
Stefan Fokken, Pressesprecher der Sparkasse Vest Recklinghausen. Mit ihm unterhielten wir uns über den aktuellen Immobilienmarkt in der Region angesichts der Inflation, steigender Zinsen, hoher Bau- und Kaufpreise. © Meike Holz
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Inflation
Der Immobilienmarkt verändert sich rasant: Nachfrage und Angebot pendeln sich angesichts der Krise offenbar wieder etwas ein. Eine aktuelle Einschätzung gibt die Sparkasse Vest Recklinghausen.
Die Darlehens-Zinsen steigen, weil die wirtschaftliche Lage sich rasant verändert und die Zentralbanken unter anderem in Europa und den USA die Leitzinsen zuletzt nach jahrelanger Nullzins-Politik hochgefahren haben. Aber wie wirkt sich das nun vor Ort aus? Der Immobilienmarkt hängt sehr stark davon ab. Die Sparkasse Vest Recklinghausen gibt eine Einschätzung.
Sparkassen-Sprecher Stefan Fokken bestätigt diese Verbindungen auf Anfrage unserer Redaktion: „Die Zinsentwicklung ist unerwartet hoch. Natürlich hat dies auch auf den Immobilienmarkt Einfluss.“ Aber welchen konkret? Seine Beobachtung: „Die Immobilienpreise sind aktuell noch stabil. Die Anzahl der Interessenten ist lediglich von sehr vielen Interessenten pro Immobilie auf viele Interessenten pro Immobilie gesunken“, meint Fokken.
Bei manch einem steckt aber doch ein Sparzwang angesichts eine ungewissen Zukunft dahinter. Doch wer schon Geld geliehen hat, ist nicht automatisch direkt betroffen: „Aufgrund von Festzinsvereinbarungen sind aktuell nicht ungewöhnlich hohe Schwierigkeiten in der Darlehensrückzahlung zu verzeichnen“, erklärt Fokken für die Sparkasse Vest Recklinghausen. „Wir empfehlen, sich Darlehenszinsen für bestehende Finanzierungen zu sichern.“
Zinsen für viele Jahre im Voraus festlegen
Werkzeuge seien das sogenannte Forward-Darlehen und der aktuell „sehr attraktive“ Bausparvertrag. Hier werden Zinsvereinbarungen für viele Jahre im Voraus zwischen Bank und Darlehensnehmer getroffen. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn die Zinsbindung einer Finanzierung absehbar abläuft. Das ist aber auch immer etwas spekulativ: Ob der Trend von wachsenden Zinsen über viele Jahre anhält, ist angesichts der ungewissen Markt- und Wirtschaftslage unklar. Eine wirtschaftliche Rezession, die uns in Deutschland nach aktuellen Daten bevorsteht, war bisher oft Anlass, den Leitzins zu senken, um Investitionen billiger zu machen und damit anzuregen.
Für den Sparkassen-Sprecher steht eines fest: „Auch in Zukunft ist die Anschaffung einer Immobilie sinnvoll und attraktiv. Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen müssen zwar Viele zurzeit Abstriche bei Größe und Ausstattung machen. Am Grundsatz der sinnvollen Anlage, auch und gerade als Altersvorsorge, ändert sich aber gar nichts“, sagt Stefan Fokken.
Komponenten für die Finanzierung
Bei der Finanzierung solle man alle Komponenten berücksichtigen: Bauspardarlehen, Förderkredite, Zuschüsse vom Staat, Bausparverträge – hier bedürfe es stets individueller Beratung. „Der Bausparvertrag“, so Fokken, „zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass er berechenbare Zinssätze in vielen Jahren zusichert.“
Der sei auch aus einem anderen Grund perspektivisch sinnvoll: „Bei vielen Finanzierungen reicht das Eigenkapital nicht aus. Für Menschen, die einen Erwerb erst in vielen Jahren planen, ist das Bausparen sinnvoll. Mit doppelter Wirkung: Ein Grundstock Eigenkapital ist angespart und ein planbarer Zinssatz für ein Darlehen ist bereits vereinbart“, so Fokken.
Dafür benötigt man aber ein finanzielles Polster im Cash-Flow: Nur wer monatlich mehr Geld einnimmt als er ausgibt, kann etwas ansparen. Zurzeit erleben hier viele Menschen in Deutschland eine große Ungewissheit wegen stark steigender Energiepreise und einer viele über Jahrzehnte nicht mehr gekannte Inflationsrate von annähernd zehn Prozent.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
