerden. Doch stimmt das? Die Stadt hat nun Fakten ermittelt und nachgezählt. Die leitenden Fragen: Welche Wege suchen sich die Verkehrsteilnehmer, wenn der Hellweg abschnittsweise gesperrt ist? Und: Wo wird das Verkehrsaufkommen geringer, wo steigt es?
Die Ergebnisse der Zählung
2020 und 2021 hatte die Stadt bereits an der 30er-Zone die vorbeifahrenden Autos, Lkws und Motorräder gezählt. Das Ergebnis ist erschreckend: 4119 Kraftfahrzeuge am 31.1.2020 und 3731 am 3.2.2021. Zum Vergleich: Eine Zählung am 8.5.2014 an der Pöppinghauser Straße, die als Landstraße klassifiziert ist, ergab 4205 Kraftfahrzeuge. An der Merklinder Straße, einer Kreisstraße, wurden am 1.6.2022 3163 Verkehrsteilnehmer gezählt.
Im Sachstandsbericht der Stadt wird entsprechend von einer „unverhältnismäßig hohen Anzahl“ von Fahrzeugen auf dem Hellweg gesprochen. Und: Die Annahme, dass der Hellweg von Durchgangsverkehr geprägt ist, sei begründet.
Bei einem Ortsbesuch haben Vertreter der Verkehrsplanung und der örtlichen Verkehrsbehörde außerdem beobachten können, dass vor allem ortsfremde Verkehrsteilnehmer an der Einmündung Hellweg / Erlenweg die Vorfahrt missachten. Sogar mehrere Beinahe-Unfälle habe man bei dem knapp einstündigen Termin beobachtet, heißt es im Bericht, der am Mittwoch (16.11.) im zuständigen Ausschuss (B1) diskutiert werden soll.
Die Stadtverwaltung will dem Rat vorschlagen, dass eine Bürgerinformationsveranstaltung auf Grundlage der Ergebnisse der Testphase organisiert wird. Danach soll die Politik über eine mögliche endgültige Sperrung des Hellwegs beraten.

So lautet eine der weitreichenden Folgerungen, die im Sachstandsbericht vorgeschlagen werden. Die Idee ist, den Hellweg aus Richtung Schwerin kommend unmittelbar nach der Einmündung Erlenweg, also genau dort, wo auch im Mai probeweise die Betonklötze standen, zu sperren. Von der Gegenrichtung kommend, könne man ab der Einmündung Unterspredey sperren. Nur Fahrräder und Fußgänger könnten den Hellweg ab der Waldgrenze dann noch nutzen. Eine Ausweisung als Fahrradstraße, ohne Zulassung von Kraftfahrzeug-Verkehr, wäre ebenfalls denkbar.
Die Vorfahrtsituation am Erlenweg würde so entschärft und Anwohner nicht mehr durch den Verkehr beeinträchtigt. Den Nachteil für die Anwohner, ein Umweg in Richtung Merklinde, verschweigt der Bericht nicht.

„Viele geben Knallgas“
Wie viel ruhiger es dann wäre, weiß Familie Weyhenmeyer. Bis zum 13. Juni, so lange war das Waldstück zu Testzwecken gesperrt, war es „wie Urlaub“ im Garten der Familie, die unmittelbar am Hellweg, an der Ecke zum Unterspredey wohnt.
Seitdem ist es aber wieder vorbei mit der Idylle. „Viele geben hier Knallgas“, sagte Michael Weyhenmeyer bei einem Ortstermin im Sommer. Er plädierte schon da für eine Sperrung.
Die Zahlen der Messung geben dem Anwohner Recht. 735 Durchfahrten am Hellweg 42 zu Sperrungszeiten statt 3469 bei geöffnetem Hellweg innerhalb von 24 Stunden.
Den Neuen Hellweg nutzten sehr viel mehr Verkehrsteilnehmer als Alternative zum Hellweg, als sie quasi gezwungen wurden, sich eine Alternativroute zu suchen. Wo 2021 innerhalb eines Tages 2647 Durchfahrten gezählt wurden, waren es in den drei Wochen im Mai und Juni 4926.
Als Alternativen zum Hellweg machten die Verkehrsexperten drei Achsen aus. Neben dem Neuen Hellweg sind das Unterspredey-Albrechtstraße oder In der Recke (13,2 Prozent mehr Auslastung) und Westhofenstraße-Cottenburgstraße (4,8 Prozent mehr Verkehr).
Um die Radwege an der Querung Neuer Hellweg/ Dortmunder Straße sicherer zu machen, sind bereits kurzfristige Maßnahmen in Planung. Der Radweg wird rot eingefärbt. Ein zusätzliches Hinweisschild (Radfahrer von links und rechts) sowie der Grünrückschnitt in Blickrichtung Frohlinde sind nur drei von mehreren Maßnahmen.
Am Mittwoch (16.11.) wird im Ausschuss über den Sachstandsbericht gesprochen und in der der Ratssitzung am 24.11. dann über den Vorschlag, eine Bürgerinformationsveranstaltung einzuberufen, abgestimmt.
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