Vom Bauchredner bis zu Latino-Bands und Rammstein-Humor. Bei der Castrop-Rauxeler Nachtfahrt war für jeden etwas dabei. Aber nicht nur das: Auch die Veranstaltungsräume und das kulinarische Angebot waren sehr vielfältig. Wir haben überall mal vorbeigeschaut und fotografiert.
Die Nachtfahrt 2015 zu Gast in der Kulisse. Lieder und Chansons - live und in Farbe, so lautete das Motto des Westfälischen Landestheaters. Tankred Schleinschock, musikalischer Leiter des WLT, stellte auch in diesem Jahr erneut ein unterhaltsames und stimmungsvolles Dinnertheater-Programm zusammen.
Für viele Menschen fing der Abend am Freitag mit Alois Jakubowski an. Pünktlich um 18 Uhr hieß es nämlich: „Alle einsteigen! Auf geht’s zur Nachtfahrt“. Sein Bus zog in einer fünfstündigen Endlosschleife durch die Straßen unserer Stadt, um die Gäste von einem Veranstaltungsort zum nächsten zu bringen.
Die fünfte Nachtfahrt – Comedy trifft Livemusik – nahm am Sportforum ihren Anfang. Dort warteten schon die ersten gutgelaunten Gäste auf den kostenlosen Zeretzke-Shuttleservice.
Ein Schnaps für den Spaß
Hauptorganisator Antonio López Ramos, Geschäftsführer des Sportforums, empfing die Mitreisenden mit einem legendären Schnäpsken und schickte sie auf eine kulturelle Spaßroute.
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So war die Nachtfahrt in Castrop-Rauxel
Vom Bauchredner bis zu Latino-Bands und Rammstein-Humor. Bei der Castrop-Rauxeler Nachtfahrt war für jeden etwas dabei. Aber nicht nur das: Auch die Veranstaltungsräume und das kulinarische Angebot waren sehr vielfältig. Wir haben überall mal vorbeigeschaut und fotografiert.
Vorhang auf für die erste Nachtattraktion hieß es im Verkaufsraum des Autohauses Tiemeyer für den Bauchredner Tim Becker. Die Nervosität des Künstlers war nach einem letzten Soundcheck schnell verflogen. „Sie sind die erste Schicht“, ließ er vernehmen. „Lassen Sie alle Hemmungen fallen – aber nicht so lange – wir haben einen straffen Zeitplan!“ Während der 30-minütigen mitreißenden Show, amüsierte sich das Publikum über die Zwiegespräche Beckers mit seinem Essen. Einem sprechenden Donut, der sogar einen eigenen Präsidenten hat: Donut Obama, mit Schokoüberzug. Oder mit dem abgefahrenen Hippie-Opa Joe, der lieber Gras rauchen, als Heu schnupfen mag. Weitere Gespräche mit Klaus der Wratte (einer Kreuzung zwischen Waschbär und Ratte) und dem übellaunigen, derbe schimpfenden Kaninchen, das die Gäste mit den Worten „Schert euch zum Teufel“ aufforderte weiter seiner Wege zu ziehen, ließ die Zeit wie im Fluge vergehen.
Spanische Tapas, Musik und Entertainment
Weiter ging es in die Stadt. Dort hatten die Reisenden die Qual der Wahl. Sowohl kulinarisch als auch kulturell.
In der „Kulisse“ wartete die Küchencrew mit spanischen Tapas auf, während das musikalische Quartett des Westfälischen Landestheaters die Gäste akustisch verwöhnte. Die schöne rauchige Stimme der Sängerin Ipek Abali schmeckte nach mehr. Immer mehr Menschen strömten in die kleine Theaternische, um die Lieder und Chansons von Tankred Schleinstock, dem musikalischen Leiter, oder Stefanie Kirsten, der Sängerin aus „Liebesperlen“ und Schauspieler Thomas Zimmer zu genießen. Aber während es noch Kritik von der vergangenen Show gab „der Hase war am besten“, so Edgar Pietsch, ein Mitreisender, ging es auch schon zum nächsten Event.
Wer noch nicht genug von der spanischen Kühe hatte, genoss, im nicht weit entfernten „Martins“ ein leckeres, italienisches Büffet. Doch ausnahmsweise war bei Pina und Enzo nicht das Essen, sondern der saukomische, quirlige Entertainer Thomas Nicolai die Hauptattraktion. Im Stundentakt präsentierte er Witze, ein bitterböses Wiegenlied nach „Rammstein-Art“ und eine zum Schreien komische, hinreißende und naturgetreue Grönemeyer-Parodie. Aber auch hier zog die Karawane bald weiter, um den nächsten Show-Act nicht zu verpassen.
Der Star des Abends: Fritz Eckenga
Dicht gedrängt wartete ein Riesenpulk vor dem „Café Residenz“ auf Einlass. Zu groß war der Ansturm auf den Star der witzigen Wortkunst: Fritz Eckenga. Nicht alle Nachtschwärmer kamen in den Genuss seines Auftrittes. Eckenga würzte das französische Buffet mit einer sonoren Stimme und einer umfangreichen Portion lyrischer Gedichte mit witzigem Ausgang. Die Bewunderer des geschliffenen Wortes spendeten viel Applaus. Mit spontanen Lachsalven ehrten sie den Künstler für seine launigen Erzählungen über Apfelpresstage in Nordhessen. Sie standen im krassen Gegensatz zu den Ausführungen einer leckeren Blutente, getränkt in fleischsaftiger Soße mit Champagner. Nach so viel Comedy war für die meisten Nachtfahrtfahrer noch lange nicht Schluss.
Bis tief in die Nacht hinein ließen die Reisenden in einer Lokalität mit Livemusik eine gelungene Kulturnacht ausklingen. Auch hier die Qual der Wahl. Die besten Oldies und Rock-Hits, gepaart mit deftigen Schmankerln aus dem Allgäu, vorgetragen von der Coverband „Wärk2“ im Parkbad Süd, ließen die Fans kräftig feiern.
Ein extra Herbstbier, Rum und Zigarren
Wer lieber Ruhrpott-Klassiker wie Currywurst und 60er Hits von den Lokalmatadoren aus Herne, den „Gerlachos“ genießen wollte, war im Brauhaus Rütershoff genau richtig. Dort hatte Braumeister Mücke sogar extra für die Nachtfahrt ein Herbstbier gebraut. „Im Antrunk eine bittere Note und im Abgang eine herbstliche Süße“, so der Fachmann.
Damit die Gäste aber auch die Gelegenheit hatten, entferntere Eventorte aufzusuchen, wartete Jablonski mit seinem Reisebus darauf, die Besucher ins Haus Oestreich mit Kaluza und Blondell – authentisch, ehrlich und handgemacht, zu bringen. Am weitesten entfernt ging es in südliche Richtung zu Tante Amanda, in die Kneipe, wo das Duo Laumann und Kubulla über die kleinen Dramen des Alltags schwadronierten.
Für eine große Fangemeinde schloss ich der Kreis der Nachtfahrtschleife im Sportforum an der Bahnhofstraße. Dort gingen leckere Cocktails über die Theke. Das ideale Getränk zur lateinamerikanischen Musik. Vorgetragen von den „Los Soñadores“. Mit den Jungs, die für ihre Leidenschaft für Rhythmus, Rum und Zigarren in diesem Jahr zum WDR Sommertalent gewählt wurden, ging eine lange Kulturnacht zu Ende.