Es ist und bleibt ein Aufreger: das Hochhaus an der Langen Straße 107. Beim Stadtteilspaziergang mit dem Bürgermeister machten Anwohner ihrem Ärger Luft. Es gab aber auch konstruktive Ideen.

Habinghorst

, 09.08.2018, 19:49 Uhr / Lesedauer: 3 min

Als die Gruppe von knapp 20 Personen beim Stadteilspaziergang mit Bürgermeister Rajko Kravanja am Mittwochabend vor dem Haus Nummer 107 an der Langen Straße in Habinghorst Halt macht, setzt sich Einiges in Bewegung. Zwei Sprinter mit bulgarischem Kennzeichen, die vor dem Haus geparkt waren, werden kurzerhand weggefahren – wahrscheinlich zur Querstraße.

Von den zahlreichen Balkonen schauen mehrere Augenpaare aus den höheren Stockwerken kritisch hinab auf die Gruppe. Sie lehnen sich über die Balkonbegrenzung und sprechen miteinander, zeigen dabei immer wieder in Richtung der Personengruppe um den Bürgermeister. Und die Gruppe wiederum spricht über das Haus, in dem etwa 200 Menschen gemeldet sind.

Befürchtungen über „No-Go-Areas“

Bürgermeister Rajko Kravanja beschwichtigt die aufgebrachten Anwohner: „Niemand muss sich Sorgen machen, in das Haus reinzugehen.“ Anwohner befürchten nach eigenen Aussagen, dass sich an der Langen Straße Verhältnisse wie in Duisburg oder der Dortmunder Nordstadt einstellen könnten, wo es immer wieder unbestätigte Gerüchte über sogenannte „No-go-Areas“ gibt. „So weit sind wir hier lange nicht, es besteht keine unmittelbare Gefahr von Bewohnern oder Besuchern dieses Hauses“, so Kravanja. „Es ist einfach nur eine große Zahl von Menschen, die in einem Haus wohnt.“

Auch die Polizei will die Anwohner beruhigen. „Wir wissen um die Beschwerden und nehmen das ernst“, so Polizeisprecherin Ramona Hörst.

Das Hochhaus an der Langen Straße 107 in Habinghorst im Hintergrund war ein großer Bestandteil der Diskussionen zwischen der Stadtverwaltung um Bürgermeister Rajko Kravanja (2.v.l.) und den Anwohnern.

Das Hochhaus an der Langen Straße 107 in Habinghorst im Hintergrund war ein großer Bestandteil der Diskussionen zwischen der Stadtverwaltung um Bürgermeister Rajko Kravanja (2.v.l.) und den Anwohnern. © Marcel Witte

Doch die Anwohner, die nicht namentlich genannt werden wollen, teilen beim Stadtspaziergang andere Erfahrungen mit. „Wenn wir Gäste bekommen, schämen wir uns für unsere Gegend“, sagt eine Frau. Sie wohnt an der Querstraße, also in unmittelbarer Nähe zur Langen Straße. „Nachts herrscht hier mächtig Betrieb, bis zu acht Sprinter stehen hier zum Teil Tür an Tür, um Dinge von einem ins andere Auto zu laden“, so die Frau.

Ihr geht es vor allem um den kurzen Abschnitt von der Kreuzung Querstraße/Nordstraße bis hin zum Habinghorster Markt. „Wir haben hier nur noch Theater, eines Nachts stand hier sogar ein Sattelschlepper zum Umladen von Autos. Auch alte Fernseher und Möbel werden hier an der Straße einfach abgestellt“, sagt ein Mann.

Anwohner wollen eine Parkverbotszone

Der abgeladene Müll werde aber nicht nur an der Querstraße verteilt, sondern auch auf den Grundstücken der Anwohner. Ein Mann zeigt einen Teil seines Grundstücks, das direkt diesen Straßenabschnitt grenzt. Hinter den Hecken liegt viel Müll, sogar ein großer Koffer wurde hier entsorgt. Eines ist zumindest klar: Die Sprinter, die hier geparkt werden, gehören laut Philipp Röhnert vom Bereich Stadtplanung und Bauordnung zu Bewohnern des Hauses 107 der Langen Straße.

Bürgermeister Rajko Kravanja kann diesen Schilderungen nur wenig entgegnen. Die Anwohner fänden die Idee ganz gut, auf diesem Straßenabschnitt ein temporäres Halteverbot einzurichten. Denn die Straße sei an diesem Abschnitt regelmäßig stark verdreckt, doch das Reinigungsfahrzeug des EUV käme nicht an diese Stellen, da diese zugeparkt seien. Zudem soll so den hier geparkten Sprintern aus Bulgarien Einhalt geboten werden.

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„Wenn wir hier jetzt ein Parkverbot auferlegen, dann ziehen die Leute mit ihren Autos doch einfach nur ein, zwei Straßenabschnitte weiter. Dann haben die nächsten Leute das Problem am Hals“, so Rajko Kravanja. „Das Problem müssen wir anders anpacken. Mit den Gesetzen, die wir derzeit haben, sind uns allerdings die Hände gebunden.“ Solche Probleme gäbe es nicht nur in Castrop-Rauxel, sondern auch in anderen Städten. Beim deutschen Städtetag werde daher laut Kravanja nach einer Lösung gesucht.

Konstruktiver Vorschlag wird abgeschmettert

Lösungen suchen auch die Anwohner. Vor allem im Umgang mit den Bewohnern des Hauses 107 der Langen Straße. Ein Vorschlag eines Anwohners wurde allerdings von einem weiteren Teil der Anwohner niedergeschmettert. „Wir müssen den Leuten auch das richtige Verhalten vorleben, das bedeutet auch einfach mal den Müll von der Straße vor deren Augen aufzuheben, auch wenn es nicht unser Müll ist. Das führt zu einem Lernprozess“, so der Mann. Ein Großteil der Anwohner sieht das aber nicht ein. „Es kann nicht sein, dass wir den Müll anderer aufheben müssen“, heißt es. Das letzte Wort ist hier also noch nicht gesprochen.

Im Bereich des Penny-Supermarkts an der Langen Straße wird des Öfteren der Gehweg zugeparkt.

Im Bereich des Penny-Supermarkts an der Langen Straße wird des Öfteren der Gehweg zugeparkt. © Marcel Witte

Doch es gab beim Stadtteilspaziergang auch noch andere Dinge zu besprechen. So unter anderem die Parksituation vor dem Penny-Supermarkt an der Langen Straße. „Zu gewissen Zeiten wird hier alles zugeparkt“, sagt Bernd Goerke von der SPD. Die Autofahrer halten an den Kreuzungen die Schutzzonen nicht ein, zudem wird der Gehweg vor und hinter dem Penny zugeparkt. „Leute mit Rollator kommen hier dann nicht durch“, so Goerke.

Auch für den Busverkehr seien die parkenden Autos ein Hindernis, denn ein Begegnungsverkehr kann an dieser Stelle nicht stattfinden. Der Bus in Richtung Ickern muss an der Haltestelle Hugostraße warten, bis der Bus aus der Gegenrichtung die Stelle vor dem Penny passiert hat. Der anwesende EUV-Chef Michael Werner stimmt zu, dass an dieser Stelle etwas passieren müsse. Bernd Goerke sagt: „Vielleicht könnte es an dieser Stelle helfen, wenn auf der Seite des Pennys Poller errichtet werden, damit dort nicht mehr der Gehweg zugeparkt wird.“

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