Sie waren Castrop-Rauxeler Solarpioniere Wie BürgerSolar 2004 die Energiewende anstupste

Sie waren Solarpioniere: Wie BürgerSolar die Energiewende anstupste
Lesezeit

Zubau-Rekorde bei Photovoltaik-Anlagen gab es in den vergangenen Jahren. Inzwischen gibt es Solarmodule auf vielen Häusern der Stadt, wenngleich der ganz große Wurf noch fehlt: Wann folgen Stromerzeuger auf den Mehrfamilienhäusern? Und warum gibt es noch Hallendächer großer Unternehmen, auf denen nicht ein Solarpaneel liegt? Dabei will auch die Genossenschaft Gemeinschaftsenergie helfen, deren erste Anlage auf dem Dach der Wewole im Erin-Park entstanden ist.

Heute blicken wir aber zurück: Vor etwas mehr als 20 Jahren nahm das Thema in Castrop-Rauxel Fahrt auf. Auch mit einer genossenschaftlichen Idee: Im September 2004 nahm „BürgerSolar“ seine erste Anlage in Betrieb. Es war allerdings nicht die erste in der Stadt. Die ist mindestens sieben Jahre länger am Netz: Im Oktober 1997 ist im Marktstammdatenregister eine Anlage vermerkt, die 1,7 Kilowatt-Peak Strom erzeugt.

Die erste Anlage, die gemeinschaftlich finanziert wurde, entstand dann also sieben Jahre später auf dem Haus von Friedrich Vierhaus an der Bornstraße 10 in Obercastrop. 18 Gesellschaftern waren im Boot. Die Investitionskosten lagen bei rund 22.000 Euro für 3,5 Kilowatt-Peak. Jährlich flossen so 2.991 kWh ins Netz.

Die Cottenburgschule auf Schwerin hat in Castrop-Rauxel eine der frühesten PV-Anlagen.
Die Cottenburgschule auf Schwerin hat in Castrop-Rauxel eine der frühesten PV-Anlagen. © Anissa Sawatzki (2017)

Die nachfolgenden Projekte auf den Dächern des Berufsbildungszentrums, dem Adalbert-Stifter-Gymnasium und der damaligen Janusz-Korczak-Gesamtschule (heute Neue Gesamtschule Ickern) waren umfangreicher. Im Mai 2005 wurde die Anlage auf der Cottenburg-Grundschule auf Schwerin zugeschaltet. Dort erzeugten Module damals 49,50 kWp, also rund 40.000 kWh Strom jährlich. Das war so viel wie rund zehn Vier-Personen-Haushalte im Jahr verbrauchen.

Der Verein BürgerSolar gewann damals innerhalb von zwei Monaten ausreichend Interessierte, die diese Anlage mitfinanzierten: 26 Investoren stellten die erforderlichen 138.455 Euro bereit. Die Mindesteinlage lag bei 500 Euro. Den Gesellschaftern um die Vereinsvorsitzenden Ulrich Werkle und Stellvertreter Heinrich Breuckmann sei nicht die Rendite zwischen 3 und 6 Prozent vorrangig wichtig, sondern der Klimaschutz oberstes Ziel, hieß es damals. Im Jahr 2009 hatte BürgerSolar 433.220 Euro in seine damals drei Photovoltaik-Anlagen in Castrop-Rauxel investiert.

Auf dem Dach der WeWoLe-Werkstatt im Erin-Park im Herbst 2024: Rentner Wolfgang Lipperheide (65) hat bei der Gemeinschaftsenergie viele Mitstreiter und war bei den Arbeitseinsätzen gern dabei.
Auf dem Dach der WeWoLe-Werkstatt im Erin-Park im Herbst 2024: Rentner Wolfgang Lipperheide (65) hat bei der Gemeinschaftsenergie viele Mitstreiter und war bei den Arbeitseinsätzen gern dabei. © Tobias Weckenbrock

Im Jahr 2005 wurde die Einspeisevergütung für Strom aus der Sonne heute schier unglaubliche auf 57,4 Cent pro Kilowattstunde angehoben. Die Anlagen waren zwar in der Anschaffung recht teuer und bei weitem nicht so effizient wie heutige, aber es rechnete sich doch nach einiger Zeit für jeden, der ein gutes Dach hatte und investieren konnte. Der Markt an Solarmodulen und Wechselrichten war damals schnell leergefegt, mit diesem Boom rechneten viele Hersteller nicht.

Auf Einfamilienhäusern ist heute in der Regel Platz für Anlagen von 10 bis 20 Kilowatt-Peak. Im Jahr 2024 wurden allein 528 neue mittelgroße PV-Anlagen ans Netz angeschlossen, die 1 bis 30 kWp erreichen. 2023 waren es sogar 568, also rechnerisch eine bis zwei am Tag.