So helfen Pflastersteine in Castrop beim Klimaschutz
Luft bleibt sauber
Auf dem Castrop-Rauxeler Marktplatz reinigen seit einiger Zeit Pflastersteine die Luft. Das besondere Pflaster wehrt sich sogar gegen Kaugummi und Lebensmittelreste. Wie die Steine funktionieren und ob die Wirkung tatsächlich erwiesen ist, erfahren Sie hier.

Frische Luft für den Castroper Markt durch das neue AirClean-Pflaster.
Sogenannte Airclean-Steine wandeln auf dem Marktplatz in Castrop-Rauxel schädliche Stickoxide in harmloses Nitrat um und halten damit die Luft sauber. Was sich zunächst kurios anhört, hat einen ernsten Hintergrund: "In Castrop waren wir bei der Vorwarnstufe, was Stickoxide betrifft", erklärt Thorsten Werth-von Kampen vom Stadtbetrieb EUV.
Da sei man auf die Idee des Airclean-Pflasters gestoßen, das schließlich die Luft aktiv sauberer mache, so der stellvertretende EUV-Chef. "Die Politik war davon relativ leicht zu überzeugen." Schließlich sei die Wirksamkeit des Pflasters erwiesen.
Steine getestet
Die Firma Franz Carl Nüdling Basaltwerke aus Fulda hat das Pflaster entwickelt, Teststrecken gebaut und Messungen vorgenommen. Das Fraunhofer-Institut hat die Steine ebenfalls getestet. Airclean, so das Institut, würde die Luftqualität "signifikant und schnell" verbessern.
Dazu wird der Beton, aus dem die Steine bestehen, mit Titanoxid gemischt. Das ist ein Stoff, der auch in der Industrie als Farbgeber angewendet wird, so beispielsweise bei Bonbons, Zahnpasta oder Lacken (Farbe Titanweiß). Das Titanoxid hat aber noch einen anderen Effekt, den sich das Fuldaer Unternehmen zunutze macht.
Gutes Wetter hilft der Luft
Unter Sonnenlicht regt das Titanoxid bestimmte chemische Reaktionen an, die schädliche Stickoxide in harmlose Nitrate umwandeln. Das Fraunhofer-Institut beobachtete Abbauraten für Stickoxide von 20 bis 30 Prozent innerhalb von drei Tagen. Starke Sonneneinstrahlung begünstigt den Prozess. Das heißt: Gutes Wetter in Castrop-Rauxel bedeutet auch bessere Luft am Marktplatz.
Sogar gegen Kaugummis, Lebensmittelreste und andere Ablagerungen auf dem Boden kann das Pflaster helfen. "Das Titanoxid begünstigt die Zersetzung organischer Stoffe", sagt Werth-von Kampen.
In Italien, wo die Sonne natürlich intensiver scheint, wurde das Pflaster in einigen Städten schon weiträumig verlegt. Deutsche Städte, wie das hessische Fulda oder Bad Salzungen in Thüringen, verwenden die Steine an ausgewählten Orten. "Massive Effekte sind nach Einschätzung der Verwaltung nicht zu erwarten", sagt Johannes Helder, Sprecher der Stadt Fulda. Denn die Flächen seien vergleichsweise klein.
Teures Pflaster
Ähnlich sieht es in Castrop-Rauxel aus. "Wir werden keine Messungen vornehmen, um den Effekt der Steine zu testen. Aber wir gehen davon aus, dass wir damit einen sinnvollen Beitrag zum Umweltschutz in unserer Stadt geleistet haben", sagt Thorsten Werth-von Kampen. Ob die Steine auch an anderer Stelle verlegt werden, sei noch offen.
Doch Airclean ist ein teures Pflaster. 28.000 Euro mehr als herkömmliche Steine hat das neue Pflaster gekostet. Dieser Aufwand wurde durch den Energiefonds aufgefangen, den RWE speist. Er wurde im Rahmen der Konzessionsverträge ausgehandelt und soll Umwelt- und Klimaschutz fördern. "Da passt das Pflaster gut hinein", sagt Werth-von Kampen. Daher sei die Finanzierung kaum auf Widerstand gestoßen.
- Marktplätze ,
- Umwelt ,
- Klimaschutz ,
- RWE AG ,
- Castrop-Rauxel