Eine Warntafel macht die Besucher des Ärztehauses auf Schwerin darauf aufmerksam, wie sie mit ihren Virus-Verdachts-Infektionen umgehen sollen. Das Coronavirus sorgt für große Unsicherheit in Teilen der Bevölkerung.

© Tobias Weckenbrock

„So ein Unsinn!“ Ickerner Molekular-Biologin schimpft über Panik zum Coronavirus

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Manchem bereitet das Coronavirus Sorge. Vielen aber geht die Hysterie darum zu weit. „Diese Panik macht mich wahnsinnig“, sagt eine Ickerner Biologin. Sie hat ihrem Unmut jetzt Luft gemacht.

Ickern

, 07.03.2020, 11:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Coronavirus sorgt seit Wochen für Sorgen in ganz Deutschland. Die Hysterie einiger Mitbürger kennt dabei keine Grenzen: Hamsterkäufe, ausverkauftes Desinfektionsmittel oder Atemmasken, die aus Krankenhäusern und Arztpraxen gestohlen werden, sind dabei die extremsten Reaktionen. Einer Castrop-Rauxeler Biologin ist nun der Kragen geplatzt.

Auf Facebook macht Jutta Schiffer aus Ickern ihrem Ärger Luft: „Diese Panik macht mich wahnsinnig - aus verschiedenen Gründen.“ Die 57-Jährige hat einen Doktor in Molekularbiologie und ist ehemalige Pharmareferentin. „Das ist zwar ein Weilchen her, aber die grundlegenden Mechanismen von Bakterien und Viren ändern sich ja nicht“, erklärt Schiffer auf Nachfrage unserer Redaktion.

Virus bereits mutiert

„Die Menschen, die am wenigsten zu befürchten haben, machen die größte Welle.

Wer unter 65 ist, ein funktionierendes Immunsystem hat und ein bisschen auf seine Lebensführung achtet, hat hierzulande wenig zu befürchten“, betont die Molekularbiologin in ihrem langen Beitrag in der Facebook-Gruppe „Du bist Ickerner, wenn...“.

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Schiffer erklärt, dass nachgewiesen sei, dass das Virus mittlerweile mutiert ist und die in Europa auftretenden Varianten nicht so gefährlich seien wie die in China. Kinder könnten das Virus zwar bekommen, aber an dem Virus gestorben sei noch keines. Auch gäbe es hier keinen einzigen Fall mit einem schweren Verlauf.

Jutta Schiffer, Biologin aus Ickern, ist jetzt der Kragen geplatzt. Sie hat der Coronavirus-Hysterie jetzt einen ausführlichen Beitrag bei Facebook entgegen gesetzt.

Jutta Schiffer, Biologin aus Ickern, ist jetzt der Kragen geplatzt. Sie hat der Coronavirus-Hysterie jetzt einen ausführlichen Beitrag bei Facebook entgegen gesetzt. © Silja Fröhlich

Mehr Grippe-Tote

Schiffer regt sich darüber auf, dass in der Zeit, seit das Virus bekannt ist, knapp 2000 Menschen weltweit an der normalen Influenza-Infektion gestorben seien. „In Deutschland sind alleine in der Woche vom 19. - 26. Februar 18.000 Neuinfektionen mit der Grippe und 161 Tote gemeldet worden (Quelle: svz.de / Bezahlschranke)“, schreibt sie weiter.

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Auch Verschwörungstheorien verursachen Schiffer Kopfschmerzen. „Fakt ist: Corona gibt es schon lange. Fakt ist auch: Corona hat eine ähnliche Mutationsrate wie Influenza. Also ist es doch logisch, dass es irgendwann mal eine Variante gibt, die schlimmere Symptome verursacht als die vorherigen.“ Dass dieses nun in einer der am dichtest besiedelten Gegenden Chinas ausgebrochen sei, sei ebenfalls logisch: „Viele Wirte eng beieinander = viele Möglichkeiten für eine Mutation.“

30 Packungen Nudeln

Schiffer geht in ihrem Beitrag auch auf die Hamsterkäufe ein. „Überflüssig wie ein Kropf. Bei einer Grippewelle wird auch nicht gehamstert. Warum wohl? Grippe kennt man. Gegen Grippe kann man impfen. Grippe ist doch nicht so schlimm.

Ja von wegen.“

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Auch zum Thema Desinfektionsmittel hat Schiffer einiges zu sagen „Desinfektionsmittel hamstern - auch so ein Unsinn. Hände waschen, Menschenmengen meiden, Abstand halten, fertig.“ Die einzigen Masken, die gegen die Viren nützten, seien FFP2 Masken. „Und die behält man freiwillig nicht länger als eine Stunde auf. Maximal.“

Nicht von Hysterie anstecken lassen

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt die Ickernerin, dass ihr Ziel sei, die Leute aus ihrer Hysterie zu holen. „Damit sie nicht am Ende 30 Packungen Nudeln nach dem Ablaufdatum wegschmeißen“, so Schiffer.

So gibt die Biologin den Leuten auch noch ein paar Tipps mit auf den Weg: „Schiebt Arztbesuche auf, die nicht dringend sind. Wenn ihr hustet und Fieber habt, wendet euch zuerst ans Gesundheitsamt - die sagen euch, was zu tun ist. Belagert nicht die Arztpraxen. Setzt nicht diejenigen einem Risiko aus, die noch die Verantwortung für viele andere haben, die andere Krankheiten haben. Passt auf euch auf, übernehmt Verantwortung für euch und eure Lieben und lasst euch von der Hysterie nicht anstecken!“

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