Christian Schneider ist Vorsitzender im Erin Förder-Türme-Verein und präsentiert auf dem Hammerkopfturm die Facebook-Seite des Vereins. © Tobias Wurzel

Bergbau-Serie

So verändern sich die Aufgaben im Erin Förder-Turm-Verein

Einst gegründet, um den Erin-Turm vor dem Abriss zu bewahren, hat der Verein in zweiter Generation sogar eine Facebookseite. Dabei wollte der Gründer früher nie einem Verein beitreten.

Castrop-Rauxel

, 27.09.2018 / Lesedauer: 4 min

In einem sind sich der Gründer und der aktuelle Vorstand des Erin Förder-Turm-Vereins einig: Geselligkeit hat der Verein nie vorgehabt. Ansonsten haben sich die Prioritäten über die Jahre verändert.

„Es ging nur um den Erhalt“

Aus der Not heraus, dass das Fördergerüst von Erin, Schacht 7, abgerissen werde, hat Klaus Michael Lehmann im Oktober 1984 den Erin Förderturm-Verein gegründet. „Es ging nur um den Erhalt“, betont er. Dass sich der Verein weiterentwickelt, sogar eine Facebook-Seite besitzen wird, hätte Lehmann sich zur Gründungszeit nie gedacht. Allerdings gab es damals quasi auch noch kein Internet, geschweige denn Facebook.

„Für mich war ein Verein immer der Anfang allen Übels“, sagt er. Schlaumeier, die von Satzungspunkten sprechen - soweit sei es trotz Vereinsgründung zum Glück nie gekommen. Lehmann habe nie in einen Verein gewollt, geschweige denn einen Verein gründen wollen. Doch er habe erkannt, dass sein Anliegen nur mehrstimmig erhört wird.

Ein Erfolg mit sieben Gründungsmitgliedern

Schließlich stand der Entschluss, den Turm abzureißen, in den 1980er-Jahren ziemlich sicher. Die Stadt habe den Turm weg haben wollen. „Ich glaube heute mehr denn je, dass das daran lag, dass die Politik unter dem Diktat der Montanindustrie gelitten hat“, sagt Lehmann. Die hätte das Ruhrgebiet praktisch beherrscht, wenngleich sie die Menschen an die Region gebunden hat. Selbst die Bergleute seien gegen einen Erhalt gewesen, erinnert sich Lehmann.

Die Tafel an der Außenwand des Hammerkopfturms wurde von Fördergeldern finanziert. © Tobias Wurzel

Sechs Bekannte hat er von seinem Vorhaben überzeugen können. Das reichte für eine Vereinsgründung. Mit einigen ist er in Ministerien gefahren - mit Erfolg: Dank der NRW-Stiftung des damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau blieb der Turm erhalten und sollte mit den Fördergeldern aufwendig saniert werden.

Fördervertrag über 1 Millionen Euro

„Das war eine Zufälligkeit“, sagt Lehmann. „Das gehört immer zum Erfolg.“ Den Fördervertrag von über 1 Millionen Euro habe er als stellvertretender Auftraggeber mit „zittriger Handschrift“ unterschrieben. Nach der Erfolgsnachricht sei die Mitgliederzahl dann rasant angestiegen: auf knapp 100 Mitglieder.

Auch für den Turm der Herner Zeche Teutoburgia und Erin Schacht 3 (Hammerkopfturm) setzt sich der Verein ein. „Da hatten wir die Aufgabe eigentlich erfüllt.“ Trotzdem ging es mit dem Verein weiter. Das Geld aus den Mitgliederbeiträgen wurde für weitere Reparaturen verwendet.

Wechsel des Vereinsvorsitzenden

Vor etwa vier Jahren hat Christian Schneider den Vereinsvorstand abgelöst. Mit ein paar historischen Fotos könne man keine Aufmerksamkeit mehr für den Verein bekommen. „Man muss natürlich mit der Zeit gehen und das Ganze moderner aufziehen“, sagt er.

Über die Internetpräsenz - also die Facebookseite und die übersichtliche Homepage - habe der Verein es geschafft, mit Bergbau-Interessierten aus Frankreich oder Belgien in Kontakt zu treten. „Das wäre auf dem herkömmlichen Weg nicht möglich gewesen“, so Schneider. Das Interesse am Bergbau sei da, ist er sich sicher. Die Frage sei eher, wie man das nutzt.

Umbruchphase voller Fragen zur Vereinszukunft

Der Verein sei aktuell in einer Umbruchphase. Es werde darüber diskutiert, wie man mit dem Nachwuchs umgeht. Zwar bestehen die Vereinsaufgaben momentan darin, die Türme zu beobachten und Spenden für anstehende Reparaturen zu sammeln. Doch auch ein Stammtisch oder ein Mitgliederfrühstück würde im Verein gut ankommen. Die Frage ist eher wo.

Blick vom Hammerkopfturm auf den Erinturm © Tobias Wurzel

Schließlich verfügt der Verein über keine eigenen Räumlichkeiten für solche Veranstaltungen. Für die jährlichen Versammlungen treffen sich die Mitglieder etwa im Parkbad Süd. Dazu kommt, dass die knapp 100 Mitglieder quer über die Republik verteilt seien, so Schneider. Ein vitales Vereinsleben gestaltet sich daher schwierig.

Führungen auf dem Hammerkopfturm

Dennoch ist Schneider guter Dinge: Zuletzt ist der Hammerkopfturm im Innern vorzeigbar gemacht worden. Abends wird der von LEDs beleuchtet. Führungen sind für zwei Personen bis maximal 14 Personen möglich. Dank der Unterstützung des Vereins sogar kostenlos. Allerdings übernimmt Christian Schneider die Führungen ehrenamtlich. Anfragen bearbeitet er unter anderem auf Facebook.

Die Stadt stellt zum Erhalt der drei Türme ein jährliches Budget von 10.000 Euro. Und Klaus Michael Lehmann? - Der kümmert sich neben seiner Tätigkeit als stellvertretender Vereinsvorsitzender um den Erhalt weiterer Türme in der Umgebung. Aktuell unterstützt er eine Aktion in Oer-Erkenschwick mit seiner Vereinserfahrung.

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