
© Thomas Schroeter
Spezialbier für das Ende des Corona-Lockdowns im Brauhaus Rütershoff
Wir öffnen Türen
Im Augenblick darf kein Gast die Tür des Brauhaus Rütershoff öffnen. Der Lockdown verhindert das. Hinter den Türen bereitet Braumeister Christoph Kirchhelle aber gerade die Zeit danach vor.
Im Augenblick herrscht zu viel Ruhe im Brauhaus Rütershoff an der Schillerstraße. Wegen der Corona-Pandemie muss die Traditions-Gaststätte in Obercastrop die Türen geschlossen halten. Wie alle Gastronomien. Seit Anfang November lebt man auch im Brauhaus von Gästen, die sich beliefern lassen oder Speisen abholen.
Und man lebt von der Hoffnung auf die Zeit danach. Braumeister Christoph Kirchhelle will sich aber nicht nur auf die Hoffnung verlassen, er hat die Zeit danach auch schon vorbereitet. Mit einer Überraschung für alle begeisterten Biertrinker.
Überraschung für die Zeit nach dem Lockdown
In den Tanks des Brauhauses lagert nämlich schon ein ganz neuartiges Bockbier, das Kirchhelle gebraut hat und das jetzt reift. „Das habe ich mit Bourbon-Holzpellets angesetzt“, erklärt uns der Brauexperte. Schmeckt das dann also nach Whisky? „Abwarten“, sagt Kirchhelle. Es soll ja eine Überraschung werden. Aber der Name steht schon: „Lockdown-Braker“.

Derzeit einer der Verkaufsrenner ist das Weihnachtsbräu. © Brauhaus
Keine Überraschung ist, dass der Mann, der fast alles über Bier weiß, für die Advents- und Weihnachtszeit wieder ein Weihnachtsbräu aufgesetzt hatte. Das hat sich trotz des Lockdowns gut im Brauhaus Rütershoff, bei Edeka Gronemann und im Fanladen City in Ickern verkauft. So gut, dass der Fanladen „ausverkauft“ meldete und es auch an der Schillerstraße das Bier nur noch in den kleinen 0,3-Liter-Flaschen gibt.
„Das lohnt sich aber, das Bier ist untergärig und hat eine schöne weihnachtliche Farbe“, ist Kirchhelle von seiner Schöpfung selbst angetan. Er produziert seit 13 Jahren in der Hausbrauerei die unterschiedlichsten Biere, die man, auf 1-Liter-Bügelflaschen oder in kleineren Flaschen mit Kronkorken gezogen, bekommt.
Das deutsche Reinheitsgebot. Für einen Brauer eine Fessel oder eine Verpflichtung?
Kirchhelle ist nicht nur Bierexperte, sondern auch Bierliebhaber, dem nach eigenen Worten bei alkoholischen Getränken zu 98,8 Prozent nur Bier ins Glas kommt. Oder, um damit den ehemaligen Dortmunder Oberbürgermeister Günter Samtlebe zu zitieren: „Das schönste am Wein ist das Bier danach.“
In seinem Braureich im Keller von Rütershoff lagert all das, woraus Kirchhelle regelmäßig die Rütershoff-Spezialitäten braut, also natürlich unterschiedliche Hopfensorten sowie das nötige Gersten- oder Weizen-Braumalz.

Im Keller des Hauses an der Schillerstraße lagern auch Malz- und Hopfensorten, die den Bieren die unverwechselbaren Aromen und die unterschiedlichen Färbungen geben. © Thomas Schroeter
Zu den Bieren, die daraus regelmäßig produziert werden, gehören das Castroper Pils, das Zwickel, das Castroper Dunkel und das Revier-Weizen. Zwickelbier, auch Kellerbier genannt, ist ein ungefiltertes, naturtrübes Bier.
Gerade im Hopfenbereich hat sich in den letzten Jahren im Zuge der Craft-Bier-Entwicklung vieles getan, sind viele neue Flavour- oder Frucht-Hopfen auf den Markt gekommen. Diese Flavour-Hopfen bringen Fruchtnoten ins Bier, das geht bei Zitrus-Aroma oder Maracuja los und reicht über Minzaromen bis hin zu Hopfen, der dem Bier Weißweinaromen verleiht.
Hefe, Hopfen, Malz und Wasser reichen für das Bier
Wie überall in Deutschland wird auch im Brauhaus-Keller nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, also nur mit Hefe, Hopfen, Malz und Wasser. Beim Wasser setzt Kirchhelle nicht auf irgendwelche Besonderheiten. „Unser Wasser aus der Leitung ist so gut, da muss man kein Felsquellwasser oder andere Sachen nehmen, die eh nur Schein sind“, so der Obercastroper Braumeister in seinem Braukeller.
Was sagt Christoph Kirchhelle zum Vorwurf, dass Bier dick mache und ungesund sei?
Dazu kommen Spezialmalze aus Bamberg von der Firma Weyermann, die 50 oder sogar 60 unterschiedliche Malzsorten im Angebot hat. Damit kann man laut Kirchhelle ein rotgoldenes Bier oder ein schwarzes Bier bekommen, je nach Geschmack und Vorliebe der Kunden. Für die hat Kirchhelle inzwischen auch wieder ein eigenes Export-Bier kreiert und auch ein ungefiltertes Pils, alles noch zu haben in 0,3-Liter-Flaschen.
Zuletzt war er weniger in seinem Braureich anzutreffen, da die Nachfrage natürlich in einem geschlossenen Betrieb deutlich geringer ist als in Zeiten, wo es im Brauhaus richtig brummt. In normalen Jahren produziert Kirchhelle in seinen Biertanks rund 190 Hektoliter unterschiedliche Biersorten im Jahr, im Corona-Jahr waren es bisher deutlich weniger, die genaue Zahl hat er noch nicht parat.

Christoph Kirchhelle an einem der Sudbehälter des Brauhauses. © Thomas Schroeter
In Deutschland gibt es über 5000 verschiedene Biere aus 1400 Brauereien. Da sind laut Kirchhelle in den vergangenen Jahren unheimlich viele dazu gekommen neben den großen und den ganz großen Playern. So habe man nach wie vor weltweit die größte Biervielfalt. Kirchhelle: „Wir 5000 Biere, weltweit 35000 Biere.“ Und besonders erfolgreich seien weltweit Biere mit möglichst wenig Geschmack, also wenig Hopfen, wie Kirchhelle bedauert. Etwa Anheuser-Busch, der Weltmarktführer.
Welches Bier trinkt Christoph Kirchhelle denn selbst gerne?
Liefern und Abholen
- Das Brauhaus Rütershoff steht für eine Abholung von Speisen oder Bieren mittwochs bis sonntags von 17 bis 22 Uhr parat.
- Lieferung bietet das Brauhaus samstags von 17 bis 20 Uhr und sonntags von 11 bis 11 bis 14 und 17 bis 20 Uhr an.
- Die Biere sind derzeit auch in Zweier-Holzkästen oder Viererpackungen als Geschenk zu haben.
- Kontakt unter Tel. (02305) 2 49 23.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
