Nach 67 Jahren war Schluss: Das Parkbad Süd musste 1993 schließen. Die Stadt musste sparen. Beinahe hätte es den heutigen Veranstaltungsort nicht gegeben. So kam es zum Erhalt.

Castrop

, 29.06.2018, 10:09 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Eigentlich habe ich das Parkbad Süd gehasst“, sagt Philipp Walkenhorst, „das Wasser war so kalt, das war überhaupt nicht meine Welt“. Er sei zum Schwimmunterricht immer hergekommen oder habe sich hier im Sommer mit Freunden getroffen. Heute ist Philipp Walkenhorst Vorsitzender des Vereins „Hände weg vom Stadtgarten“ und war maßgeblich daran beteiligt, dass das Parkbad Süd heute überhaupt noch existiert.

Das Parkbad Süd wurde am 12. September 1926 eingeweiht, erst fünf Jahre später wurde der anliegende Stadtgarten angelegt. Doch im Jahr 1993 sprachen sich die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses (HFA) für die Vorschläge der Sparkommission zu den Einsparungen im Bäderbereich aus. Das beinhaltete die Schließung des Parkbad Süds am Stadtgarten. Mit 9:4-Stimmen stimmte der Haupt- und Finanzausschuss für die Schließung des Südfreibads. Auch der Rat stimmte dafür – mit 27:20-Stimmen.

5551 Unterschriften für den Erhalt des Parkbad Süds

Nach der Schließung sollte das Grundstück als Baugelände ausgewiesen werden. „Als ich das mitbekommen habe, war ich richtig sauer“, so Walkenhorst. Er persönlich war zwar vom Parkbad Süd nicht sehr angetan, dennoch wollte er nicht, dass dieses Stück Tradition von der Bildfläche verschwindet. Es wurde eine Bürgeraktion auf die Beine gestellt. Die Bürgerinitiative „Rettet das Parkbad Süd“ mit 5551 Unterschriften von Bürgern konnte diese Entscheidung von Rat und Verwaltung nicht mehr rückgängig machen.

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„Mir war klar: Ohne einen Verein kommen wir hier nicht weiter“, sagt Walkenhorst. So wurde der Verein „Hände weg vom Stadtgarten“ gegründet und am 16. Februar 1995 ins Vereinsregister eingetragen. Und als erste Aktivität des Vereins wurde ein Antrag bei der Landesdenkmalpflege in Münster und der Landesregierung in Düsseldorf gestellt, um den Stadtgarten unter Denkmalschutz zu stellen.

Seit 1995 unter Denkmalschutz

Ende 1995 kam aus Düsseldorf der Bescheid: Das Stadtgarten und das Schwimmbad stehen ab sofort unter Denkmalschutz. Die Begründung der Landesregierung: „Schwimmbad und Stadtgarten wurden in den wirtschaftsschwachen Krisenjahren zwischen den beiden Weltkriegen erstellt. Als Notstandsarbeiten nach den Vorschriften der produktiven Erwerbslosen-Fürsorge bei freiwilliger Meldung, ist die Errichtung der Freizeitanlage eine Eigenleistung der Castrop-Rauxeler Bürger für ihre persönlichen Bedürfnisse und ein typisches Dokument für die späten Jahre der Weimarer Republik, als allenthalben gemeinnützige Arbeiten zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit durchgeführt wurden.“

Nach der Anerkennung als Denkmal entwickelte der Verein das Nutzungskonzept „Kultur- und Freizeitzentrum Parkbad Süd“ . „Es gab heftige Diskussionen im Verein, wir hatten gar keine Vorstellung und sagten: 'Was sollen wir nun tun?'“ Schließlich bedeutet der Denkmalschutz auch die Pflege des Stadtgartens und des Parkbad Süds.

Das Parkbad Süd heute: Im alten Schwimmbecken kann eine Bühne für verschiedene Kulturveranstaltungen aufgebaut werden.

Das Parkbad Süd heute: Im alten Schwimmbecken kann eine Bühne für verschiedene Kulturveranstaltungen aufgebaut werden. © Archiv

Doch der Verein hatte etwas Glück: Er wurde von der IBA (Internationale Bauausstellung Emscherpark) 1997 in ihr Projekt „Initiative ergreifen“ aufgenommen. Für 1,5 Millionen DM, davon 1,35 Millionen IBA-Gelder und 150.000 DM vom Verein, wurde das Parkbad Süd in Castrop restauriert - in Eigenleistung. Im Jahr 2001 wurde das Parkbad dann als „freundlicher Veranstaltungsort“ wieder eröffnet. Eine Gastronomie fand in den Räumlichkeiten ebenfalls ihren Platz. „Es herrschte von Anfang an ein angenehmes Ambiente“, so Walkenhorst.

Mit der Entwicklung des Veranstaltungsortes ist er heute zufrieden. „Wir sind froh, dass es nun in einem guten Zustand ist“, sagt der Vorsitzende des Vereins. Allerdings gebe es heute nicht mehr so viele Kulturveranstaltungen im Parkbad Süd wie vor einigen Jahren noch. „Wir sind am Rand dessen, was wir neben unserer normalen Arbeit leisten können“, so Walkenhorst. Daher arbeite der Verein derzeit etwas auf Sparflamme.

Weiterhin ein Treffpunkt für die Bürger

Dennoch finden dort weiterhin Veranstaltungen statt, wie beispielsweise „Bühne raus“ vom Westfälischen Landestheater. Walkenhorst sagt: „Das ist natürlich auch eine große Freude für uns und ganz im Sinne der damaligen Zielvereinbarung mit der IBA Emscherpark, das Parkbad Süd in neuem Gewand weiterhin als Treffpunkt und Kristallisationspunkt für die Bürger Castrop-Rauxels zu erhalten.“