Beunruhigung nach dem Anti-Terror-Einsatz So denken die Menschen in Castrop-Rauxel

So denken die Menschen in Castrop-Rauxel über den Anti-Terror-Einsatz
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Dass ausgerechnet Castrop-Rauxel zum Schauplatz eines großen Anti-Terror-Einsatzes werden würde, können die Menschen aus der Stadt und ihrer Umgebung immer noch nicht so richtig fassen. Rita Hermeier wohnt in Dortmund-Oestrich, unweit der Stadtgrenze Castrop-Rauxel. Sie geht oft im Einkaufszentrum am Münsterplatz shoppen. Als sie aus den Nachrichten vom Anti-Terror-Einsatz an der Langen Straße erfuhr, war sie einerseits überrascht, andererseits aber auch erleichtert.

„Ich hätte nicht gedacht, dass das auch hier passieren kann. Nun bin ich froh darüber, dass der Beschuldigte zügig aufgefunden wurde“, sagt sie. Zu denken gibt ihr, dass einer der Beschuldigten bereits eine Haftstrafe wegen versuchten Mordes abbüßt: „Das ist auf jeden Fall beunruhigend und man macht sich so seine Gedanken.“ Angst habe sie zwar nicht, allerdings sollten die Behörden strenger kontrollieren, vor allem diejenigen, die in der Vergangenheit bereits auffällig gewesen seien.

Mehr Überwachung die Lösung?

Auf den ersten Blick könnte man den Einsatz in Castrop-Rauxel als einen Erfolg der Behörden verbuchen. Wenn da nicht der Umstand wäre, dass erst das FBI den entscheidenden Hinweis gab. NRW-Innenminister Herbert Reul erklärte öffentlich gegenüber dem ZDF, dass die Politik zu lange weggeschaut habe und die Möglichkeiten der Vorratsdatenspeicherung stärker nutzen müsse.

Auch Manfred Krause aus Castrop-Rauxel hofft nun darauf, dass die deutschen Behörden in Zukunft noch sorgfältiger arbeiten: „Es ist schlimm, dass man solche Zustände hier erlaubt. Man sollte die Überprüfung und eventuell auch die Überwachung stärker ausbauen.“ Aber er wünscht sich auch, dass die Behörden dabei Augenmaß walten lassen: „Wir wollen ja schließlich kein Überwachungsstaat werden.“

Manfred Krause in der Castrop-Rauxeler Altstadt.
Manfred Krause aus Castrop-Rauxel hat keine Angst vor Terror, wünscht sich aber mehr Konsequenz der Politik: "Es ist schlimm, dass man solche Zustände hier erlaubt!" © Jörn Duddeck

Iris Grollmann aus Castrop-Rauxel beschäftigt sich hingegen vor allem damit, wie man Zugewanderte besser in die Gesellschaft integrieren kann. Diese Frage stellt sie sich vor dem Hintergrund, dass beide Brüder Monir und Jalal J. 2015 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen waren. „Die junge Generation der Zuwanderer aus den islamischen Ländern ist hier nicht richtig angekommen. Man hat versäumt, sie richtig mitzunehmen.“ Sie würden sich nicht richtig zu Hause fühlen und stattdessen eher versuchen, sich von der Gesellschaft abzugrenzen. Was man ändern könnte?

Stadtteilfeste können helfen

Eine Möglichkeit wäre, vermehrt Stadtteilfeste in Castrop-Rauxel auszurichten. Als positives Beispiel diene das AGORA Kulturzentrum in Ickern: „Auf solchen Festen besteht die Möglichkeit, von Mensch zu Mensch Gemeinsamkeiten zu finden.“ Raum für Verbesserungen gibt es also. Eins wird in den Gesprächen mit den Leuten aber auch deutlich: Niemand ist aufgrund der Ereignisse auf einmal ängstlich oder verunsichert. Krause bringt es auf den Punkt: „Dann müsste man ja nur noch Angst haben. Das würde mir mein restliches Leben zu sehr beeinträchtigen.“

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